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106

Mahnung.

26as, um Himmelswillen, machst du?
Sprich, Berlin, schläfst oder wachst du?
Hast du Väter? Sind cS Raben-
Väter, die kein Einsehn haben?

Soll in deinen Wasserläufen
Endlos sich der Peststoff häufe»?

Sprich, wie soll daö werde», wenn der
Hundsstern steht in dem Kalender?
Riechst du nichts? Weh dir! Ich wittrc
Dein Verderben schon, daö bittre —

O Berlin, erschrick und zittre!

Was ich vor mir sehe — schildern
Möcht' ich's dir in Schrcckcnsbildern:

Wie der Spree und Pauke Fluten
Brodeln in der Sonne Gluthen,

Dünste zeugend, die vergiften,
Ringsumher Verwüstung stiften;

Wie der Rinnstein wird zum Würger,
Welcher hinrafft fleisi'ge Bürger;

Wie die Luft voll ist von Sporen,
Zum Zerstörungswerk verschworen —

Wer sie athmet, ist verloren!

An der Börse, still und lustlos,

Sinkt der Gründer um bewußtlos,

Fallen mit erblaßten Lippen
Mitten in harmlosem „Tippen"

Jobber schockweis wie die Fliegen,

Liegen da imd bleiben liegen.

Selbst der Strolch, des Wandrers Schrecken,
Stürzt betäubt ins Engelbecken.

Die sich sonst in Manches schicken,

Zähe Padden selbst ersticken
In dem Panke-Brei, dem dicken!

An den Ufern des Canalcs
Wird daS Gas ein hoch letales,

Welches aus dem Gischte zischend
Aufsteigt, mit der Lust sich mischend.

Günstig Sitnirtc, wehe,

Die ihr dort wohnt in der Nähe!

In den Häusern, welche schauen
Auf die Flut mit düstrem Graue»,

Werden bald Fuchs, Ent' und Geier
Horsten statt Hirsch, Wolfs und Meyer —
Welch ein Wechsel, ungeheuer!

Le oüöev ioxiv o5tc zipyo; oute vaü;

£frj|io; dvtpüv (jutj cuvoixoürcuiv focu.

Oedipus tyrannus, 56, 57.
Auf! Ermann' dich, Metropole!

Mit dem Eisenvitriole,

Mit der Säure des CarboleS
Triff den Feind gemeinen Wohles!

Eh' zu mächtig wird die Hyder,

Greif' sie an und wirf sic nieder.

Sieh, was hilft dir Glanz und Schimmer,
Wenn die Luft wird immer schlimmer?
Auf! Eh' cs zu spät ist, rühre
Wacker dich! Desinficire!

Denn der Feind ist vor der Thüre! —

Also ruft mit Warnermunde
Virchow noch in elfter Stunde.

Aber ach! was wird cs nützen?

Welch ein Schützer wird uns schützen?
Keine Rettung ist entdeckbar;

Denn Berlin schläft unerweckbar.

An dem Ufer, das der Hölle
Strom bespült mit schwarzer Welle,
Schnarcht eö, ohne sich zu regen,

Seinem Untergang entgegen —

Und der Papst gibt seinen Segen!
Lladderadatsch.

f uuffstm @p

Der Zeelenzujland des Puststes.

(Geschildert genau in der Art und Welse, wie die ultramontanen Blatter die Seelen-
zustande anderer Leute schildern.)

Mit tiefem Bedauern erfüllt uns das Schicksal dieses unglückseligen
verblendeten Greises. Wie muß ihn in schlaflosen Rächten — denn wie
sollte wohl der Schlaf seinem Kissen nahen? — die Tarantel der Reue
peinigen! Wie muß ihm zu Muth werden, wenn er dann bedenkt, wie er
in maßloser Selbstüberhebung den Weg des Verderbens wandelte, bis er
endlich mit dem frivolen Dogma der Unfehlbarkeit daS Gebäude grau-
samer Jrrthümcr krönte!

Wenn er an die Schicksale und Lebensabschlüsse seiner Vorgänger denkt
— wie muß er vor Entsetzen zusammcnfahren, so oft er auf dem Gang
einen schlurfenden Schritt hört! Muß er nicht schaudern bei jeder Chinin-
Dosis, die sein Arzt ihm reicht, bei jedem Becher Weinö, den einer seiner
ewig lächelnden Jesuiten ihm credcnzt?

Unglückseliger Greis! Dein Schicksal ist härter noch, als du es verdient
hast. Weihen wir dir ein Paar aufrichtig genieinte Zähren!

Kladderadatsch.

Ein Vorschlag zur Züle.

In Erwägung, daß das Geschick die Stimmen beider Parteien in der
bairische» Kammer mit seltener Unparteilichkeit vertheilt hat; in Er-
wägung ferner, daß die Herren beider Hälften sterbliche Menschen, und
als Solche allerlei menschlichen Beschwerden und Zufälligkeiten unterworfen,
als da sind: Erkältungen, Fußderstauchungen, Zahnschmerz, übertriebener
Gurkensalatgcnnß u. s. w., so daß die Abstimmungen mehr oder weniger
dem Zufall in die Hand gegeben sind, erlaube ich mir folgenden maß-
gebenden Vorschlag, dessen Annahme dem Staatssäckel bedeutende Ersparniffe
ermöglichen würde:

Die Kammer wird nach Hause geschickt; nur der Präsident und
zwei Schriftführer bleiben versammelt. Alle Anträge einzelner Ab-
geordneter sowie alle Vorlagen der Regierung werden bei dem Prä-
sidenten eingebracht, der unter feiner Aufsicht die Schriftführer über
Annahme oder Ablehnung auf dem Tisch des Hauses würfeln läßt.

Dem Kammcrtriumvirat wird Bier und Rettig ad libitum auf
Staatskosten geliefert.

Herr Lieber hat in Trier geäußert, er sei am Sarge Mallinckrodt'S
versucht gewesen, nicht für de» Verstorbenen, sondern zu demselben zu beten,
da er überzeugt sei, daß Mallinckrodt auS dem Fegefeuer dcS Parlaments
direct in de» Himmel eingegangen. Auch soll Herr Lieber die bestimmte
Hoffnung ausgesprochen haben, daß Mallinckrodt unzweifelhaft unter die
Heiligen versetzt werden würde, falls sich nur einige Wunder betbringen
ließen. Wir freuen uns, dem Herrn Lieber, resp. der Curie mit der De-
mcrknng unter die Arme greifen zu können, daß Mallinckrodt allerdings
ein Wunder vollbrad)t hat, daS hundert andere aufwiegt. Daß ein so
geistvoller scharfer Kopf eS über sich vermocht hat, der Centrumsfraction
so lange anzugehörcn — das ist in der That ein Wunder.

V o rfj c f o r f.

Zurück sehnt nach dem Heimatland dein Herz sich ans der Ferne —

Nimm dich in Acht vor Albions Strand, du Mann mit der Laterne!

Gegrüßt, du freies Albion, du schützender Themse-Nebel! —

So rufst du; doch eS lauert sd)on auf dich der Herr Constabcl.

Und wenn du grüßest mit frohem Blick die stolzen britischen Bürger,

Da packt der Strenge dich beim Genick und liefert dich aus dem Würger.

Denn »immer darfst im britischen Staat du, Frevler, das Dasein fristen -
Also bcschloffen haben im Rath die weisen Kronjuristen.

Er aber achtel der Feinde nicht und nicht der Warnungsrufcr,

Er tritt mit frohem Angesicht vom Schiff an Englands Ufer.

Und spricht: Ooddam! Ich hab'S gewagt! Old England möge leben!

Den Schutz, den die Justiz versagt, de» wird daS Volk mir geben.

In dieser stoffarmen Zeit, in welcher daS Publicum des fortwährend
servirten Entenbratens nachgerade etwas überdrüssig zu werden beginnt,
empfehlen wir den geehrten Redactionen die deutsche Colonisations-
frage und die Werner - Angelegenheit als noch lange nicht genügend
verarbeitete Stoffe. In dankbarer Erinnerung an ei» Wesen, deffcn gcheim-
nißumhüllte Existenz vor Jahren der ganzcn Presse werth war, schlagen wir
dafür die Uebcrschrift vor: „Das Sceschlangcnpärchen".

Müller. Nee,
Schnitze. Wor
Müller. Nak
w Zmeralinlendanz
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lsnjreß in Dresdc
Schnitze. Na
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gleiten hat.

Müller. Acht
Schnitze. Bon

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