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Das Schicksal des Paumgartner-Altars

Speer, ein von alters her ihm gegebe-
nes Wappenzeichen, Eustachius durch
einen in seinem Speertuch angebrachten
Hinweis auf das Wunder seiner Be-
kehrung, einen Hirschkopf mit dem Bilde
des Gekreuzigten zwischen dem Geweih.
Die Glaubhaftigkeit der Erscheinung,
in der die beiden mannhaften Heiligen
dastehen, erfährt ihre höchste Steige-
rung durch die scharf ausgeprägten
bildnismäßigen Gesichter. Es sind in
der Tat Bildnisse; der heilige Georg
trägt die Züge von Stephan Paum-
gartner, der heilige Eustachius die von
Lukas Paumgartner. Es würde frei-
lich sehr befremdlich und gegen allen
kirchlichen Gebrauch sein, wenn die
beiden, zu den Stiftern des Altars
gehörenden Herren den Maler beauf-
tragt hätten, sie als Heilige abzubilden;
man muß vielmehr annehmen, daß
Dürer es war, der sich und ihnen
gesagt hatte, daß die Wirklichkeit ihm
hier Vorbilder für die heiligen Ritter
böte, wie seine Vorstellungskraft sie
nicht besser gestalten könnte. — Der


Abb.21. Felicitas Tucherin, Gattin von Hans Tücher
Ölgemälde von 1498
Im Museum zu Weimar
Aus dem ersten Jahresheft der Kunsthistorischen
Gesellschaft für photographische Publikationen
<Zu Seite 25>


Abb. 2V. Hans Tücher. Ölgemälde von 1489
Im Museum zu Weimar
Aus dem ersten Jahresheft der Kunsthistorischen
Gesellschaft für photographische Publikationen
(Zu Seite 28)

Paumgartner-Altar hat ein eigentüm-
liches Schicksal gehabt. Etwas über
ein Jahrhundert blieb er in der Ka-
tharinenkirche. Dann kam er als Ge-
schenk des Magistrats von Nürnberg
an den Kurfürsten Maximilian I. von
Bayern. Durch einen von dessen Hof-
malern, der Dürers Art mit großem
Geschick nachzuahmen wußte, wurde
eine Überarbeitung an dem Werk vor-
genommen. Die Stifterfiguren des
Mittelbildes, die dieser Zeit gar zu
altmodisch und störend erschienen, wur-
den durch Übermalung beseitigt. Und
die leeren schwarzen Hintergründe der
Flügelbilder erschienen zu nüchtern.
Nachdem die Tafeln durch Anstücken
an jeder Seite etwas verbreitert wor-
den waren, kamen an die Stelle der
schwarzen Flächen waldige Landschaften
mit Fernblicken auf Berge und Bur-
gen, und an die Seite der geharnischten
Männer wurden die Streitrosse gestellt.
Die wehenden weißen Speertücher ver-
schwanden. Dafür bekamen die Köpfe
einen stattlicheren Herausputz durch

Kn all fuß, Albrecht Dürer

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