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Zentral-Dombauverein <Köln> [Hrsg.]
Kölner Domblatt: amtliche Mittheilungen des Central-Dombau-Vereins — 1861 (Nr. 191-202)

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https://doi.org/10.11588/diglit.1811#0051
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wir alles Geistigs auf Erden, ss hat auch der kölner Dombau seine
materislle Seits. Grsß find dte Opfer, wclche er erheischt.

Es kans nicht nnsere Aufgabe sein, Eommilitonen, einen auch rmr
einizer Maßen beträchLlichen Tbeil dies.r matsrtellen Opfer unter uns
aufbriugen zn wollen. Unser: Wechssl reichen häufig nicht weit und eS
ifi auf dercn Schmaleruug durch Beiträge für den Dsm am aSer-
weutgsten abgesehcn Allei», der Dom soll durch die Kr>n>i, die er re-
präfentirt, »nferem GetKe Rshrnng bietr», wir soSea aa ihm dss
Hshe und Crhadene der Kunst ertcnnsn, bewund-rn u»b liebeu lsrnen;
dcr Dom soll uns erziehrn hslfen zu Männern, die WaKrheit und
Schonheit nicht nur zu achten unb zu Ueben wiffen, fonder» fich auch
dsfür Segeistsrn und fis in ihrem Le'ren ausprägen. Und für dieftn
altersgrauen Lehrmeister werden wir doch such ein Scherflcin zu er-
übrigen wtffenl Er nimnit daS kleins Ersparniß edler und kunstlie-
Lender Herzsn mit der gleichcn Dankbarkeit tn Empfang wie sürfi-
liche Gaben und die reichstl » Geschsnke. Und indem wir emen Bau-
stein hinzufüzen zu deu Millionen, dir ihm geboten wsrden, find wir
nicht nur berechtigi, sondern zuglsich nahe veranlaßt, ihm einmal recht
scharf in seiu majestätischss Augr zu blicksn, seine himmelanstrebende
Riesengestalt mrs den ReiSthum seiner Formen zu bewundern, such
wohl hinaLfzuklöLtern auf scinen altcn graueu Rücken, um. von dort
staunsnd zu betrachten, was dte Brrgangenhsit schon Großes geleistet
hat und sis Gegerrwart noch zu erreichen fich bestrebk. Wenn uns an
jeser Stelle schon der Entwurf, nur in Gedanken erganzt, so mächtig
erschüttert, wie wird nicht erst dis vollendrte Wirkltchkeit uns hin-
rsißen? Absr auch dann, Eommiliionen, wenn wir unforcm schönen
Beruf« gemäß sowshl j-tzr wshrend unsercr akademische« Laufbahn,
als später im Leben in dem edle» Streie« zur kräftige» Fördernng
dieses Wsrkes Ällen vorangshen uvb es so -nit vereintsr Kraft dahin
bringen, dsß dasselbe dem Ziele der Bollendung rßßig entgegen-
schreitet, köuoen wir mit Zuverficht bei seinem Aublicke auSrufen:

„O erhabeneS Wunderl

„Fertig seh' ich dm Dom, Thürme und Äirche und Chor!"

Schließltch hielt Herr Prisatdocent v. Reuhäuser einen sehr aurs-
geuden mid intereffanien Bortrag üder daS Jdeale in der Baukunst, indrm
er aussührte, wte die Baukunst erst dsn» wahre Aunst sei, werm fie, die na«
türlicheu Gsfttze des StoffsS überwindend «nd «der den bloßeu praktischen
Zweck hinausgehend, zur freien DarAellung einer Vsrnunstidee werde, und
hierauf zeigte, daß und iu welchsr Wsise dieS zurrst in eincm vorzüglichen
Grade in der schonen Architilrur der Griechen, tn der höchsten Vollendnng
aber im gsthischen Doms geschrhen sei.

Znzwische« hatie dis TrgänzungSwahl für den Lorstand Slatt gefunden,
deren Ergebniß Herr Prof. Ü. Floß oerkündtgte. Ste fiel auf die Herren
Stud. Müller, Schall, H. Becker, Limbach, Kern, Hochhausen,
Lindeulauf und Lörper.

Der Ehren-Präfident Prof. Dieringer dankte schließlich dem Herrn
v. Reuhäusrr für seinen Bortrag. Dann schloß er gege» 4 Uhr die
zahlreich desuchte Bersammlung.

Die Kirche St. Francisco in Asfifi.

Von Prtsac.

L äsl sno Arombo I'aoima xreolar»

Iblovsr ss volss, toruLiiilo al sno roguo
Lck al sao oorxo uon volss altrs bars.

vsuts, xaraäiso XI. 118 -118.

Als ssr heiligs Franz, der Stifter des Ordens der Minderbrüder, am
4, October des Jahres 1226 in einem Altsr von etwa 45 Jahren in ssiner
armen Zelle an 8t. Maria del Anaeli, oder seiner Psrtiuvcula-Eapelle, in
der Ebcns des schönen Thales, welches damals zum Herzogthume Spoleto
gehorte, gestorben, wurde sein Leichuam hinauf nach srtnem Gsburtsorte,
dem etwa eins halbs Stunde auf dem Berge gelegesen Lsfifi, gebracht, in
der Kirche der -eiligsn Clara daselbst zur öffentlichen Berebrung ausgeßellt
und zunächst in St. Giorgio Leigesetzt, wo fir wenigstens einstweilen bleiben
sollts. Es wsr dies nur ein vorlsufiger Ruheplatz; derm Ler Hetlige selbst
hatte fich in setaer Beschsidenheit etneu anderen Ort ansersehe», die Stells
nämiich, wo die Berbrscher zum Tode hinuntergestürzt wurden, wke dersinst
zu Rom von dem Capitol und zu Nazsreth von dem sogenannten Präctptz.
Iene Stells hicß daher die Stätte der Unterwelt oder das HöllenLoch und
befand fich dicht an der Mauer von Asfifi. Die Zeitgenoffen ehrtcn den
letztea Willen ihres gefeierten Heiligen und setzten den Letchaam schließlich
hier bei; absr der Oct verlor seins Dsdeutung und das Hsllenloch wurde
in das PsradieS umgetauft, sls endlich nach zwei Jahren der Wille des
heilizen Frauz in Bszug auf seine Bec.rdigung vollzogen und bei der feier-
lichen Canonisatisn durch Pspst Grc-ior IX. anf oeffen Äosten der Grund-
-ein zu einer Kirche gelegr wurde, dre fich über dem Graie drS herühmtc»
Rachfolgers Chrtsti erdebt. Die Stells selbst, wo das anschließende Kloster
gegründet wurde, gehöcte cinsm gewissen Simoa Pozzarslli, der fie vermit-
Lels einer SchenknngS'Urkunde, die fich noch im Archids deS Tonventes be-
findet, aus Hochachiung und Berehrung gegen den Heiligen scheukte. Es
Wurds aber son dem Baumeister die Oertlichksit geschickt benutzt und fie gab
Veranlaffung z« einem dreifachen Heiligthume, gletchsam zu eiuem dreifachen
Kirchenbaue übereinander, nämlich zu einer Oberkirche, die ihren Hauptein-
gang zu ebener Erde an dem sogenannten Pracipiz sdcr an dem sberen
Fußs des Abhanges hatte, und fich von dsrt aus auf gleichem Niveau mti
ihrem Boden erhob; eine zweite unmittelbar untsr der ersten, die ihreu Etn-
gang am unteren Fuße des Abhanges hatte snd suf dem unteren Boden
fortltef, und eine dritte alS Krppta unter derselben, worin fich daS Jahr-
hunderte lang verborgene Grab des heiligen Franz befand. Jede dieser Kir-
chen hatts eine bessudere Befiimmung, nicht blsß thre besondere architekto-
nische Einrichtung, sondern auch Merkwürdigkeiten, die ihnen, mit Ausnahme
der Srypta, ciue besondere Stelle i« der Geschtchte der neueren Kunst, na-
mentltch der Malerei, fichern. Denn war die Zeit auch arm nnd karg an
sonsttgen Dinge», ao der Grabkirche deS heiltgen Franz ward »tcht« geschont.
Der heiltge Franz war aber in seiuer Armuth und bescheidenenStelluug »icht

bloß ein beliebter Heiliger aller Zsitsn und aller Völker, er war auch eine
Künstlernatur durch und durch und zog nicht bloß Bewunderer aus allsu
Theilen dsr von ihm s-'rachteten Welt ans verborgens Grab, dieses wurde
auch, wte daS selneS göitlichen Heru: und Meißers, ve-r dcm drr Prophet
sagt, daß eS glsrreich sein rverse, tzcr Gammelplatz der crstca Meister-
werke der neu aufblübenden abendtändischen Kunst. Seldst der eiwas gall-
söchrige Dante hat ihm wie seinem Zeitgensssen, dsm heiligcn Dominicus,
in seinem Paradiese rin Denkmal gesetzt. Es ksnnie auch kaum anderS ft-In,
«ine Persönlichkeit, wis die dsS heilig n Franz, schnitt fie such ttef ei» tn
das fanle Fls-sch seuier Zeit, bildete doch einen crquicklichcn und -rohl-
thuenden Gegsnsatz gegen daS wilde, leidenschafiliche, genußsöchtige und
gemsine Treibeo semer Zeitgenoffen. TS lag darin etwss Grsßartrges, eine
,-eistige Erhebung über den gewshnliche!.: Sumpf, ader a>;ch zuglsich etwas
Bersöhnliches, wa« daS verlorene Gleichgewicht in der Gessllschaft wieder
hsrstellte, die Menschheit aus da« höhere Joeal und fich selbst wiederum zu-
röckführte. Der heiltge Franz -atte etwas in fich, «as ub-raLBrwunderuug
erregte auch bei seinen Feiuden und den entschiedenste« Weltmsnschen. Tr
hattc etwas in fich, w«S nicht bloß die Christen aller Zeiten und allsr Lölker
vsrstanden, ohne auch nur etwss von ftiner Sprache zu kennen, sondern
selbß den Türksn Achtung -inflößts, wie dies vsr dem Gulian in Aegpptm
uns in Spri-n geschah. Diese Bewunderung sber Aeigerts fich nach feinem
Tode, fie erhöhte fich um so mehr. als die götiliche Bamiherzigkeii später
seiu Grsb durch Wunder verherrlichte, Retch und Arm herbeizogeu, die Für-
sten der Erde sie der Kirche um fich sersammelte.

Ja solchen Fällen aber rst das Her: stets reich und eS ffießeu nicht bloß
geisttge Schätze, eS konmrrn asch materielle znsammen, »enu e« gilt, der-
artige Skätts« zs zieren. Es find jedoch zonächß dret Bullea, welche für deu
Kircheubau über dem Grabe dss heillgen Franz in Asfifi von der höchsten
Wichtigkeit gsnarnt werdsn mussen und auch Las einzig: richtige Datum
dsSselbe» bestimmeu. Die ersts ist eiue Bulle des PspFes Gregor des IX..
äs äato Rom den 29. ApriL 1228, woriu das Oberhaupt der Kuche jenem
Bau Rsnten in dem Thale son Spoleto anweis't und die Gläudigeu der
Christenheit zur Lnterstützuug desselben ousfordert. I» öer zwetien Bnlle
uus Rieti, den 21. Octsber, nimmt der Papß die Kirche, worin der Leib
deS heiligen Franz asfzusewahreu, in besonderen Schvtz und Sorge des
apostoltschen StuhleS, und in siuer dritten vom 22. April 1239 wird die-
sslbs zur Hanpt- und Mutierkirche des ß'.sammten Ordens dcr Miuderbrüder
erklärt.

Der Bau ftlbst wurde im Zahre 1229 bcgonncn in dem sogcnannien
gothtschen oder deutschen Stple. AlS Meister nenut man eiven Deutscheu,
nämlich Jakoo di Lspo, Bater des berühmten Arnolfs di Lapo, der später
in Florsnz thätig ist und wahrschcknlich aus derselbe» Famüie mit jenem
Baumeister, der deu Dom in Arezzo baute, welcher ebenfalls un Zrzeugniß
deutscher Kunst iß. Aber ungeschrst jener Bauten hst diess doch sonst in
Jtslien nie recht entschiedeneS Glück gemacht. Die Jtaliener haben fie nie
ssrstanden, und selbst die namhaftesten Dei.tscheu haben hier Csncesfionen
machen müffen. Wic glaube--, LieS ist auch mehr oder weniger in Asfifi ge-
schehe». Dennoch ist die Kirche mehr im deuischcn Geists erdaut, alS viel-
leicht trgend eine andere tn Jtalten. Kugler in ssinem Handbuche dsr
Kunstgeschichts bemerkt Lacöber: „Als eines der frühesten germanischeu Mo-
numente ia Jtalien ifi die Kirche St. FranctSco in Asfist zu nennen, die vsn
1218—1230 durch einen Leutschen Meister erbaut sein soll. Dis angegebene
Bauzeit tst shne Zwetfel richtig, da in diefer Ktrche bereits geraume Zeit vor
Cimabue gemalt wurde; auch die Bezeichnung deS Meisters scheint ksinem
Zweifel zu unterl-egen, da hier da- gerManische Princtp, wie sonst fast nir-
gend tn Jialien, und zwar den gleichzeitißer- Baubeßrebungen is Deutsch-
land entsprschend, erfaßt ist. Es find zwei übereinander aufgeführte Kirchen;
in ser nnteren herrscht der Rundbogen vsr, in der oberen aber fieht «an
vollksmmene und gssetzmäßige, sbschon ßrenge Anwendung des SpstemS der
Spitzbogen und Turtträger. Das Neußere des Baues hat noch «nentwtckelte
Formen." (Schluß solgt.)

An auswärtige Bereins-Müglieder.

Unsers auswärtigen Vereins-MiLglieder und Dombau-
Freunde, welche ihre Iahres-Beiträge zum Fortbau des kölner
Domss unmittelbar an die VereinS-Casse einzahlen und die«
selben pro 1861 bisher noch nicht entrichtet haben, ersuchen
wir hiermit ergebenst, die Einsendung be-

wirken zu wollen, damit Ziese Beträge noch m die Rechnung
von 1861 aufgensmmen werden können.

Köln, den 28. Decembsr 1861.

Der Verwnltungs-Attsschuß
des Centrttl-Dombau-Vereins.

Extra-Abonnement

auf daS

MsLneV D o M h ; a t t.

Die Bestellungen auf daS Sxtra-Abonnement für den
Jahrgang 1862, welche auswärts bei allen königl. Preuß.
Post-Anstalten entgegengenommen werden, wolle man baldigst
machen. — Der PräklumerstionSpreis, defsen Brntto-
Ertrag in die Dombau-Vsreins-Casse fließt, beträgt hier
wie auswärts Sgr. sür den Jahrgang.
 
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