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Es ist entschieden!

Die alle Zeit ist obgctban, die neue bricht herein. Der Streit der
Mrenden Elemente ist ausgekämpft, der Zersetzungsprozeß vollendet, und auf
die Trümmer .einer untcrgcgangcncn Menschheit schaut stolz mit Siegerblick
der Herrscher der neuen Welt — das Pferd.
Die alten Mächte sind todt: die Presse ist gebunden, die Katheder
wacklig und die Tribüne ridicül geworden. Die alten Interessen sind absor-
birt; der Gegensatz christlich-germanischer und modern-französischer
Anschauungen ist in eine neue Phase getreten, und seine dialektische Formel
heißt: Renz und Dejean.
Die Cultur gehört den Pferden, die Dressur ist für den Menschen.
Nicht da« lebendige Recht, nicht die historische Tradition — das Pferd ist der
einzige Boden, auf welchem noch Erfolge zu erringen sind. Die Kunst geht
nicht mehr, sondern sie reitet nach Brot. Die » Shakespeare'schen
Charaktere", welche durch die Menschen auf den Hund gekommen, sind jetzt
zu Pferde rchabilitirt. DaS Ballet muß geritten werden, wenn man es
vollständig genießen will, und selbst »Robert der Teufel" macht sich auf
zwei Pferden besser als im Opernhausc. Die Politik produeirt sich im
Carriöre, alle Kammern müssen springen, und die Executive hat sich
aufs hohe Pferd gesetzt. Die Wissenschaft pirouettirt, und die hohe
Schule wird L xrancke» guicke» geritten. Darum —
Frisch auf, Äamcradcn, auf's Pferd, auf's Pferd!
Nicht eher wird das Interesse der Völker sich euch wieder zuwcnben.
Wenn aber erst Herr von Gerlach reitend seine EommissionSberichte er-
stattet — wenn berittene Regierungscommissarien die Zeitungssteucr
vertheidigen — wenn reitende Geschworene zu Gericht sitzen — wenn
die Professoren aus der Cavallcrie rckrutirt weiden —wenn die Birch-
Pfciffer ihre Stücke zu Pferde produeirt —dann ist die Zeit gekommen,
wo unsre Mission erfüllt sein wird, und wir Deutschlands herrliche Zukunft
nihig in die Hände kommender Geschlechter legen können!
Kladderadatsch.
 
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