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Der Hase und das grosse Rasenstück

einzelne Haar des Fettes zu sehen. Aber zugleich verschwindet jede Einzelheit im
Ganzen, die Haare fügen sich zur einheitlichen Oberfläche des Felles zusammen,
und die Verschiedenartigkeit dieser Oberfläche, wie sie durch die verschiedene
Länge und Lage der Haare an den einzelnen Körperstellen bedingt wird, prägt
sich aus. Und die Oberfläche ordnet sich wiederum unter und rundet sich zur
Eesamtform des von ihm bedeckten Körpers. Dieser Körper schließlich ist etwas
Lebendiges; das Tierchen ist in seinem Wesen beobachtet, in seiner Scheu und
Hilflosigkeit, wie es sich zusammenduckt und die Löffel hochreckt. Von dem Reiz,
den eine solche Malerei mit der unermeßlichen Feinheit des Pinselstrichs und mit
dem Schimmer des bald durchsichtigen, bald dickeren Farbenauftrags im Original


Abb. 52. Alte Kopie von Dürers Rosenlranzfest. In der Gemäldegalerie zu Wien (Zu Seite 57)

ausübt, gibt, trotz der Vollkommenheit unserer heutigen Vervielfültigungsver-
fahren, auch die beste Nachbildung nur andeutungsweise einen Begriff (Einschalt-
bild Abb. 32). Als gleich staunenswiirdige Leistungen stehen neben dem jungen
Hajen einige Pflanzenstudien, namentlich der größere von zwei Ausschnitten aus
grünendem Rasen. Wegbreit, Schafgarbe, Löwenzahn und andere Kräuter und ver-
schiedene Erasarten sind auf dem mit der Jahreszahl 1803 bezeichneten „Großen
Rasenstück" zu erkennen; auch hier ist jedes Hälmchen, jede Einzelform vorhanden,
wie das schärfste Auge sie wahrnimmt, und doch schließt sich das Ganze zusammen
zu einer auch in der Eesamterscheinung getreuen Wiedergabe eines Eckchens Wirk-
lichkeit (Einschaltbild Abb. 38).
Die Tätigkeit Dürers als Maler wurde in dieser Zeit wieder durch den
Kurfürsten von Sachsen in Anspruch genommen. Die Jahreszahl 1802 auf einer
im Museum zu Basel befindlichen, allerdings nicht von des Meisters eigener

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