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Die Vollendung

aber sie sitzt nicht auf einem Himmelsthron, sondern in einem traulichen irdischen
Gemach, den Sterblichen zugänglich als holde Fürbitterin.
Auf dem Titelblatt, das Dürer zur Passion zeichnete, nachdem er sich zur
Veröffentlichung dieses solange zur Seite geschobenen Werkes entschlossen hatte,
erscheint Christus als „Schmerzensmann", das heißt in einer in der Spätzeit des
Mittelalters aufgekommenen Darstellung, welche das ganze Leiden des Heilands
zusammenfassend zeigt: entblößt, gegeißelt, mit Dornen gekrönt, verspottet, an


Abb. 83. Dis heilige Sippe. Holzschnitt von 1511 (Zu Seite 8t)

Händen und Füßen mit Nägeln durchbohrt, dem Grabe verfallen, so heftet der
Heiland einen Blick voll tiefen Schmerzes auf den Beschauer (Abb. 79). Zn der
Passion ist der Unterschied zwischen den älteren Kompositionen und den mit der
Jahreszahl 1510 bezeichneten vier neuen, bei denen auch die Schnittausführung
gut gelungen ist, sehr groß. Eines dieser Blätter bildet den Anfang der Bilder-
folge: das letzte Abendmahl. Das Wort: „Einer unter euch wird mich ver-
raten" versetzt die Apostel in Aufregung: Judas kriecht in sich zusammen, versteckt
seinen Geldbeutel und tut, als ob ihn dieses Wort am wenigsten berührte. Das
nächste der Blätter von 1510 führt in einem Bilde voll leidenschaftlich bewegten
Lebens die Gefangennahme Jesu vor. Noch haften Hand und Lippen des Ver-

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