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Zentral-Dombauverein <Köln> [Editor]
Kölner Domblatt: amtliche Mittheilungen des Central-Dombau-Vereins — 1852 (Nr. 84-94)

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https://doi.org/10.11588/diglit.1512#0024
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Minrsters Altenstein dre Möglichkert eröffnete, dre von dem Konige an-
geordnete, di« Folgezeit gewisser Maßen bedingende, nene technische Prü-
fung des Barrbedürfnisses rn Lie treuen Hsnde des bewährtesten Freun-
des des Dombaues, dcs Geheimen Ober-Bauraths Schinkel, zu legen.
Der Erzbischof bot seine'rseits sofort Alles auf, diese Möglichkeit zu
verwirklichen. „Jedes Mitglied der Koniglrchen Ober-Bau-Deputation",
schreibt er am 15. April 1830 dem Ober-Präsrdenten der Rheinprovinz,
„mag für die wichtrge Untersuchungssache geeignet sern, und wird bei mir
freundliche Aufnahme und, sowert merne Kräfte reichen, Aushülfe fin-
den; aber am geeignetsten zum Geschäfte halte ich deu mit nnserm Local,
auch zum Theil mit der seither bewirkten Ausführung am Dom-Restau-
rationsbau bekanrrten Geheimen Ober-Baurath Schinkel, und würden da-
her Euer Ercellen; ein Großes für unsere Sache bewirken, wenn Hochfie
den Staats-Minister von Altenstein Ercellenz bestimmten, de» Gehsimen
Dber-Baurath Schinkel je eher je besser Behufs der vorgeschriebene»
Revision des Baues und der Bau-Anschläge hieher z« senden." Wirklich
erhielt auch Schinkel bald darauf den demgemäßen Auftrag, uud sein
von Köln aus an den Minister deS Jnner» gerichtetcr Baubericht vom
S. August 1830 sicherte die zur Deckung des Bedürfnisses geforderte neue
Summe von 240.000 Lhlrn., wenigstens vo» technischer Seite, gegen jeden
serneren Angriff. Nach seinen jetzt erneuerten Untersuchungen und Wahr-
nehmungen au Ort und Stelle bekennt sich Schinkel auch in diesem Be-
richte noch zu der vollkommensten Ueberzeugung, sowohl „daß es rekner
Aufall und ganz besonderes Glück sei, daß der ausgebaute hohe Chor im
Werlauf der letzten Jahre durch den Einsturz der bedeutendsten Theile
nicht schvn zur vollkommensten Ruine geworden, als auch, daß man
fortwahrend — auch im Jahre 1830 noch — in keiner Stunde vollkom-
men sicher fer, nrcht ein sehr unglückliches Ereignrß dabei erleben zu
können; daß man gerade bei diesem, für die ganze Mittelalterkunst wich-
tigsten Werke eS nicht wagen dürfe, dem bloßen Zufalle, der bisher da-
bei obwaltete, weiter z« vertrauen, daß es vielmehr erne Gewissenssache
sein müsse, diejenigen Maßregeln zu ergrerfen, welche, soweit es die
Local-Berhältnisse gestatten, den gefahrvollerr Zustand in möglichst kurzer
Zeit abwenden." Deßhalb kan» er nicht «nterlassen, „das Gefühl der
größte» Angst z« schilder», welches ih» ergreift. wenn er auf die Gale-
rieen unter den Strebebögen der Strebcwande umhergeht, und die größten-
IherlS schon gänzliche Zerstörung dieser wcsentlichen Constructionstheile
erblickk, und zwär in Lem Bewußtsein, daß von ihrer Erhaltung haupt-
sächlich Lie Erhaltung dieses prächtigen Denkmals der Baukunst abhän-
gig ist. Das Gefühl, das jeder, der nur ernige Einsicht besitzt, an diesem
Lrte empfindet, gewinnt nur wieder Beruhigung bei dem Anblick der
beiden, jetzt, im vergangenen und in diesem Jahre (1829—1830), neu
hergestellte» und berrrahe volleirdete» Strebewände der Südseite des Chors,
«nd zwingt zu dem Wunsche, daß Lurch die Beschleunigung dieser Arbei-
ten, rings um den Chor, der großen Gefahr sv bald als irgend möglich
abgeholfen werden möchte." Nur wenn man die „dringend nothwendige
Herstellung auch der übrigen zwö'lf Strebewände und der mrt ihnen zu-
uächst in Berbindung stehenden Theile in dcm Zeitraum der nächsten sie-
ben bis acht Jahre mit wenigstenS 20,000 Thlrn. jährlich herbeiführt,
hat nran Lie Aussicht, dem gefährlichste« Iustande abgeholfen zu haben."
Hiermit war die Realität des in Lem Berichte des Ministers Altenstein
vom 14. März 1830 angegebene» fernerenKvsten-Bedürfnisses festgestellt
und damit der er'nen Bedingung der Cabinets-Ordre vom 23. März 1830
Genüge geschehe». Es kam jetzt und für die nächsten Jahre Alles darauf
an, daß auch der andsren Dedingung entsprochen und durch die vereinten
Resultate der freigestellten Kirchen- und Haus-Collecten und der Kathe-
dral-Steuer ein der Zusicherung des Königs annähernd gleichkommender
Betrag für den Dombau erzielt «erde.

Diese Resultate herbei zu führen und flüsfig zu erhalten, finden wir
den Erzbischof von jetzt an und bis in sein Sterbejahr, 1835, unablässig
thätrg und nach allen Ser'ten hin wirksam. An die Bischöfe von Trier,
Münster und Paderborn, an den eigenen Clerus der Erzdiözese, an die
Prvvincial- und Local-Behörden, an alle, die helfen und mitwirken kön-
neu, daß „der große Lempel dcs Herrn" rn Köln erhalten werde, ergeht
feine eindringliche Bitte, sein erzbischöflicher Ruf; und werrn dieser Ruf
auch nicht überall durchdrang, so gab es doch auch einzelne Anklänge
und Erwrederungen, die für Bieles entschädigten. So nimmt der Bischof
von Trrer, in ernem Erlaß vom 10. August 1830, „dre Theilnahme und
Lhätigkeit der Landdechanten und sämmtlicher Pfarrer seines Bisthums
mit dem vollen Bertrauen in Anspruch, daß ein Jeder durch Anempfeh-
lung dieser Lngelegenhelt in feiner Gemeinde gern dahin wirken werde,
damit nach Möglichkert bis zur fernsten Nachwelt erhalten werde, was
«nsere chrrstlichen Woreltern zur Berherrlichung deS gottlichen Namens
mit größter Anstrengung und bewunderungswürdrger Zierde erbaut ha-
ben."*) Eben so fordert durch Erlaß vom gleichenTage der Bischofvon
Münster, Caspar Max Freiherr Droste zu Wischering, „alle
Diözesanen seineS Bisthums arrf, bek dieser hochwichtigen kirchlichen An-
gelegenheit ihre religiöse und mildthatige Gesinnung, ihre Achtung ge-
gen Werke großartiger Kunst zur Werherrlichuug Gottes rühmlichst zu
bewähre», und durch milde Beitrage zur Wollendung der Reparatur der
durch ihrs Größe und Bauart Bewunderung erregenden Metropolitan-
Domkirche zn Kö'ln theilnehmend mitzuwr'rken." Auch von Seiten der
Provincial-Behö'rden crfolgte vielfach bereitwillige Mitwirkung, und
namentlich war es „dr'eirege und energische Lheilnahme" der Königlichen
Regierung in Düsseldorf, die das Bemühen deS Erzbischofs auf das
entgegenkommendste erleichterte. Schon im Jahre 1827, gelegentlich der
Anordnung der Kathedral-Steuer, hatte sich diese Lheilnahme in einer,
durch den Adel ihres einfach schö'nen Ausdrucks ausgezeichneten Bekannt-
mgchung der Kö'niglr'chen Regierung zu Düsseldorf kund gegeben. „Die
Kathedral-Gtiuer", heißt eS darin, „reihet sich an die wichtigsten Ereig-
nrsse des FamilienlebenS, die Freude oder Leid über den häuslichen Krer's
verbrerten. Wer durch er'» freudigeS Ereigniß sich beglückt sieht, wird
gern serne» Dank durch ein Werk frommer Freigebrgkeit bekunden; wer
schmerzlrch getroffen «ird, kann das Audsnkeu des Abberufeneu durch

*) Der Erlaß ist in Abwesenheit^deS BischofS Frekherrn"v. Hommer
von dem bischvfllchen General-Bicar Günther gezeichuet.

milde Gaben zu einem hohen Zweck ehren." DaS Gepräge desselbe»
Geistes trägt eine Arrfforderung zur Dom-Collecte vom 13. Mai 1831,
welche die genannte Königliche Regierung in dke Düsseldorfer Ieitnug
vom 1. Juni jenes Jahres aufnehmen ließ und, wr'e auS dem Schreiben
eines damaligen Mitglredes des düsseldorfer Regierungs-Collegiums, des
nun verstorbenen Conflstorialraths Bracht, vom 3. Jrrni 1831, hervor-
geht, in 4600 Abdrücken an dr'e Landräthe und Lauddechanten zur wei-
teren Wertherlung und mit der besondern schriftlichen Anempfehlung, sich
der Sache eifrrg anzunehmen, absandte. Üeberhaupt Leuten alle Zerchen
auf den Consistorialrath Dracht, als auf dre Seele jener Theiluahms für
den kolner Dombau, die der Erzbischof als eine „rege urrd energische"
erkannte und wofür er sich zu freudigenr Dank verpflichtet fühlte.

Eine spätere Freude wurde dem Erzbischofe zu Lheil, als nach dem am
10. Mai 1833 erfolgte» Ableben des mit dem Reparaturbau bis dahin
beauftragten Königlichen Bau-Jnspectors Ahlert in denr jetzrgen Dom-
baumeister, Konrgliche» Regrerungs- und Baurath Zw irne r, der Nach-
folger Ahlert's gefunden war. Ahlert, dessen große Werdienste Schrnkel
wrederholt und zuletzt noch in dem Berichte vom S. August 1830 beson-
ders hervorhob, hatte auch in der Schätzung des Erzbischofs sehr hoch
gestanden, und nicht ohne Sorge fah der Erzbischof nun der Ernennung
des Mannes entgegen, Lem „der schwierige, auf erne Reihe von Jahren
noch fortzusetzende Dom-Erhaltungs-Reparaturbau" hinführo anvertraut
werden, urrd mit dem er dreserhalb wieder in nächste amtlrche und persönliche
Bezrehung treten sollte. Mit um so größerer Genugthuung empfing der
Erzbischof bald darauf in Herrn Zwirner den neuen Bau-Beamten, den
Schinkel selbst zur Fortsetzung des ihm so überaus werthen Dombaues
unter seirren Schülern erwählt hatte, irrrd der zumWollzuge dieser Wahl
außer den andern schö'nen Hülfsmittel» auch dasjenige nritbrachte, waS der
„brave" Ahlert zuletzt ganz eutbehrte, die ungebrochene Kraft der Gesrrnd-
heit und die dadurch bedingte Freudigkeit des Wrrkens. Der frische, an-
regende nnd kräftrgende Geist nnd das veränderts regs Leben, das mit
Herrn Zwirner in die Bauhntte kam und sich alsbalv im Ganzen und
Einzelnen der fortschreitenden Bauthätigkeit aussprach, mochte dern Erz-
bischofe, dessen eigenes Leben zu Ende neigte, am schönsten sagen, daß
seirr Mühen und Gtreben für „die gute, aber auch vielfach schwrerrge
Sache des Dombaues" nicht vergebens gewesen. Einer der letzten sicht-
baren Spuren Lieses Strebens begegnen «ir i» einem Schreiben vom
Schlusse des Jahres 1834, worin der Erzbischof einen auf die Mehrung
der Baumrttel abzweckenden Borschlag „des krinsterfahrenen, durchaus
tüchtigen und sacheifrigen Herrn Bau-Inspectors Zwirner" dem dama-
ligen Ober-Präsidenten der Rheinprovrnz, Herrn Freiherrn v. Bodel-
schwingh, der später die Coustrtuirung Les Dombau-Bereins so berert-
willig und wirksam urrterstützte, zur Erwägung stellt und eventuel zur
Berücksii tigung empfiehlt. Das neue Jahr fesselte mit kurzen Unter-
brechungen den Erzbischof an ein langes, schmerzenvolles Krankenlager,
bis er am 2. August 1835 dieserZertlichkeit entnommen ward. Der hvhe
Chor deS kölner Domes umschließt seine Grabstätte. Dort ruht er irr
Mitten der Säulen, zu deren Festigung er zehn Iahre seines LebeuS irr
so ausharrender Trene und mit so gesegnetem Wrfolge wirkte.

Köln, 24. Mai 1852. B l ö' m e r.

Coblenz, Mitte April.

(Wegen Mangels an Raum verspätet.)

Schon vrelfach haben die Schwesterkünste der Baukunst rn deren glor.
reichstem Repräseutanten, dem Dome zu Köln, ihren Krrbut dargebracht.
Die ernste, strenge Wissenschaft ist in neuester Zeit dem Beisprele
gefolgt. Herr 0. Garthe zu Kö'lr, hat den Anfang gemacht, indem er das
Foucault'sche Experiment zum Zwecke des Beweises der Erddrehung im
Jnteresse des Dombaues ausführte. In rrnserer Stadt, welche sich etwas
Larauf zu Gute thun darf, den ersten Dombau-Berein gegründet zu ha-
ben (am 13. April 1841), ward am Oster-Montage durch den als CHe-
miker und Physiker rühmlichst bekannten Hrn. v. Mohr zu dem gleichen
Zwecke im Casino-Saale erne Vorlesung gehalten, in welcher er das ge-
Lachte Erperiment vor eirrer zahlreichen Bersammlung ausführte und er-
klärte. Der dem Dome ganz zu Gute kommende Ertrag soll sich anf nahe
an 50 Thlr. belaufen. Hoffen wir, daß auch anderwärts svlche Quellen
dem Dombaue zu fließen beginne»! —r.

A«sstM«g

des kolosfalen Modells

des

Kölner Domes

in seiner ganzen Vollendung.

Zu schen täglich von Morgens bis
Abends.

Cntree S Sgr.

Die Hälste der Netto-Einnahme ist zum Besten des Dombaues.
Das Local Lst Hochstraße Nr. 1TS in Kör«.

Werautwortlicher Herausgeber: Z. I. NelleS in Kölrr.
CommrssionS-Berlag des Werlegers der Köln.Ztg.: Ios. DuMont i» Kö'lr«.
Druck von M'. DsMont-Vchauberg in Köl».
 
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