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Koch, Alexander [Hrsg.]; Fuchs, Georg [Hrsg.]
Grossherzog Ernst Ludwig und die Ausstellung der Künstler-Kolonie in Darmstadt von Mai bis Oktober 1901: [ein Dokument deutscher Kunst] — Darmstadt, 1901

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https://doi.org/10.11588/diglit.3770#0027

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Grossherzog Ernst Ludwig

handwerk in Deutschland, unter der Ein-
wirkung hervorragender und eigenartiger
Künstler, im Begriffe stehe, einen mächtigen
Aufschwung zu nehmen und sich stilistisch
neu zu entfalten. In einer von Alexander
Koch ausgehenden »Denkschrift«, welche an
Allerhöchster Stelle unterbreitet wurde und
die auch an Mitglieder der Grossherzoglichen
Staats-Regierung, der Landstände und an
andere einflussreiche oder kunstliebende Per-
sönlichkeiten versandt wurde, war im An-
schlüsse an die inzwischen bereits zu kon-
kreten Plänen verdichteten Ideen des Landes-
herrn dargelegt, wie günstig gerade der
jetzige Zeitpunkt sei, um Darmstadt durch
zweckdienliche Einrichtungen einen wichtigen
Teil des in der Entwickelung befindlichen
Kunstlebens gewerblicher und dekorativer
Richtung zuzuführen und hier einzupflanzen
und werkthätig zu entfalten.

»Die Stadt Darmstadt«, so hiess es in
jener Denkschrift, »hat das grösste Interesse
daran, dass das Projekt nach den Intentionen
an Allerhöchster Stelle verwirklicht wird,
denn was heute nicht geschieht, kann morgen
schon unmöglich sein. Hier handelt es sich
darum, einen in der Entwickelung nur einmal
gegebenen Moment auszunutzen, um Hessen
bedeutende Vorteile zuzuwenden.

Keine Stadt dürfte zur Zeit so grosse
Chancen haben zur vollsten Durchführung
dieses Projektes, das von so weittragender
Bedeutung ist und im Verhältnis nur so
geringe Mittel beansprucht — wie Darmstadt.

Von ganz besonderer Wichtigkeit ist für
Darmstadt aber die neu erweckte angewandte
Kunst, die so mächtig aufblüht, und, wie
das Beispiel von England, Belgien, Holland,
Frankreich zeigt, schon in naher Zukunft
eine grosse Rolle im Leben der Nation spielen
wird. Wer hier rechtzeitig den massgebenden
Künstlern und den jüngeren Talenten, die
sich ausbilden wollen, das bietet, was sie
suchen, der wird eine Institution von blei-
bendem Werte nud grosser idealer und ma-
terieller Nützlichkeit gewinnen. Die Ver-
hältnisse haben sich im neuzeitlichen Kunst-

gewerbe in ähnlicher Weise zugespitzt, wie
in der Technik vor etwa einem Menschenalter.
Die Städte, welche damals die Entwickeluno-
voraussahen und technische Hochschulen
gründeten, besitzen heute in diesen eine Gold-
grube. Genau so wird es im Kunstgewerbe
gehen. Das Hessenland hat alle Ursache,
voll Dankbarkeit aufzublicken zu seinem
Regenten, der mit wachsamem Auge und
grossem Scharfblicke erkannt hat, dass nun
die Zeit gekommen ist, dem Lande in der
Hauptstadt eine Stätte für neuzeitliches
Künstler-Gewerbe zu geben, die ihm schon
in naher Zukunft Segen bringen wird. Mögen
sich alle, die im Hessenlande berufen sind,
hierbei mitzuwirken, stets bewusst sein, dass
jetzt der Augenblick zum Handeln gegeben
ist! Nur noch wenige Monate vielleicht, und
in München, Karlsruhe, Dresden oder Berlin
wird eine solche Anstalt in dieser oder jener
Form ins Leben treten, und dann ist es für
Darmstadt zu spät! Wir glauben, die Ver-
antwortung für eine solche Verzögerung
nicht übernehmen zu können und schliessen
uns mit aufrichtiger Begeisterung den von
unserem Allergnädigsten Landesherrn aus-
gehenden Ideen an. Diese aber leiten uns
zur Errichtung von Ateliers für angewandte
Kunst unter der Leitung echter, von neuem
Geiste erfüllter Künstler! — Die Lage in
Karlsruhe z. B. war anfangs nicht günstiger
wie hier, im Gegenteil: Karlsruhe hat nicht
die für Maler so überaus günstige Lage wie
Darmstadt. Es war die Initiative des Gross-
herzogs Friedrich, welche die Hauptstadt in
eine »Zentrale der Kunst und des Kunst-
gewerbes« umschuf. Karlsruhe ist heute als
künstlerische Hochschule die bedeutendste
nächst'München. Wir wollen ganz ausser
Acht lassen, welche enormen Vorteile diese
künstlerische Stellung für die Stadt Karls-
ruhe selbst hat, sondern nur auf die jetzt
schon bemerkliche Weiterwirkung dieser
materiellen Vorteile auf das Land hinweisen.
Durch Karlsruher Künstler wurde auf direkte
Anregung des Grossherzogs hin die Töpferei
und Holzschnitzerei in den ärmeren Teilen

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