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Zentral-Dombauverein <Köln> [Editor]
Kölner Domblatt: amtliche Mittheilungen des Central-Dombau-Vereins — 1852 (Nr. 84-94)

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https://doi.org/10.11588/diglit.1512#0038
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war, daß ste die Stadt immer mehr herunterbrachte» und verödeteu. Sie
zahlte endlich nnr noch 1S,0V0, »ach Lndereu 13,000 Einwohner. Die
ausgeraobten Lempel standen Wiud uud Wetter Preis gegebe» und droh-
teu den Einsturz. Jn deu Straßen wuchS Gras, daS betrogene Volk
jammerte um Brvd, die Wohlhabendeu waren verarmt, und wer flch sonst
helfen kouste, giug aus einer Stadt hinauS, die fast nichts bot. alS
Ruinen und Elend. Ja, selbst die großen Erinnerungeu der Worzeit koun-
teu nur niederschlagend wirken — fle waren eine Demüthigung und ein
Stachel für deu Unverständigen, und den Nachdenkendeu konnten fie nur
mit Wehmuth und Lrauer erfüllen. Jn diesen und den folgenden, immer
irauriger werdenden Zeiten stand selbst die Mutter aller Kirchen dcr
Stadt und der Erde, St. Johann im Laterau, ohne Dach. Da gingen
endlich den Berirrten doch die Augen auf, und man erkannte, daß die
Päpste allein die Lräger des materielleu Wohles der Stadt und, was
mehr sage» will, der geistigen Jdee, wodurch Rom allein seinen Einfluß
auf die übrige Welt äußer» kann. Die Stadt hatte abcr nahe ao zwei
Jahrhunderte in Lhorhriten und antiken Freiheits- und Rationalitäts-
schwindel verloren, und wenn fie dem Untergange entging, so hatte fle
dies nur ihrem von der Borsehung bestimmten universellen, aber dew
Plane selbstsüchtigcr Ränkeschmiede wenig entsprechenden Berufe zuzu-
schreibeu. Wir dürfen uns daher bei einer solche» Bewandtniß der Sache
uicht wundern, wenn jene erhabene und große Richtung der Kunst, die
in Frankreich, Deutschland und England, ja selbst Spanien, so viel Be-
wundernswürdigeS geschaffen nnd von Vielen nicht ohne einigen Anschein
von Recht als eine vorzüglich christliche bezeichnet wordeu, für Rom so
gut als gar nicht vorhanden ist. Wir sagen, daß jene Kuustrichtung, die
sich iu dem XII. und Xlll. Jahrhunderte an den Werken der Architektur,
oder des Spitzbvgenstyles, in Suropa geltend machte, mit cinigem Äu-
schein von Recht als eine vorzüglich christliche betrachtet werden könne,
weil sie nur eine Erfindung und ein Erzeugniß des ChristenthunM ist
und für den Eultus deSselben Lie ausgebildetste Form, ohne jedoch über
Lie anderen hiermit unbedingt den Stab zu brechen. Denn wir halten
dies dem Begriffe der Katholicität eben so wenig entsprechend, als es
uns einer Reihe in ihrer Urt nicht weniger vortrefflicher Werke berauben
wörde. Will man daher den Spitzbogenstyl einen christlichen oder allein
christlichen nennen, weil seine Erfindung oder vorzügliche Ausbildung
allcin Lcm Christenthume angehört, dann haben wir nichts dagegen zu
erinneru; will man ihn aber als den einzig christlichen bezeichnen, daon
müssen wir dagegen Berwahrung einlegen, so wie wir ihn auch nur in
gewissen Beziehungen dcn deutschen, Andere sageu den gothischen, nen-
nen. Es mag wahr sein, der durch das Christenthum geläuterte germa-
nische Geist hat ihn geschaffe» Rach den neuere» zuverläsiigen Unter-
suchungen kommt er jedoch in jene» Ländern am frühesten ausgebildet
vor, die sich längk von Deutschland getrennt, in Jsle de France, bei
den Rormannen, in der PicarLie. Die Leser mögeu «s uns daher erlau-
ben, wenn wir, von dem Zufälligen absehend, an dem festhalten, was
durch die Natur der Sache bezeichnend genug ist an dem Namen des
Spitzbogenstyles, weil sich das System aus ihm naturgemäß entwickelt hat.

Wenn wir nun in Rom nach den Werke» jenes Styles suchen, von
dem der kölner Dom LaS vvllendetste Muster «nd eines der schönsten Er-
zeugniffe des christlichen Geist-s ist, dann müssen wir allerdings gestehen,
daß wir in nicht gcriuge Wsrlegenheit gerathen. Denn dieWerke der Art
sind hier nicht bloß sehr selten, sondern auch mit Rückflcht auf andere
Länder keineswegs bedeutend. Lber wir habcn gesagt, warum. Das Rom
ohne PLpste konnte keine Kirchen bauen, und als die Päpste nach Rom
zurückkehrten, hatte flch der Styl schon überlebt. Es ging eiu anderer,
freilich nichk steks erfreulicher, Geist durch die Welt. Er war verführcrisch.
Er fraß die alten, germanischen Formen an, die man nicht mehr ver-
stand, und zcrstörte sie. Männer, über dere» Kunstgenie wir gewiß nie
ein verwerfendes Urtheil zu fällen wagen, die vielmehr als die Höchsten
aller Zeiten anerkannt worden sind, schlugen eiue Richtung ein, die ihrer
Auschauung und dem Zeitgeiste mehr entsprach, aber jener des SpiH-
bogenstyles geradezu entgegeu war. Wir nennen »ur Bramante, Rafael
Sauzio, Michel Angelo. Bramante hatte selbst an dem Dome zu Mai-
land gearbeitct, und er verdankte ihm viel. Rur au dem Bau der deut-
schen Neichskirche in Rom, an welcher sich Bramante ebenfalls bethei-
ligte, bemerkt man nach scharfem Suchen, daß man sich selbst in j.-ner
Zeit auch in Rom der deutschen Richtung nicht ganz entschlagen konnte.
Das Urtheil Rafael's über den EpiHbogenstyl ist vernichtend für seine Zeit.

(Schluß folgt.)

Am II. Februar I8LS.

O Köln, dein schönster Ehrentag,

Dein Ruhm und Stolz nach langer Schmach,
Sv will er denn erscheinen,

Und uns, die Deincn, jetzt aufs Neu'

Zu alter Lieb' und alter Lreu'

Zum festen Bunde einen.

Uud ist auch schwach noch unfre Hand,

Der besten Stärke Unterpfand,

Wir haben es errungen,

Da mit der Hoffnung Siegeskraft
Der Glaube. der das Höchste schafft,

Die Hcrzen uns durchdrungen.

Wir glauben freudi'g an den Gott,

Deu Swigen, vor Dcm zu Spott
Die Lügengeister werden;

An Jhn, Den keine Größe mißt
Und Der allein allmächtkg ist
Jm Himmel und auf Erde».

Wir glaube», daß aus dieser Zeit
Hinaus iu eine Ewigkeit

Er unS den Weg gegründet;

Und diese Sehnsucht iu der Brust
Nach dem, was mehr ali Erdeulust,
Daß Er si« angezündet.

Wir glauben, daß Gebet und Dank,
Die Lhräne nnd ber Lobgesang
Jn Seine Himmel dringet;

Daß ohne Wandel fort «nd fort,

WaS wahr u»d gut ist, hier und dort
Sein starker Lrm umschlinget.

Nnd wie die Däter einst gethan,

So wollen wir Jhm wieder nahn
Jn muthigem Vertrauen;

Rnd was fle Jhm zu Ehr' und Preis
Mit hohem Siun und edlem Fleiß
Gegründet — weiterbauen.

Und hoch und niedrig, arm und reich,

An Rang geschieden oder gleich,

Wir bauen All' zusammen:

Ein Lempel hoch und himmelan,

Ein leuchtend Ziel auf jeder Bahu,

Ein Brand aus tausend Flammen!

Das ist ein herrliches Bemühn,

Das ist ein Streben stark und kühn,

Das ist ein glorreich Ringen,

Das ist unendlicher Gewinn,

Das einer neuen Zeit Beginn,

Das künftiges Vollbringeu.

Drum auf, du alte, treue Stadt,
Schling' freudig dir das frische Blatt
Jn deine Ehrenkra'nze;

Laß alle deine Glocken gehn,

Und alle Fahnen lasse wehn,

Und jedeS Auge glänze!

DvMbsu-ArrgelegKnheiten.

Um den Besuchern des DomeS jederzeit.Gelegenheit zu bieten, Bei-
träge für den Fortbau desselben abzugeben, sind in dem Langhause deS
Domes fünf Opferstöcke mit der Aufschrift:

Zunr Fortbaue des Domes

angebracht worden, deren Znhalt in die Dombau-Casse fließt.

Jndem wir dem Publicum hiervon Kenntniß zu geben uns beehreu,
ersuchen wir unsere verehrlichen Mitbürger, die etwa in ihrer Beglei-
tung den Dom besichtigenden Fremden auf diese Opferstöcke aufmerksam
zu machen und hiedurch behülflich zu sein, von der durch den Anblick
des Domes erweckten Theilnahme reichliche Früchte zu ärnten.

Der Verwaltungs-Ausschnß
des Central-Dombau-Vereins.

Ausstkllung

des kolossalen Modells

des

Kölner Domes

in seiner ganzm Vollendung.

'.6u schen täglich von Morgens bis
Abends.

Gutree Z Sgr.

Die Hälfte der Netto-Einnahme ist zum Besten des Dombaues.
Das Local ist HochstraHe Nr. ISS in Köln.

Vcrantwortlicher Herausgeber: I. I. Nelles in Köl».
Commissions-Werlag des Werlegers der Köln.Ztg.: Jos. DuMont in Köl».
Druck von M. DnMont-Schauberg in Kölo.
 
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