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Seit viertausend Zahreu
haben Philosophen, Dichter und Religionilehrer die Krankheiten der menschlichen Seele zu ergründen, zu heilen gesucht. Aber welche Resultate haben alle diese
Bemühungen gehabt 1 Nach den neuesten Berechnungen haben wir heut unter 120,000 Individuen Fälscher, Betrüger, Meineidige, Säuser und Ehebrecher
weniger als 1976 vor Christo unter SemiramiS. Woher nun diese geringe Ausbeute der Tugend In 3827 Jahren 7 Monaten und 18 Tagen? Die Antwort
ist einfach: durch die bisher nur geringe Verbreitung de»
Frankfurter Apfelweins,
Haupt-Niederlage Lripzigerstraße Nr. II, bei Ioh. Christ. Wilh. Petsch.
Denn ohne Gesundheit des Körper» keine Gesundheit der Seele! Ohne Apfelwein aber überhaupt keine Gesundheit!
Leset die Zeitungen! Hier ein kleiner Knabe der jwanzig Jahr an Knochenfraß gelitten, — dort ein Greis der mit krummen Beinen aus die
Welt gekommen, — dem Frankfurter Apfelwein danken sie öffentlich ihre Genesung!
Wo aber kann sich die Heilkunst, die Arzneiwijsenschaft seit HippokrateS und Galenu« ähnlicher Erfolge rühmen? Was unsere Acrzte betrifft,
schweigen wir über ihre Wirksamkeit. Die Berliner Presse besitzt, Gott lei Dank, noch ein Journal, welches die Leistungen dieser Herren ebenso gründlich als
ausführlich bespricht und dessen Unparteilichkeit wohl über alle Zweifel erhaben ist: die Berliner Todtenliste.
Wer aber fragen wir, ist schon an Frankfurter Apfelwein gestorben? Wer hat sich darüber beklagt? Nein! Gesundheit, Körperkraft,
LebenSmuth, Frohsinn, Heiterkeit, Wohlstand, Recht, Freiheit dankt dem Frankfurter Apfelwein hier ein Vater, dort eine Tochter, hier der
Onkel, dort die Tante mit gesperrten Lettern!
Und wer war der größte Minister unter den Dichtern? Und wer der größte Dickter unter den Ministern?
Wolfgang von Götbe!
Wo war er geboren?
In Frankfurt am Main!
Und was trank er? "
Frankfurter Apfelwein! Denn: .An der Quelle saß der Knabe" und: .Wozu immer weiter schweifen, sieh' das Gute liegt so
nab!" sind seine eigenen Worte! Und Ludwig Börne, der heldenmüthige Vortänzer des Deutschen Contre-Tanze»? Und Rothschild, der große
Omnibuskutscher des neunzehnten Jahrhundert», der Alle» umwerfen kann?
Wcß Geiste» Kinder sind sie? Frankfurter Kinder! Und wer will behaupten, daß der Apfel ihres Landes nie Einfluß aus sie gehabt?
Und wahrhaftig! Hätte 1849 die Deutsche National - Versammlung — hätte Heinrich von Gagern — einen Schoppen Herr Petsch! mir
wird eklich!
Der Frankfurter Apfelwein reinigt dai Blut, befreit von bösen Säften und hebt alle Stockungen. Und
Stockungen! Stockungen! Stockungen!
Sie sind die große Krankbeit unserer Zeit. Wir waren zu sehr versessen auf unsere Ruhe, — wir haben zu lange krumm gelegen, —
wir haben uns zu wenig Bewegung gemacht, wir sind zu stark geworden, — wir müssen wieder mager werde», wir müssen 1813, 1814, ja 1813
Flaschen Apfelwein täglich consumircn.
Bekränzt mit Laub den lieben vollen Becker
Und trinkt ihn fröhlich leer.
In ganz Europia, ihr Herren Zecher,
Ist solch ein Wein nicht mehr!
Kladderadatsch.

FeU i l
Herr OScar von Redwitz hat bereits einen zweijährigen Urlaub
angctrctcn, um „in Ruhe und Abgeschiedenheit zu versuchen, das christliche
Drama wieder zu rcstauriren."
Da bei dem nächstens zu eröffnenden neuen Theater des Herrn Cers
noch einige Engagement» unbesetzt sein möchten, so erlauben wir uns, Heim
OScar von Redwitz als passendsten Candidaten für die Stelle eines
Restaurant» der christlichen Loealposse vorzuschlagcn. Die christlich-
romantilchcn Couplets würde vielleicht Herr Emanuel Geibel in
Lieferung zu nehmen bereit sein.

Die Vossischc Zeitung berichtet, daß der frühere Polizei-Präsident
von Berlin, Herr von Minuloli, von Barcelona auS eine kleine Sammlung
von Schmetterlingen hicrhergeschickt habe.
ES sollen dies die .Schmetterlinge de» Völkerfr.ühlingS" sein,
welche erst jetzt au» den Raupen gekrochen sind, die Herr von Minutoli als
vrojcctirtcr Bürgcrwehrgeneral im Kopfe gehabt hat.
Die Englischen Blätter berichten, daß der Englich-Amerikanische Fischer-
Flotten-Scandal.cincm ehrenhaften Ende nahe sei. Daß der Deutsche Fisch er-
Flotten-Scandal ein solches zu erwarten habe, davon haben Deutsche
Blätter bis jetzt noch kein Wort gemeldet. Pfui über die Deutsche Presse!

l e t o n.
Da» Grabmal des Herzog» von Enghien ist nach dem Berichte de»
Moniteur nur darum von seiner bisherigen Stelle entfernt worden, weil ei
die Svmmetrie störte.
Sonderbarer Weis« hat sich durch seine Versetzung die Ansicht nicht
geändert: eS ist und bleibt, auch vom jetzigen Standpunkte au» be-
trachtet, ein die Aussicht störendes Denkmal Napoleoniscker Diktatur.
Die in der Friedrich-Wilhelmostadt früher ost gegebene Posse „der
Einzige" soll auch in der letzten Zeit in jenem Theater wiederholt zur Auf-
fübrung gekommen, der Schauplatz der Handlung soll aber nicht die Bühne
sondern da» Parguet gewesen sein.
Nicht immer alle» nachmachen!
Victor,».
kourquo, >>»»?
I-»beII».
Die Däne» wollen Rendsburg schleifen. Die Deutschen haben selbst
dieser Festung die Spitze abgebrochen und sie so abgestumpft, daß sich die
Rendödurger geduldig werden schleifen lassen.
 
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