Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Hinweis: Ihre bisherige Sitzung ist abgelaufen. Sie arbeiten in einer neuen Sitzung weiter.
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
118

DUi s c c (1 c n.

Wie Rothschild zu seinem Vermögen kam. — ES gab eine Zeit.
alS Rothschild, von dessen kolossalem Vermögen man sich nicht leirt't einen
Begriff mache» kann, noch keinen Kreuzer Halle. Um diese Zeit kam Rothschild
einmal in einen großen Wald. Da begegnete ihm ein stcinallcS Weiblcin,
daS ganz verwittert und vcrwcttcrt war, und sagte: Amschcl, schenk' mir was!
— Erst selbst waS habe», brummte Rothschild. — DaS ist keine Entschuldi-
gung, raunte die Alte. Wenn du auch nichts hast, so haben doch Andere
etwas. — DaS merkte sich Rothschild, ging hin und wurde ein Millionair.
AlS er daS war. kam er wieder einmal in den Wald und begegnete wieder der
Alten. Nun, hat'S geholfen? fragte sic.— Paffabel, erwiderte Rothschild.
Ich steh' allbcrcitS auf >7 Millionen. — Dabei griff er in die Tasche und
schenkte mit Thräncn der Rührung der alten Waldmutter einen Krcuzcr. So
werden weise Rathschläge ost fürstlich belohnt.

Fortschritte der Cultur. — Zn London gicbt cs ein Theater, bei
welchem die Einrichtung getroffen ist. daß die Eltern, welche eS besuchen, ihre
Kinder unten abgebe». Aber in Amerika besteht schon lange ein Theater,
welches von Kindern besucht wird, die ihre Eltcm unten abgebe». Bisweilen
vergessen die Kinder, ihre Eltcm wieder abzuholen, und dieselben bleiben dann
so.lange unten stehen, bis sic nichts mehr werth sind.

Bon der Pacific-Bah». — Die neue Pacific-Bahn hat natürlich
mit verschiedenen Hindernissen zu kämpfen. Unlängst führten die Indianer dcS
FelsengebirgeS einen gelungenen Streich aus, der Art, daß sie über Nacht den
Schicnenstrang umlegten und ihn einem Abgründe zuführten. Vicrunoorcißig
aufeinander folgende Züge stürzten auf diese Weise in den siebentausend.Fuß
tiefen Abgrund und wurden den gemüthlich auf sic wartenden Indianern

Von Papa Wrangel. — Unlängst trat Papa Wränge! vor eine Pfann-
kuchcnbudc. Was tost't der? fragte er, indem er einen Pfannkuchen aus sein
Schwert spießte. Einen Sechser, liebes Herrchen! sagte die erschrockene Küchen-
frau. Thut mir leid, sagte Papa Wrangel martialisch, ich habe mir nur einen
Dreier gesetzt. Daniit strich er den Pfannkuchen wieder vom Schwert herunter
und ging seiner Wege. Ein vorübergehender Witzbold ries: Möchte doch die
Sparsanikeit des Papa Wrangel in weiteren militairischcn Kreisen Nachah-
mung finden.

DaS Vermögen Rothschilds. — Um sich einen Begriff von dem
koloyalen Vermögen Rothschilds machen zu können, muß man sich dasselbe
Thaler an Thaler neben einander gelegt verstellen. Aus diese Weise würde cS
eine Reihe bilden, an der ein' Eiscnbahnzug 14 Tage entlang fahren müßte,
um vom ersten bis zum letzten Thaler Rothschilds zu kommen. Denkt man
sich aber daS Vermögen Rothschilds unter dem Aequator Thaler auf Thaler
über einander gelegt, so würde auf dem obersten Thaler beständig ewiger Schnee
liegen. Wollte Rothschild ferner sein ganzes Vermögen in neuen Einthalcr-
rcheinen haben, so würden dazu zweiundsiebenzig Kauffahrtheyschiffe voll Lumpen
gehören und fünfhundert Papiermühlen hätten acht Zahrc hindurch «»unter-
brechen zu arbeiten, um daS Vermögen Rothschilds herzustellen. Groß sind
die Wunder deS Menschengeisteü.

Bräuche der Hottentotte». — Die Sprache der Hottentotte» ist ohne-
hin schon sehr wortkarg, für gewöhnlich aber gebrauchen die Hottentotten nur
zwei Wörter: ampiep, welches gut und „ampiep, welches schlecht bedeutet.
Zn der Hottentotlci war ein Deficit entstanden und man mußte zu neuen
Steucnr schreiten. Der Gesammtministcr — dort heißt er wirklich so — trat
vor das Parlament und hielt demselben eine Anzahl von Gegenständen in
natura vor, wobei er mit fraglicher Betonung das Wort ampiep aussprach,
d. h.: ist cS gut, daß wir diese Gegenstände mit einer Steuer belegen? So
brachte der Minister zuerst einen Vatermörder, dann ein Schnupftuch, dann
eine griechische Grammatik, dann einen Kamm zum Vorschein. Alle diese
Vorlagen wurden mit donnerndem Ampiep I angenommen. Zuletzt holte der
Minister eine SchnapSslasche hervor, zeigte sic dem Parlament und fragte
wieder, aber mit zitternder und zwciselhafter Stimme: ampiep? — NampiepJ
scholl cs entrüstet von allen Bänken und der Antrag war einstimmig abgclehnt.

Korifetzung folgt)

Slnölifcfjes.

Wie das Fremdenblatt berichtet, hat sich in der Jungsernhaide eine Anzahl
von obdachlose» Störchen angefunden, welche dort auf Bäumen nächtigen.
Unserer Ansicht nach sordcrt es das Interesse der öffentlichen Moral, daß der-
gleichen nicht gelitten wird. Magistrat»! möge cs erwäge», ob cS sich nicht
empfiehlt, an der Jungfcnchaidc ein Storchtrcibcn anzustellen. Denn kann man
wohl von obdachlosen, also vermuthlich durch Leichtsinn heruntergekommenen,
Störchen vorauSsetzen, daß sic ihren Dienst richtig'versehen?

Das neue Ministerium, welches Herr v. Oertz'cn zu verdrängen bestimmt
ist, joll schon am I. Juli einziehen. Herr v. Oertzen würde also zur Zeit der
Ernte nicht mehr Minister in Mecklenburg sein.

„Die Heiden Söhne

des Grasen Biömarck sind in Brüssel cingrtroffcn und habe» das Echlach,-
seid von Waterloo besucht!"

Culturgeschichtliche Studie von Carlchen Mießnik.

Unter allen Geschöpfen der Erde ist der Mensch das einzige, welche«
eine fortschreitende geistige Entwickelung auszuwcisc» hat, und niemals still
steht, sondern sich sortwährend aufschwingt, so daß wir wahrscheinlich Alle
noch einmal Götter werden würden, wie cs schon bei Einzelnen fast der Fall
ist, wenn nicht die Regierung Einhalt Ihäte, da die Götter keine Bedürfnisse
kennen, und daher auch keine Einkommensteuer zu zahlen brauchen. Aus
diesem Grunde müssen wir wieder zum Thicre herabsinken, welches Darwin
durch seine Lehre bereits vorbereitet hat, indem er Affen und Hunde als
unsere Vorfahren darstellt, Wolfs jedoch erst später sein t.clcgraphischez
Büre au begn'indete, indem sich das Bcdürinitz immer mehr geltend machte,
Nachrichten, welche für die ganze Menschheit von großer Wichtigkeit finb]
blitzschnell von einem Pol zum andern fortzupflanzen, ivic zum Beispiel "tu
22. Juni Mittags 12 Uhr 40 Mia., wo der Telegraph in Brüssel nach allen
Wcltgcgenden telcgraphirtc:

Tic beiden Söhne des Grase» Bismarck sind hier cingctroffcn und

haben das Schlachtscld von Waterloo besucht,
welches auch die Preußische Gesammtpresse den norddeutschen Zeitgenossen
pflichtschuldigst mitthcilte und dadurch einen allgemeinen Freudenrausch hervor-
rief, daß wir es in der Kulturgeschichte der Menschheit endlich so weit gebracht
haben, jede beliebige Gedankenreihe in so großer Entfernung initzutheilen, ob-
gleich diese beiden jungen Grafen noch vor kurzer Zeit mit mir aus den,
Werder'schen Gvinnasium waren, und sich hier schon durch ihren Vater auSzcich-
nctcn; dagegen jetzt sogar ein Ercigniß sind, welches durch die Electromagnetizität
verkündet wird, wie die Eröffnung der Pacificeiscnbah» oder sonst ein
große« Werk der Europäischen Civilisation, obgleich wir noch lange nicht daniit
zu Ende sind, sondern gewiß noch erleben werden, daß der Telegraph niittheilt,
wo ein Sohn Bismarcks einen Regenschirm oder Nachtsack bat stehen
lassen, waS in den großen Fragen der weltgeschichtliche» Entivickelung Preußens
von großer Tragweite ist, da der Einfluß auf die beabsichtigten Ersparnisse
nicht zu ermessen ist, und inan sich daher nur freuen kann, in einer solchen
Epoche zu leben, wo cS auch dem Einzelnen und Unbedeutenden gestattet ist,
den Tag über angestrengt zu arbeiten, um die Abgaben für die täglichen Schicß-
versuche zu erschwingen, und dcS Abends dafür den erquickenden Trost zu
empfangen, daß die „Söhne cingctroffen" sind, oder wie der Lateiner
sagt: Maxima debetur puero reverentia! zu deutsch: Wer kann wisse», wie
weit wir'ö noch bringen werden, wenn erst „ Sein Lulu" „Kaiser aller
Menschen" ist!

Professor Cornelius in München bringt eine» Bericht über die haar-
sträubende Behandlung, welche einem baierischen Gelehrten bei den letzten
Unruhen in Paris widerfahren ist. Der junge Mann wurde nur durch ein-
flußrcichc Verwendung von den Gräueln der Gefangenschaft erlöst. So sehr
wir auch den jungen Gelehrten bcdaucni, so können wir. doch unsere Freude
darüber nicht unterdrücken, daß den baierischen Particularistcn einmal recht klar
gemacht worden ist, wie die Franzosen mit den Freunden umgehen, welche
sich von ihnen fangen lassen.

In der Rede, welche der König von Dänemark neulich beim Vogelschießen
der „Dänische» Brüdcrschast" in Kopenhagen gehalten hat. -st von
de». Tage die Rede, än dem die Wiedervereinigung „mit dem. wa
verloren worden ist, erreicht werden wird."

Ob der Tag kommen wird? Wir glauben kaum, daß auch nur cm
Morgen - zurückkommen wird von dem, waS verloren worden ist.

Der in. Nürnberg erscheinende „Fränkische Kurier" predigt neuerdings
gegen die Beerdigung der Leichname in Särgen, woraus Holzmangel un
tbeure Holzprcise entständen, und sagt endlich: „Zn Baven, werden ,ahrl,ch
gegen eine Million Gulden nahezu nutzlos in die Erbe vergraben.

Wir fragen den „Fränkischen Kurier", ob er schon ausgerechnet hat w.e
viel die ganz nutzlosen Beerdigungen ohne Holzsärge bei K,Hingen, Wa
«schach. Hammclburg -e. in. Jahre 1866 kosteten, und bitten ibn, uni st'»«
Zeit die Differenz in den Summen mittheilen zu wollen! ^ ^

Sachsen bat den Antrag gestellt, den im Jahre 1874 stattfindenden
„Durchgang" der „Venus" durch die Sonne aus Bundeskosten zu
beobachten. Daß die Alte immer noch durchgeht, ist allerdings merkwürdig
genug. Die Herren Diplomaten sollen sich für die Beobachtung in hohem
Grade intcrcssiren.
 
Annotationen