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2
Geschwiildmnrsch.


O saulc Zeit, wie trag' dein Ftnh!
Kein fester Wille, kein Entschluß
Der leidenden Welt zum Heile!
Wohin man horcht, jo hier als dort,
Allüberall dasselbe Wort,
Das böse: Eile mit Weile!
Was thu' ich — fragt ein Prätendent —
Daß mir mein Erbland ungctrcnnt,
Herr Kaiser, wird zu Thcile? —
Daraus der Parvenü voll Huld:
Faßt Euch, Herr Herzog, in Geduld
Für heut: Eile mit Weile!
Wir bieten — rust die Turnerschaar —
Dir freudig Gut und Leben dar.
Ruf uns durch eine Zeile!
Ta schreibt der Fürst: Vielleicht — wofern —
Ja, wenn — jedoch — ja dann — recht gern —
Jetzt aber: Eile mit Weile!

Wer ist s, dem Schleswigs Thron gebührt?
Man hat uns lang' genug geführt
Herum am Narren seile!
Weiß Keiner, wer Reckt haben mag?
So rede du jetzt, Bundestag! —
Nicht drängen! Eile mit Weile!
Laßt vorwärts gehn uns mit Gewalt!
Warum gebietet ihr uns Halt
Schon auf der erste« Meile?
Wozu die Rast, Herr Eommissar? —
Ja — spricht der Herr — 's ist traurig zwar;
Doch, Kinder: Eile mit Weile!
Reiß aus, reiß aus jetzt, Hannemann!
Die Sachsen rücken wirklick an,
Und du kriegst wirklich Keile! .
Der Däne lacht ins Fäustchen hinein:
„'S wird wohl, ihr Herrn, so schlimm nicht sein!
Heil, Wien! Und — Eile mit Weile!
MMcinkMlsch


R r i e f w e ch s e k.

I.
Beller Michel an Beller Louis.

Lieber Beller
Da es mir jchl >'o gebt, wie co Dir »über er,langen ist, so »webte iw
wohl wißen, wie Du über meine Lage denkst. Ich habe nämlich etwas Bolk
geerbt und werte nun schon seit mehrere» Worben sorlwährend gcguäll, co
doch entlich in Beiiu zu nebmc». Jur den Fall, daß mir Schwierigkeiten
gcmaebl würtcn, wollen mir 40 Millionen Dculiche mil Gut und Blul bei-
sieben; aber die absolute Totalität der Inbären;, welche in der Fortscßung
von tcr Bedingung zum Bctinglen -wischen den, logischen nnt tranosccntenlalcn
Verfahren in tcr Substanz tcr Kategorien die Logik tco empirischen Prä
ticatcs ftntet, gestaltet inir nicht tc» Pneumatismuo der unmittelbaren Bor
stellungoart in tcn unlerschietencn Erscheinungen tcr rational psblbologiseben
Formen der in tcr skeptischen AIctbotc bedingten Romotbetik oc» der So
Phislik des tialeklischen Witerspruebs tcr auo sich selbst durchgängigen Vcr
stantcscinhcit zu ermilleln.
Wae meinst Tu also, lieber Beiter?
Dein

II.

alter Michel.

Beller Louis an Beller Michel.

Lieber Vetter!
Tu vergleichst Deine gegenwärtige Lage mit der, in welcher ich mich einst
besant, und verlangst meine Meinung zu hören. Alo ieb am 30. Oktober
1836 in Straßbnrg erschien, batte ieb nur einige wenige Freunde, aber — ich
fragte nach nicht», sondern handelte. Alo ich am 6. August 1810 in
Boulognc landete, batte ieb etwa» weniger alo 40 Millionen bini.r mir,
aber — ich fragte narb nichts, sondern handelte. Und am 2. Tcecmbcr
1852 habe ich, soviel ich mich noch zu erinnern weiß, auch nicht viel ge
fragt. Tenn wer viel fragt, bekommt viel Antwort, und da iib Dir auch
eine geben muß, so ratbe ich Dir: Wasche den Pelz, aber mach' ihn
nicht naß! Tao ist gewiß auch Deine Ansicht?
Gleichzeitig erlaube ich mir, Dir eine kleine Weibnachl0gabe, nämlich
„Beckers Weltgeschichte", bcizulegcn. (sin ichr lehrreiches Werk, auo
dem man ersehen kann, daß noch niemals etwas gewonnen, wer
nichts gewagt hat.
Tein Letter
L c »i S.

Li» Zlkusterbries für üelicate ckäkle.

Mein Vetter!
Es bat MICH außerordentlich gefreut, von Ihnen zu hören — obgleich
ICH MIN unfrankirte Ciniendungen dieser Art künftig auf das ent-
schiedenste verbitte. Ihre Abstammung ist legitim — woraus ICH nichts
gebe. Ibre Absicht ist redlich — woraus Ihnen wahrscheinlich Niemand etwas
geben wird. Cmpsangc» Sie MEINEN Wunsch, und bandeln Sie nach
demselben. Denn obgleich zu schwach, Ihnen helfe» zu können, habe ICH
do>b nicht die Absicht, Sie in irgend einer Weise :» unlcrslliheu. Verlassen
Sic sich daher vollständig auf den Himmel. ICH bin überzeugt, daß die
Vorsehung Ihnen zur Turchsubrung MEINER Absichten behilflich sein
wird. Vergessen Sie nicht, daß Sie in jedem Aalt aus MICH rechnen
müssen. Besuch.» Sie MICH gesälligst — in den Stunden, wo ICH
nicht zu Hause bi».
Ihr:e. w.

Kus einer republikanischr» Schtikstukie.
Lehrer. Welches ist der kleinste deutsche Staat?
Klage sanft. Der kleinste deutsche Staat ist derjenige, in dem keine
Kegelbahn gebaut werden kann, weil sic über die Gränzc reiche» würde.
Lehrer. Falsch. Folgender!
Dultcmulh. Ter kleinste deutsche Staat ist derjenige, in dem die
Osficiere nie Whist spielen können, weil ihnen immer der dritte Mann fehlt.
Lehrer. Falsch. Folgender!
Kasfeesack. Tcr kleinste deutsche Staat ist derjenige, in dem die
Negierung die durchreisenden Fremden höflichst ersucht — auf ihre Bür
ger zu schießen.
Lehrer. Richtig! Einen herauf!

Um für den Fall eines bewaffneten Einschreitens gegen Dänemark dem
österreichischen Exceutionsecips die gehörige Begeisterung sür das deutsche In
tercffc in Schleswig Holstein cinzuslößc», soll der Bundestag den Auftrag ge-
geben haben, die patriotischen Lieder: „Was ist des Deutsche» Vaterland?"
und „Schleswig Holstein mccrun»'chlungc»" ins Pandurüchc, Lzeklerisehe,
Magna riiche. Kroatische und Slowakische übersehe» und unter den
j österreichischen Erccutionsttuppen vcrlbeilen zu lassen.
 
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