(Neuste Aufnahme am Wahltage bei untergehender Sonne.)
CDaö ist Paris! das sind dic Tuilcricn!
Vergoldet von der Abendsonne Grüßen.
Und dort am Fenster? Ha! Erkennt ihr IHN'?
ER ift's! Die Riesenstadt zu SEINEN Füßen.
Ein brausend allverschlingcnd Städte,„ccr,
Wie dröhnend von der Weltgeschichte Schritten
DaS ist Paris; der kleine Mann ist ER;
Und zwischen Beiden ist daS Tuch durchschnitten.
„ Ein Telegramm!" Soeben hat Paris
Schwcrtfcharf zu IHM sein letztes Wort gesprochen:
„Bancel!" „ Gambetta!" „Rochefort!" Weh! das hieß:
„Nun ist dic letzte Brücke abgebrochen."
ER liest cs, der Erwählte der Nation,
Nochmals — erblassend —: Nein! Nicht „Freiheit." „Gnade," —
„Vergeltung" heißt cS, „Revolution,
Es heißt: Hier Chasscpot und dort Barrieadc."
So stehen nun dic Zwei, Paris und ER;
Zur schärfsten Klarheit ist es hier gekommen.
Kein Ollivier, kein Nothparlamcntair
Wird drüben mehr im Lager angenommen.
Sic sind sich klar; Paris kennt sein Geschick,
Wagt cS zu zucken unter seinen Händen;
Und ER — ER weiß — nicht einen Seitenblick
Darf ER vom iprunggcduckten Leu'» mehr wenden.
So stehen sie! — „Ein Telegramm!" Triumph!
Groß ist SEIN Wahlsieg, über SEIN Erwarten.
Das Land blieb treu. Gewonnen! Trumpf auf Trumps!
Was hilft es ihm? Paris kennt — seine Karten.
SEIN „Urtheil" sprach Paris; das letzte Wort.
Der Sieger schläft auf einer Pulvcrtcnne,
Welch heitres Bild! Der Ncucrwiihlte dort,
Vor ihm Paris im Glanz der Abendsonne!
Kladderadatsch.
O^FcmIleto«.
®vej»«S'a
„Ein gewisser Man», Namens Mnrzel,"
Ter aufgeregte Bürger.
Der Bürger chic Tante vom >. Juni lesend). Oho! daS ist nicht übel. DaS
geht noch über Monara! Also zu diesem Herrn Kunst-Tuch-Stopfer kommt
ein gewisser Mann, Namens Wurzel und sagt — — Ich stelle mir vor, zu
mir käme, wenn ich beim Frühstück säße, ein gewisser Mann, NamcnS Wurzel,
und sagte zu mir: „Guten Morgen! Ich bin Wurzel und zum Vormund für
Sie und Ihre Kinder bestellt, weil Sic kein ordentlicher Ehrist sind. Wenn
Sie erlaube», leite ich sogleich Ihre Bekehrung ein und übernehme die Er-
ziehung Ihrer verehrten Sprösslinge."
Herr Wurzel — würd' ich sagen — cS freut mich ungemein, Ihre Be-
kannlschaft zu machen. Ich will gleich nieine Frau rufen. — Liebe Frau, da
ist ein gewisser Ni an», NamcnS Wurzel — unser Vormund. Meine Frau —
Herr Wurzel! Ihr Stand, Herr Wurzel? Haben Sie außer dem Heiden-
bekehren noch ein Metier oder eine Handtierung? etrva einen Scelcnkramladen
oder einen fliegenden Tractätchcnhandcl? — Herr Wurzel — würd' ich sagen —
ich bin Ihnen sehr dankbar dafür, daß Sie sich unsrer so freundlich annchmcn.
Wollen Sie nicht so gut sein und auch gleich die MiethS- und Einkommen-
steucr für uns bezahlen? —
Ich muß Sie schon irgendwo gesehen haben, Wurzel! War cS im Jüng-
lingSvcrcin oder war cS im Orpheum? Haben Sic vielleicht Ihre Photographie
bei sich, Wurzel? Ich möchte Sie gern im Album habe».
Liebe Fra», bringe doch ein Glas Wein! — Wurzel, Sic trinken doch
nicht? — Ihr Wohl, Wurzel!
Wurzel — würde ich sagen — man wird sich doch nicht in Ihnen geirrt
haben? Sic werden sich doch wirklich zum Bekehrer und Vormunde für unS
eignen? Gestatten Sie mir, daß ich Ihnen ein wenig auf den Zahn fühle.
Sagen Sic mir, lieber Wurzel, was sind Sie, wenn man Sie von, Stand-
punkte der hvmnologischcn Wisicnschast aus betrachtet? — Sie stocken? — Sie
schweigen?^- Ich wills Ihnen sagen! Hvmnologisch betrachtet, Wurzel, sind
Sie ein Sündcnsack, ein ElcndSkasten, eine Trauerlatte, ein Thränenlappen,
ein Jamincrgchäusc, eine Trübsalsbombe. Das sind Sie, Wurzel, wenn Sic
ettvas recht Gutes und Preiswürdiges sein wollen. Wenn Sic aber — waS
ich nicht hoffe — das Gcgenthcil vorzichn, dann sind Sic eine Satansbrut,
ein Schwefelfresscr, ein Otterngezücht und >vas Sic sonst von diesem Genre
wünschen. Da Hilst nichts, Wurzel! etwas Scheußliches müssen Sic durch-
aus sein, hymnolczisch betrachtet!
Sie sehen, Wurzel, in der Hvmnologic bin ich Ihnen über. Prüfen wir
jetzt, wie cS mit der Kenntnis) des Knakianischen bei Ihnen bestellt ist. Zeigen
2,c mir einmal. Wurzel, wie dic Erde macht. - Sic bleiben auf demselben
Fleck stehn? Sehr nchtiz! das thut dic Erde auch. — Jetzt, Wurzel, machen
Sie mir einmal vor, wie die Sonne macht! — Was? Sic rühren sich nicht?
Wollen Sic wohl machen, daß Sie machen, wie dic Sonne macht?! — Den
Augenblick laufen Sic, rennen Sic! — Scsi ich Ihm erst Helsen, Wurzel?
- Wird Er wohl. -
Da'fi Mädchen (meldend). Draußen ist ein gewisser Mann NamenS —
Der Bürger (höchst anjgcregi). Wurzel?
Das Mädchen. Nein —'Picpenhagen.
Der Bürger. DaS hat sein guter Engel gesprochen. — Laß ihn reim
kommen! — — Eigentlich hält' cö mich doch gefreut, wenn cS Wurzel ge--
Söhr vül Aufsöhn macht eun mörkwürdiger Leutartükcl dör „neuew
freuen Prössc", worlln dü längere Abwöscnhcit der Käuserin vcnWün bö-
klagt würd. Um dü Pülle zu vcrjülbcrn, sagt der Schreuber wörtlich:
„Dü LandeSmutter üst noch heute wü vor fünfzehn
Jahren dü schönste Frau döS Landes!"
Heußt eune Logük! Nicune Adclheude ist schon seut drcußig Jahren dü
hößlichste Frau döS Landes, und üch habe mür noch nü über ührc Abwösenheut
Zwückaucr (ralchas, mül döm Motto-
Uemmer tanzen und sprüngen und allewenl füdöl.
Der Neustrelitzer Jungfrauen Nlagelied,
(Mel.: .ES war'n Wal drei Gesellen' re. :c.)
Wir annen Schänkmamscllcn — scllen
Verlieren unsre Stellen — Stellen!
Um zwölf Uhr rust man unS in Bürgermeisters HauS,
Um ein Uhr weist man schon unS auS der Stadt hinaus.
Wir armen braven Mädchen — Aiädchcn
Wir müssen aus dem Städtchen — Städtchen!
Wir fragten: „Liebe Herrn, warum? WaS Ihaten wir?" —
Der weise Magistrat sagt: „Toi est mon plaisir!*
Wir armen Schänkmamscllen — selten!
WaS sollen wir jetzt anstellen — stellen?
Aus Strelitz sind wir fort! Die Welt ist gar so weil! —
DaS nennt in Mecklenburg man jetzt — Freizügigkeit!
Zur Drientirung.
In der Reichstags - Sitzung von, 2. Juni bemerkte Wagencr zur
Mcnnonitcnpctition, das Glaubcnsbckcnnttiiß der Mennoniten sc, »nt rer
einzig richtigen Tinte für solche Sa,he», nämlich mit Blut geschrieben.
Wir bemerken, daß Wagencr hiermit aus der Rolle fällt. Nicht Wagencr,
sondern Mephistopheles sagt in der Thal: „Blut ist ein ganz besondrer
' Man wird daher gut thun, die ganze Rede WagenerS mephistophelisch auf'
znfassc».
CDaö ist Paris! das sind dic Tuilcricn!
Vergoldet von der Abendsonne Grüßen.
Und dort am Fenster? Ha! Erkennt ihr IHN'?
ER ift's! Die Riesenstadt zu SEINEN Füßen.
Ein brausend allverschlingcnd Städte,„ccr,
Wie dröhnend von der Weltgeschichte Schritten
DaS ist Paris; der kleine Mann ist ER;
Und zwischen Beiden ist daS Tuch durchschnitten.
„ Ein Telegramm!" Soeben hat Paris
Schwcrtfcharf zu IHM sein letztes Wort gesprochen:
„Bancel!" „ Gambetta!" „Rochefort!" Weh! das hieß:
„Nun ist dic letzte Brücke abgebrochen."
ER liest cs, der Erwählte der Nation,
Nochmals — erblassend —: Nein! Nicht „Freiheit." „Gnade," —
„Vergeltung" heißt cS, „Revolution,
Es heißt: Hier Chasscpot und dort Barrieadc."
So stehen nun dic Zwei, Paris und ER;
Zur schärfsten Klarheit ist es hier gekommen.
Kein Ollivier, kein Nothparlamcntair
Wird drüben mehr im Lager angenommen.
Sic sind sich klar; Paris kennt sein Geschick,
Wagt cS zu zucken unter seinen Händen;
Und ER — ER weiß — nicht einen Seitenblick
Darf ER vom iprunggcduckten Leu'» mehr wenden.
So stehen sie! — „Ein Telegramm!" Triumph!
Groß ist SEIN Wahlsieg, über SEIN Erwarten.
Das Land blieb treu. Gewonnen! Trumpf auf Trumps!
Was hilft es ihm? Paris kennt — seine Karten.
SEIN „Urtheil" sprach Paris; das letzte Wort.
Der Sieger schläft auf einer Pulvcrtcnne,
Welch heitres Bild! Der Ncucrwiihlte dort,
Vor ihm Paris im Glanz der Abendsonne!
Kladderadatsch.
O^FcmIleto«.
®vej»«S'a
„Ein gewisser Man», Namens Mnrzel,"
Ter aufgeregte Bürger.
Der Bürger chic Tante vom >. Juni lesend). Oho! daS ist nicht übel. DaS
geht noch über Monara! Also zu diesem Herrn Kunst-Tuch-Stopfer kommt
ein gewisser Mann, Namens Wurzel und sagt — — Ich stelle mir vor, zu
mir käme, wenn ich beim Frühstück säße, ein gewisser Mann, NamcnS Wurzel,
und sagte zu mir: „Guten Morgen! Ich bin Wurzel und zum Vormund für
Sie und Ihre Kinder bestellt, weil Sic kein ordentlicher Ehrist sind. Wenn
Sie erlaube», leite ich sogleich Ihre Bekehrung ein und übernehme die Er-
ziehung Ihrer verehrten Sprösslinge."
Herr Wurzel — würd' ich sagen — cS freut mich ungemein, Ihre Be-
kannlschaft zu machen. Ich will gleich nieine Frau rufen. — Liebe Frau, da
ist ein gewisser Ni an», NamcnS Wurzel — unser Vormund. Meine Frau —
Herr Wurzel! Ihr Stand, Herr Wurzel? Haben Sie außer dem Heiden-
bekehren noch ein Metier oder eine Handtierung? etrva einen Scelcnkramladen
oder einen fliegenden Tractätchcnhandcl? — Herr Wurzel — würd' ich sagen —
ich bin Ihnen sehr dankbar dafür, daß Sie sich unsrer so freundlich annchmcn.
Wollen Sie nicht so gut sein und auch gleich die MiethS- und Einkommen-
steucr für uns bezahlen? —
Ich muß Sie schon irgendwo gesehen haben, Wurzel! War cS im Jüng-
lingSvcrcin oder war cS im Orpheum? Haben Sic vielleicht Ihre Photographie
bei sich, Wurzel? Ich möchte Sie gern im Album habe».
Liebe Fra», bringe doch ein Glas Wein! — Wurzel, Sic trinken doch
nicht? — Ihr Wohl, Wurzel!
Wurzel — würde ich sagen — man wird sich doch nicht in Ihnen geirrt
haben? Sic werden sich doch wirklich zum Bekehrer und Vormunde für unS
eignen? Gestatten Sie mir, daß ich Ihnen ein wenig auf den Zahn fühle.
Sagen Sic mir, lieber Wurzel, was sind Sie, wenn man Sie von, Stand-
punkte der hvmnologischcn Wisicnschast aus betrachtet? — Sie stocken? — Sie
schweigen?^- Ich wills Ihnen sagen! Hvmnologisch betrachtet, Wurzel, sind
Sie ein Sündcnsack, ein ElcndSkasten, eine Trauerlatte, ein Thränenlappen,
ein Jamincrgchäusc, eine Trübsalsbombe. Das sind Sie, Wurzel, wenn Sic
ettvas recht Gutes und Preiswürdiges sein wollen. Wenn Sic aber — waS
ich nicht hoffe — das Gcgenthcil vorzichn, dann sind Sic eine Satansbrut,
ein Schwefelfresscr, ein Otterngezücht und >vas Sic sonst von diesem Genre
wünschen. Da Hilst nichts, Wurzel! etwas Scheußliches müssen Sic durch-
aus sein, hymnolczisch betrachtet!
Sie sehen, Wurzel, in der Hvmnologic bin ich Ihnen über. Prüfen wir
jetzt, wie cS mit der Kenntnis) des Knakianischen bei Ihnen bestellt ist. Zeigen
2,c mir einmal. Wurzel, wie dic Erde macht. - Sic bleiben auf demselben
Fleck stehn? Sehr nchtiz! das thut dic Erde auch. — Jetzt, Wurzel, machen
Sie mir einmal vor, wie die Sonne macht! — Was? Sic rühren sich nicht?
Wollen Sic wohl machen, daß Sie machen, wie dic Sonne macht?! — Den
Augenblick laufen Sic, rennen Sic! — Scsi ich Ihm erst Helsen, Wurzel?
- Wird Er wohl. -
Da'fi Mädchen (meldend). Draußen ist ein gewisser Mann NamenS —
Der Bürger (höchst anjgcregi). Wurzel?
Das Mädchen. Nein —'Picpenhagen.
Der Bürger. DaS hat sein guter Engel gesprochen. — Laß ihn reim
kommen! — — Eigentlich hält' cö mich doch gefreut, wenn cS Wurzel ge--
Söhr vül Aufsöhn macht eun mörkwürdiger Leutartükcl dör „neuew
freuen Prössc", worlln dü längere Abwöscnhcit der Käuserin vcnWün bö-
klagt würd. Um dü Pülle zu vcrjülbcrn, sagt der Schreuber wörtlich:
„Dü LandeSmutter üst noch heute wü vor fünfzehn
Jahren dü schönste Frau döS Landes!"
Heußt eune Logük! Nicune Adclheude ist schon seut drcußig Jahren dü
hößlichste Frau döS Landes, und üch habe mür noch nü über ührc Abwösenheut
Zwückaucr (ralchas, mül döm Motto-
Uemmer tanzen und sprüngen und allewenl füdöl.
Der Neustrelitzer Jungfrauen Nlagelied,
(Mel.: .ES war'n Wal drei Gesellen' re. :c.)
Wir annen Schänkmamscllcn — scllen
Verlieren unsre Stellen — Stellen!
Um zwölf Uhr rust man unS in Bürgermeisters HauS,
Um ein Uhr weist man schon unS auS der Stadt hinaus.
Wir armen braven Mädchen — Aiädchcn
Wir müssen aus dem Städtchen — Städtchen!
Wir fragten: „Liebe Herrn, warum? WaS Ihaten wir?" —
Der weise Magistrat sagt: „Toi est mon plaisir!*
Wir armen Schänkmamscllen — selten!
WaS sollen wir jetzt anstellen — stellen?
Aus Strelitz sind wir fort! Die Welt ist gar so weil! —
DaS nennt in Mecklenburg man jetzt — Freizügigkeit!
Zur Drientirung.
In der Reichstags - Sitzung von, 2. Juni bemerkte Wagencr zur
Mcnnonitcnpctition, das Glaubcnsbckcnnttiiß der Mennoniten sc, »nt rer
einzig richtigen Tinte für solche Sa,he», nämlich mit Blut geschrieben.
Wir bemerken, daß Wagencr hiermit aus der Rolle fällt. Nicht Wagencr,
sondern Mephistopheles sagt in der Thal: „Blut ist ein ganz besondrer
' Man wird daher gut thun, die ganze Rede WagenerS mephistophelisch auf'
znfassc».