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Kunst und Künstler: illustrierte Monatsschrift für bildende Kunst und Kunstgewerbe — 16.1918

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Heft 6
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Gronau, Georg: Piero della Francesca
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https://doi.org/10.11588/diglit.4745#0225

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zugleich nicht leicht ver-
gessen haben.

Von Pieros Anfän-
gen wissen wir nichts;
und wie von vielen
grossen Meistern jener
Epoche steht auch von
ihm das Geburtsjahr
nicht einmal annähernd
fest. Ein Dokument
jedoch von der dürf-
tigsten Form, aber un-
schätzbar für den For-
scher, der den Wert
solcher Dinge allein
völlig zu übersehen ver-
mag, giebt hier eine
wünschenswerte Klar-
heit. Es ist eine Zahlung
aus dem Jahr 1439, die
sich in den Rechnungs-
büchern des Florentiner
Hospitals von S. Maria
Nuova erhalten hat.
Piero erscheint hier als
Gehülfe des Malers
Domenico Veneziano,
welcher damals mit der
Ausmalung des Chors
der zum Hospital ge-
hörigen Kirche von
Sant' Egidio beschäftigt
war. Domenicos Art
müssen wir nicht ohne
Schwierigkeit aus we-
sentlich zwei Werken
(von denen das eine
auch nur in Fragmenten
— in der Londoner
National Gallery —
auf uns gekommen ist) und aus literarischer Uber-
lieferung zu rekonstruieren suchen. So viel ersehen
wir: schon ihn hat das Problem des Lichts be-
schäftigt. Auf seinem Hauptwerk, dem Altar in
den Uffizien, zu dem ein reizendes Predellenstück
aus der Legende der heiligen Lucia im Kaiser
Friedrich-Museum gehört, sieht man deutlich das
Bestreben vorwalten, mit einheitlicher Sonnen-
beleuchtung die Tafel zu erfüllen und in dem so
geschaffenen Räume die Gestalten angemessen zu
verteilen. Man darf hier nur nicht etwa an die

PIERO DELL A FRANCESCA, ALTARBILD. AUSSCHNITT
BORGO SAN SKPOLCRO, PAL. GOMUNALE

Helligkeit der Pleinairmalerei denken; es ist wie
Sonnenlicht bei bedecktem Himmel, aber immerhin
war in jener Zeit schon dieser Wille zur Hellig-
keit bedeutungsvoll und zukunftweisend.

Das war der Mann, dessen Gehülfe Piero als
junger Mensch gewesen ist; doch wohl kaum sein
erster Lehrer. Die Anfangsgründe der Kunst, das
heisst wesentlich die handwerkliche Erfahrung, hatte
er sicherlich daheim gelernt; eine solide Grund-
lage Hess sich in der damaligen Zeit, wo die Kunst
zunächst Handwerk war, überall legen. Den schon

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