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Historienmalerei spricht, dann zeigt sich darin der gewandelte
Status einer Gattung, die in der überkommenen Hierarchie ganz weit
oben angesiedelt war. Wollte die Kunst im klassischen profanen
Historienbild die Sinnhaftigkeit von geschichtlichen Ereignissen demon-
strieren, die sich gewöhnlich im Schicksal der großen Herrscherpersön-
lichkeiten erfüllte, so drängen sich in der Moderne Momente der
Kontingenz, des Zweifels und der Entmachtung des Helden auf. Die
Studie will zeigen, wie sich diese Entwicklung im Falle einer Werkgruppe
darstellt, die zu den bekanntesten des deutschen 19. Jahrhunderts gehört,
heute aber aufgrund von Kriegsverlusten und einer allgemeinen Skepsis
gegenüber den behandelten Themen eher vernachlässigt wird.

Als »Maler Friedrichs des Großen« ist Adolph Menzel mit seinen frühen
Graphiken und vor allem der hier behandelten Bilderreihe der 1850er
Jahre in den preußischen Nationalmythos und in die Kunstgeschichte ein-
gegangen. Er hat damit entschieden zur Umdefinition von »Preußens
Aufgabe in Deutschland zu Deutschlands Aufgabe in der Welt« (Wolfgang
Hardtwig) beigetragen. Adäquat gekennzeichnet wird er damit keines-
wegs, suggeriert die Formulierung doch Apotheose und Dienst an der
Macht, der sich der Maler subtil entzog, um sich in die Sphäre ironischer
Distanziertheit und existentieller Reflexion zurückzuziehen. Neben den
allseits geläufigen Werken wie dem Flötenkonzert Friedrichs des Großeii
rücken dabei insbesondere Werke wie'die Schlacht bei Hochkirch ins
Zentrum des Interesses. Im Unterschied zur geläufigen Einschätzung soll
die Modernität des Menzelschen Ansatzes sich nämlich nicht nur bei den
Darstellungen des aufgeklärten Friedrich erweisen, sondern gerade auch
bei den Schlachtendarstellungen, die thematisch so reaktionär scheinen.
Nicht vernachlässigt wird dabei die in der Jahrhundertmitte geführte
komplexe theoretische Geschichtsbild-Diskussion, die letztlich nur als
Resultat eines nachrevolutionären mentalitätsgeschichtlichen Wandels zu
verstehen ist. Er hat Auswirkungen bis in die Gegenwart.

Deutscher Kunstverlag München Berlin
ISBN 3-422-06327-7
 
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