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Die Melancholie

Genius mit gesenkten Fittichen voll Niedergeschlagenheit vor sich hin, und müßig
ruht seine Hand auf dem Buch, in dem das Unbegreifliche doch nicht gesagt, und
an dem Zirkel, mit dem das Unerreichbare nicht gemessen werden kann (Abb. 96).
Der Beschauer mag vielleicht finden, das Bild sei mit ausgeklügelten und schwer


Abb. 102. Einzelbild aus dem Holzschntttblatt „Die Ehrenpforte":
Die Belehnung des Herzogs von Mailand durch Kaiser Maximilian
(Zu Seite 89)
verständlichen Beziehungen überladen. Aber deren Ausdeutung im einzelnen ist
auch gar keine unerläßliche Vorbedingung für den Genuß des Bildes: das Ganze
spricht mit voller Verständlichkeit zu uns durch seine Stimmung. Das ist das
„Sehen, daß wir nichts wissen können". Auch Dürer hat einmal das Bekenntnis
niedergeschrieben: „Die Lüge ist in unserer Erkenntnis, und die Finsternis steckt
so hart in uns, daß auch unser Nachtappen fehlt." Den geraden Gegensatz hierzu

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