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Entwürfe für den Nürnberger Rathaussaal

schiff aus gezeichnete Ansicht der Uferhöhen bei Andernach und davor das Brustbild
eines Reisegefährten; ein anderes, bei Boppard gezeichnet (in der ehemals Kaiser-
lichen Hofbibliothek zu Wien), zeigt wiederum Frau Agnes, dieses Mal in dichte
Kopftücher eingemummt.
Von den Gemälden, die Dürer in den Niederlanden anfertigte, haben sich das
Wasserfarbenbildnis eines alten Herrn mit roter Kappe (im Louvre) und das
mit Ölfarben gemalte Porträt des Malers Bernhard van Orley (in der Dresdener
Gemäldegalerie) erhalten.
Als Dürer im Sommer 1521, wohlversehen mit Geschenken für seine Freunde,
heimgekehrt war, wurde ihm alsbald ein Auftrag von seiten seiner Vaterstadt zu-
teil. Der Rat übertrug ihm die Anfertigung der Entwürfe zur Ausmalung des

Abb. UN. Kaiser Maximilian auf dem Triumphwagen, von den Tugenden bekränzt
Bruchstück (in stark verkleinerter Nachbildung) aus dem großen Holzschnitt „Triumphwagen
Maximilians" (Zu Seite 128)


Rathaussaales. Die dreifache Bestimmung des Saales, zu Reichstagen, Gerichts-
sitzungen und Festlichkeiten, war maßgebend für die Wahl der Gegenstände. Die
kaiserliche Majestät ward verherrlicht durch jene für Maximilian angefertigte
Komposition des „Großen Triumphwagens", jedoch mit der Veränderung, daß der
Kaiser allein, ohne seine Familie, in der allegorischen Umgebung erschien. Zn
dieser vereinfachten Gestalt kam der Triumphwagen endlich zur Ausführung in
Holzschnitt; gegen Ende 1521 oder wenig später war der Schnitt fertig, und
die Abdrücke wurden an die Öffentlichkeit gegeben; „Kaiser Maximilians Triumph-
wagen" war auch ohne das ursprünglich gedachte weitere Zubehör des Zuges ein
Blatt von ganz ungewöhnlicher Größe (daraus (Abb. 131, vergl. die Erklärung
S. 116). Für die nächstgrößte Fläche der zu bemalenden Saalwand entwarf der
Meister als Warnung vor vorschnellem Richterspruch eine Allegorie der Verleum-
dung, nach einer vielgelesenen Beschreibung eines Gemäldes des Apelles. Dieser
Entwurf, eine ausgeführte Federzeichnung von 1522, wird in der Albertina auf-

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