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Zentral-Dombauverein <Köln> [Editor]
Kölner Domblatt: amtliche Mittheilungen des Central-Dombau-Vereins — 1852 (Nr. 84-94)

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https://doi.org/10.11588/diglit.1512#0006
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seivem Pvsteu erscheinen dürfen, wenn cr troH feiues frühere» Ein-
spruches die Sache endlich als dHt sceomxli nehmen müsss.

Der Präfident beantragt nun die Ädstimmung üder den Antrag
von Rolshausen, welcher lautet:

„Der Borstand wolle in Berückfichtigung der im leHten Iahre in
erfreulicher Weise wiederum gesteigerten Lheilnahme an unserem
Dombaue, und mit dem Äusdrucke der begründeten Hoffnung, daß
die freiwilligen Beiträge der Dombau-Freunde nachhaltig eingehen
«nd fich nvch mehren werden, die Errichtung einer in ihrer Äusfüß-
ruug schwierigen und von der Genehmigung der Staats-Regicrung
abhängigen Zahlen-Lotterie zur Zeit unnöthig erklären und den Be-
schlnß darüber auf unbestimmte Zeit vertagen."

Hr. Hardung I. wird crsncht, die für seinen Anschluß an Liesen Wer-
tagungs-Antrag schriftlich eingereichteu Motive Lem Worstande vorzutra-
gen; diese find folgende:

„Werehrlicher Worstand wolle dem Dorschlage des Hrn. Ober-Re-
gierungs-Rathes Rolshausen gemäß beschließeu:

„Die erfreuliche Steigerung der Lheilnahme an dem Fortbaue un-
seres Domes ergibt fich aus der Wergleichung der Zahlen der Jahres-
Einnahmen, und mit Recht ist daraus die Hoffnung auf Bermehrung
freiwilliger Beiträge um so mehr abzuleiten, als Lie Griinde von deren
in den vorhergegangenen Jahren beklagter Minderung nicht weiter vor-
hande» sind.

„Zum Hazardspiele ohne slle persö'nliche Neigung, will ick auf ein
Für und Wider den Antrag des Hrn. Professor r>. Walter nicht uäher
hier eingehen, würde aber eine diesem Antrage entsprecheude Beschluß-
fassung einem Acte der Werzweiflung an der Möglichkeit zu anderwei-
ter Beschaffung der erforderlichen Baumittel gleichstellen, mit einem
Wehegefühle, von welchem eine Beschämung unzertrennlich ift. Die aus
der von unseres Königs Majestät bei huldreichster Bewilüguug Les
Jahres-Beitrages von 5v,lM Lhlrn. gestellten Bedingung einer vom
Dvmbau-Wereine aufzubringenden gleichen Summe gefolgerte Noth-
wendigkert sofortiger Aunahme Les Walter'schen Antrages halte ich
schon um deßwillen nicht für bcgründet, weil ich in den Worten des
königlichen Gebers uicht sowohl eine 6on-Urio sino gns non, als vicl-
mehr den Seinem Königlichen Herzen entströmten Wunsch erblicke, Laß
der Bau, „„dieses Werk des Brudersinnes aller Dcutschen, aller Be-
kenntnisse" ", alljährlich durch Werwendung ciner Summe von lOOMV
Lhlrn. der feierlich gelobten Wollendung näher geführt werde. Wie
sich eine große, dauu abcr auch eine trauervolle Vergangenheit in un-
seres Domes g'genwärtiger Baugliederung abspiegelt, so enthält Lie
an jeucm denkwürdigen vierten Septembertage übcr dem neuen Grund-
steine vom Köuiglichen Protector vollzogene Weihe der Iukunft eine
Prognose für Deutschlands im Kreislaufe vieler Jahre sich entwickelnde
Neugestaltung. Erwägen wir hierbei, Laß unser Dom ein unter die
. Dbhut der Ration geftelltes Gotteshaus ist, daß wir ihn gleichzeitig
als den Centralpunct deutscher Kunst und Größe nicht hoch genug in
Ehren halten können, dann werden wir erkennen, daß wir zur Ermög-
lichung seiner Bollendung nicht irgcnd welchem Speculationsgciste der
Zeit Vorschub leisten dürfen; es sei denn im Falle Ler gänzlichen Er-
schöpfung aller Hülfsquellen, worin leider das erniedrigende Zeugniß
geistiger Verarmung gefunden werden müßte. Jn diesem Fallc befinden
wir uns, Gvlt sei Dank! noch nicht; mö'ge er nie eintreten, möchten
wir niemals gezwnngen sein, neben der Liebe zum Dome „„gangbare
Artikel"" schassen zu sollen, wovor unser geuialer Landsmann so ein-
dringlich warnte, als cr bei Gelegenheit der GrundsteinlegungS-Feier
das Wort sprach: „„Das mit dcm ersten Hammerschlage bcgonnene
Werk ist nicht cin Werk des Augenblicks; vieleJähre werden vorüber-
gehen, bis es zu Ende gekommen; nicht der Rausch augenblicklicher,
leicht verfliegender Begeisterung mag es zu Liesem Ende fllhren, son-
Lern große Beharrlichkeit, Standhaftigkeit und manches Opfer wird
gefvrdert, um es von Liesem ersten Steine bis zum Schlußsteine hin-
auszuführen. Das Geschlecht, das die Schuld vergangener Jahrhun-
Lerte zu tilgen übernvmmen, hat keine leichte Last auf sich geladen;
aber ist die Bürde einmal auf Lie Schultern gelegt, sie wlll vis zum
Ziele getragen sei'n-""

Hieran knüpft Hr. Hardung einige weitere Hinweisungcn auf die
Hoffnung, daß die gewöhnliche, durch den Zutritt der akademischen, Gym-
nasial- und Elementarschul-Domdau-Wereiue noch besonders gesteigerte
Wereinsthätigkeit ausreichen werde. Allerdings mvchte es französi'schen
Bischö'fen nicht zu verargen sein, wenn sie eine in Form der Lotterie
vom Magistrate für den Kirchenbau gebotene Hülfe nach dem
totalen Werluste all Ler reichen Kirchengüter in ihrer Wedrängniß nicht
von sich gewiesen hätten; bei uns ader sei die Sachlage noch lange nicht
dieselbe, und daher seien derartige Mittel allerdings fiir eine mö'gliche
Iukunft offen zu halten, hierbei-jedoch zu hoffen, daß die Nothwendig-
keit ihrer ernsteren Erörterung uns für immer verschonen werde.

Hr. Zwirner bemerkt, daß er eine factische Berichtigung im Wortrage
vou Hardung zu machen habe. Die Eabincts-Ördre vom 14. Februar i842
habe keineswegs, wie Ler Borredner glaube, dcn Zuschuß von so,6VV
Lhlrn. fest zugesagt, sondern sie rede nur von einem Beitrage von Zv- bis
AV.VVV Thlrn. Ferner sei wiedsrholt vvm hohen Cultus-Ministerium au-
gefragt worden wegen der Hö'he der Wereins-Beiträge, da die gleiche
Höhe dieser Beiträge allerdings als Bedingung für Lie Gewährung der
hohen Zuschüsse von dort betrachtet würde. Ferner sei ihm in ncuerer
Zeit mehrfach höheren Orts die Weisung gegeben worden, die Bauthä-
tigkeit so einzurichteu, Laß sie jederzeit eine rasche Verminderung mög-
lich lasse.

Hm Lhissen glaubt um so mehr cin Recht zu haben, sich noch ein-
mal übek den in Frage stehenden Gegenstaiid zu äußern, als seine in der
leHten SiHung dargcthanen Aeußerungeu mehrfach mißverstanden worden
und in deu ihm gewocdenen Entgegnungen sein Hauptgrund kaum te-
rührt worden sci. Er habe nicht so sehr den moralischen Werth ciner Lot-
terie an sich aiigegriffen und dadurch Len gsmachten Vorschlag als einen
unsittlichen bezeichnet, als vielmehr diesclbe im Vergleiche mit dem Dom-
baue und Ler Bergangenheit unseres Vcreins betrachtet. Seit Ler letzten
Sitzung habe cr noch ei'nmal das Domblatt durchgesehen, und er sei durch

die sowohl in den amtlichen Erlassen als deu Aufrufen Einzelner bekundete
geistige Regung der deutschen Nation für die Gache dcr Rcligion, der
Kunst und des Vaterlandes in seinem Herzen gehoben worden, wogegen
Lie Errichtung ciner Lotterie ihm über alles dieses gleichsam kaltes Was-
ser zu gießeu scheine. Die Aufnahme Les vorliegenden Planes sei ein
Aufgeben der bisher eingeschlagenen Wege, eine Bankerott-Erklärung des
Vereins, wozu der Worstand doch wohl nicht befugt sein dürfte; insbe-
soudere bei dem herrlichen Aufschwunge, den die Sache des Vereins seit
dem vorigen Iahre genommen habe. Wenn man jeHt Befürchtungen he-
gen wolle üder die Erreichung des Zieles, so erinnere er daran, daß im
verfloffenen Jahre, als er dei dem Bortrage des Rechenschafts-Berichtes
in den Erklärungen des Dombaumeisters eine gewisse Hvffniings-
losigkeit zu sinden geglaubt habe, der Dombaumeister selbst in der Gene-
ral-Bersammlung dem Vereine scin unverkürztes Wertrauen auf die Fort-
seHung seiner Wirksamkeit ausgesprochen habe. Zudem sei Redner der
Ansicht. Laß durch Errichtung der Lotterie die Bereinsthätigkeit selbst
eine solche Weränderung erleiden würde, daß es sich sehr frage, ob als-
dann auch noch Se. Majestät Ler König als Protector an der SpiHe des
Bereins bleiben wolle, und daß, abgesehen von der eventuel nachzusuchen-
den Staats-Genehmigung, v-rab auch das persönliche Urtheil des hohen
Prorectors zu erbitten seiu möchte. Er bittet nochmals im Sinne des
Rolshausen'schen Amendemenrs, die Errichtung einer Lotterie als das
äußerste Mittel hinauszuschieben für deu Fall, wo einmal gar keine an-
decen Aussichten mehr vorhanden sein möchten.

Hr. v. Gröote drückt seine Entrüstnng aus über die unwürdige Weise,
wie dieser Worschlag jetzt eben in öffentlichen Blättern besprocheu wor-
den sei. Es sei unedel und ungerecht, den Urhebern und Befö'rderern dieses
Planes derartige Worwürfe zu machen, als ob sie das Haus Gottes durch
niederträchtiges Gewerbe entheiligen wollten. Niemand veidiene hier einen
Worwurf. Es sei die Degeisterung für den Bau keineswegs so groß, wie
Hr. Lhiffen sie darstelle. Eine Steigerung der Geldmittel sei dringend
zu wünschen. Die Zukunft sei unsicher, die eben vom Baumeister gegebe-
nen Aiideutungen, daß von oben her eine BerminLerung der Zuschllsse
nicht unmöglich sei, dürfte wohl ernst zu erwägen sei». In Verloosungen
sci bisher nichts UnangemesseNes für unser Unternehmen gefunden wor-
den. Wenn ein Wohlthäter ein koftbares Iuwel dem Dome schenke un-
ter der Bedingung, daß dasselbe für ein paar Lausend Lhaler verloos't
werde und Lem Dome die Summe zufließe, so sei das ganz ähnlich, wie
das Lotterie-Unternehmen. Allerdings sei die Frage nach der Einwilligung
Sr. Eminenz vvn großer Wefentlichkeit. AlleiN Redner habe erwartet,
daß wohl füglich während der vergangenen acht Lage darüber Erkundi-
gung einzuziehen gewesen wäre. Die WorstandS-Mitglieder mö'chten be-
herzigen, daß sie nach dem Worte der Schrift Sorge zu tragen hätten
für einen getreuen Wucher mit dem anvertrauten Pfnnde.

Hr. Wosen erwidert: Die Befürchtungen wegenZurückziehen der aller-
höchst bewilligten Zuschllsse für den Bau erschienen unbegründet, und
das öffentliche Aussprechen dieser Furcht habe etwas höchst Bedenkliches.
Man möge sich erinuern, daß wir dafür weit über alles königliche Wort
hinaus die höchste Garaniie a» der allbekannten, ungeschwächte» Liebe
unseres Königs zu dem großen Werke hätten. Köln würde in dieser Be-
ziehung sich nie zu beklagen haben, daß der Dom nach Lem Werluste sei-
nes ehemaligen Reichthums nun im Kö'nige seinen Wormund und De-
schützer gefunden habe. Wenn Hr. v. Groote die Werloosungen mit der
Lotterie in Eine Linie stelle, so sei zn bemerken, daß der Zweck der Wer-
loosungen darin bestehe, aus nichts viel zn machen. Sie seien nur ein
Mittel, werthlose Geschenke, die Niemand ankaufen würde, zu verwer-
then, oder für werthvolle mit einiger Anstrengung einen überhohen Preis
herauszutreiden. So unterschieden sie sich wesentlich von der Lotterie.
Auf die Bemerkung, daß Se. Eminenz inzwischen habe gefragt werden
müssen, sei zu erwidern, daß ja alsdann der Vorstand die ganze Entschei-
Lung von sich abgegeben, auf alle eigene Competenz i» dieser Frage
völlig verzichtet hätte, und dazu noch vielleicht Lie Gefahr eines hö'chst
iiachiheiligen Zwiespaltes zwischen sich und der hohen geistlichen Behörde
herbeigeführt haben würde.

Hr. Thissen verzichtet auf mö'gliche Entgegnnngen gegen Hrn. v.
Groote und ermahnt zum Festhalten an der in der Devise des Vereins
stehenden „Eintcacht und Ausdauer", welche beide durch die Errichtung
einer Lotterie aufgegeben würden.

Hr. Neven beantragt, daß man doch vorerst geeignete Erknndi'gungen
einholen möge, ob denn die Staats-Genehmigung für eine solche Lotterie
sicher zn erwarten sei, da ja bis dahin alle weitere Erö'rterung der Sache
und alle Beschäftigung deS Pudlicnms mit diesem Plane unnüH sei.

Hr. Rolshausen nimmt das Wort zur UnterstüHung seines Antra-
ges auf Wertagung. Es hätten die bisherigen Discussionen hinreichend
gezeigt, daß die Mitglieder noch nicht alle über diese Angclegenheit ihr
Urtheil abgeschlossen hätten; Larum sei die weitere Ueberlegnng wün-
schenswerth. Auch dränge keineswegs die Zeit, Lieses Mittel jeHt schon
rasch zum Gebrauche vor^ubereiten. Das bisherige Sinken der Jahres-
Einnahmen sei nicht zunächst durch daS Erkalten der Vereinsthätigkeit
veranlaßt worden, sondern vielmehr durch die Einstellung der Lhatigkeit
für den Domban in Baiern. Nun habe aber jetzt gerade Baiern seine
Ihätigkeit rccht lebhaft erneuert, nnd so trete die Furcht vor diesem Zu-
rllckgehen der Beiträ'ge in den kommenden Jahren sehr zurück. Es sei
kein dringender Grund vvrhanden, durch Lie weitere Erörterung eines
Mittels, welches nur im Nothfalle in Anwendung komme» dürfte, jetzt
schon ein gährendes Element in die Wereinsthätigkeit zu werfen.

Hr. Haugh spricht gegen die Vertagung und verlangt, daß gleich «ber
Aunahme oder Werwcrfung des Walter'schen Worschlages abgestimmt
werde; deiin wenn die Annahme dieses Worfchlages nothwendig sei, so
werde auch für ihn kcine Zeit zu verlieren seitt.

Hr. Wose» schließt sich Liesem an, weil aus der fortwährenden Schwebe
dieser Angelegenheit leicht eine fortwährende Spannung nnd Uneinigkcit
Lem Worstande erwachsen könne, und mit ihm ein imwer wieder leicht an-
zufachender Funke für erneuerte unangenehme Erörterungen im Worstande
aufbewahrt bleiben würde.

Hr. v. Ammon ist sür den Borschlag von Haugh, weil der einzige
Grund für Lie Bertagnng darin nur liegen kö'une, daß man vorerst um
 
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