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US der schönen Knospe, die im fünfzehnten
Jahrhundert heranwuchs, entfaltete sich jene
prächtige Blute, welche der deutschen Kunst
des sechzehnten Jahrhunderts einen der
ehrenvollsten Plätze in der gesamten Kunst-
geschichte sichert. Vor den anderen Künsten
fand die Malerei ihre großen Meister in
Deutschland. Die Kraft des größten deut-
schen Künstlers erwuchs auf dem Boden der
gewerbfleißigen Reichsstadt Nürnberg, in
deren Malerwerkstätten alteHandwerksüber-
lieserungen mit Gewissenhaftigkeit und Em-
sigkeit gepflegt wurden. Albrecht Dürer
ward zu Nürnberg am 21. Mai 1471 ge-
boren. Sein Vater war ein aus Ungarn

Abb. 2. Buchstabe aus einem Albrecht Dürer eingewanderter Goldschmied,- der war in
zugeschriebenen Holzschnitt'-Alphabet seiner Jugend lange in den Niederlanden
„bei den großen Künstlern" gewesen, war
dann im Jahre 1485 nach Nürnberg gekommen und hatte in der Werkstatt des
Goldschmieds Hieronymus Holper Stellung gefunden; 1467 hatte er dessen erst
fünfzehnjährige Tochter Barbara geheiratet und war im folgenden Jahre Meister
und Bürger von Nürnberg geworden. Der junge Albrecht, bei dessen Taufe der
berühmte Drucker und Buchhändler Anton Koberger Gevatter stand, wurde für
das väterliche Gewerbe bestimmt. Nachdem er die Schule besucht hatte, lernte
er beim Vater das Eoldschmiedehandwerk. Aber seine Lust trug ihn mehr zu der
Malerei denn zu dem Eoldschmiedehandwerk; und als er dies dem Vater vor-
stellte, gab dieser nach, obschon es ihm leid tat um die mit der Eoldschmiedelehre
vergeblich verbrachte Zeit. — Es sind Dürers eigene Aufzeichnungen, denen wir
diese Nachrichten verdanken.
Von Albrecht Dürers früh entwickelter außergewöhnlicher Begabung sind uns
zwei Proben bewahrt geblieben. Die Albertina zu Wien bewahrt unter ihrem
reichen Schatze von Kupferstichen und Handzeichnungen ein mit dem Silberstift ge-
zeichnetes Selbstbildnis des Eoldschmiedelehrlings mit der später eigenhändig
hinzugefügten Beischrift: „Das hab' ich aus einem Spiegel nach mir selbst konter-
feit im 1484. Jahr, da ich noch ein Kind war. Albrecht Dürer" (Abb. 4). Das
andere Blatt, das mit Hinsicht auf die Jugend seines Urhebers eine nicht minder
erstaunliche Leistung ist als jenes, und das zugleich bekundet, das auch in der
Eoldschmiedewerkstatt gediegener Zeichenunterricht erteilt wurde, befindet sich
im Kupferstichkabinett des Berliner Museums; es ist eine Federzeichnung vom


Abb. S. Martyrium der heiligen Katharina. Entwurf zu einem Fries, Federzeichnung
Im Britischen Museum zu London

Knacksutz, Albrecht Dürer

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