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ANMERKUNGEN

Einleitung

1. Die wichtigsten Arbeiten, die sich tnit der Bettelordens-
architektur beschäftigen, sind: R. Krautheimer: Die Kirchen
der Bettelorden in Deutschland. Deutsche Beiträge zurKunst-
wissenschaft, hrsg. von P. Frankl II 1925; besprochen von
L. Schürenberg in ZBK. 1925/26, von H. Rosemann in den
»Beiträgen zur Geschichte der dtsch. Kunst« II 1928, von
D. Frey in »Belvedere« VIII 2, 1928. - J. Oberst: Die
mittelalterliche Architektur der Dominikaner und Franzis-
kaner in der Schweiz, Zürich 1927; besprochen von E. Hem-
pel in Z. f. Denkmalpflege II 1927, von R. Krautheimer in
ZfK. I 1932. - R. K.Donin: Die Bettelordenskirchen in
österreich, Baden bei Wien 1935; besprochen von O. Kletzl
in ZfK. V 1936, S. 186 f., von E. Schaffran in Z. f. dtsch.
Geistesgeschichte III 1936, von P. Frankl in den Krit. Be-
richten 1937 H. 1.

Für die gesamte deutsche Architektur: W. Groß: Die
Hochgotik im deutschen Kirchenbau. Der Stilwandel um
das Jahr 1250. Marbjb. VII 1933. Für die Erlaubnis, den
zweiten, bisher unveröffentlichten Teil dieser Arbeit (Diss.
München 1930) benützen zu dürfen, bin ich Herrn Dr. Groß
zu außerordentlichem Dank verpfliditet. Die Arbeit wird
im folgenden zitiert als »Groß, Hochgotik« und »Groß Diss.«.

2. »Oberrheinisch« ist in dieser Arbeit nicht im rein geo-
graphischen Sinne gefaßt, sondern im kunstgesdiichtlichen;
so ist das im engeren geographisdien Sinne oberrheinische
Gebiet das Zentrum, aber nicht die Grenze für den »ober-
rheinischen« Bautypus der Bettelorden, der im folgenden
behandelt wird.

Kapitel I

1. Graf Zeppelin: Ober das Dominikanerkloster in Kon-
stanz. Schriften des Vereins für Geschichte des Bodensees
und seiner Umgebung VI 1875, S. 14 f. — Die Kunstdenk-
mäler des Großherzogtums Baden: F. X. Kraus: Kr. Kon-
stanz, 1887, hier ein Grundriß. - Baur: Die Ausbreitung
der Bettelorden in der Diözese Konstanz. Freiburger Diö-
zesenarchiv N. F. I/II 1900/01. - M. Wingenroth: Die in
den letzten zwanzig Jahren aufgedeckten Wandgemälde im
Großherzogtum Baden. Z. f. Gesch. d. Oberrheins. N.F. XX
1905, S. 435 f. - H. Wienecke: Die Konstanzer Malereien
des 14. Jh. Halle Diss. 1912. - P. Motz in: Konstanz, seine
baugeschichtliche und verkehrswirtschaftliche Entwidclung,
Konstanz 1925. - Krautheimer S. 61 f.

Die Kirche wurde im 18. Jh. durch ein zweites südliches
Seitensdiiff erweitert, 1785 in eine Kattunfabrik verwandelt.
1874 wurde sie zum Inselhotel umgebaut, wobei der größte
Teil des alten Bestandes bis zur Unkenntlichkeit verändert
wurde. Als wesentliche Anhaltspunkte dienen einige Auf-
nahmen von Photograph Wolf, Konstanz, die während des
Umbaus gefertigt wurden. Hiernach Abb. 2 und 3.

2. Krautheimer S. 61 weist darauf hin, daß die Säulen des

um 1250 entstandenen Kreuzganges entwickeltere Formen
als die des Langhauses zeigen.

3. Bei dem 1276 in Konstanz abgehaltenen Provinzial-
kapitel müssen Kirche und Kloster im wesentlichen vollen-
det gewesen sein. Krautheimer vermutet, daß der Obergaden
des Langhauses und die oberen Teile des Chores erst um
1320-1330 dazugekommen wären, doch zeigt eine alte Auf-
nahme der Kirche von Südosten (Wolf), daß die zweiteiligen
Obergadenfenster sehr einfaches Maßwerk besaßen, das auf
die Zeit um 1270 weist: zwei Spitzbogen mit Nasen tragen
einen Kreis. Von den Chorfenstern bestand schon zu Kraus’
Zeit nur noch eines auf der Nordseite (abgeb. bei Kraus und
von ihm auf etwa 1270-1280 datiert): es zeigt die gleiche
Form wie die Obergadenfenster; die Profilierung ist plump.
- Das Westfenster ist aus einer Lithographie 1825 be-
kannt (abgeb. in den »Merkwürdigkeiten des Großherzog-
tums Baden« I, Konstanz 1825, bei J. J. Ruegg). Es ist fünf-
teilig und ist mit seiner einfachen Maßwerkbildung - Staffe-
lung von großen und kleinen Kreisen - um 1270-1280
durchaus möglich. (In Regensburg entstand das große sechs-
teilige Westfenster der Dominikanerkirche mit sehr ent-
wickeltem Maßwerk um 1300!) Auch stammen die Malereien
im Inneren beiderseits des Westfensters noch aus dem 13. Jh.
(s. S. 6).

4. Auf die größere Ähnlichkeit der Säulen der Domini-
kanerkirche mit denen von Stein als mit denen des Kon-
stanzer Münsters weist schon Rosemann hin in der genannten
Besprechung von Krautheimers Buch, während Krautheimer
die Beziehungen zu Stein gar nicht erwähnt und die Obereck-
stellung des Kapitells auf das »neue gotische Gefühl« in der
Dominikanerkirche zurückführt.

Auf die Bedeutung, die dieser Anlehnung der Domini-
kanerkirche an St. Georg in Stein am Rhein zukommt, kann
erst später eingegangen werden.

5. Auf einen Lettner weist das breite Ostjoch des Lang-
hauses, dessen Arkade im Gegensatz zu allen anderen rund-
bogig ist (Zeppelin a.a.O. S. 17). Diese Eigentümlidikeit des
auf den Lettner Rücksicht nehmenden breiteren Ostjochs
findet sidi auch in den übrigen Kirchen der frühen Gruppe
(vgl. Anm. 15). Der Lettnereinbau, den Krautheimer um
1330, Groß erst um die Mitte des 15. Jh. datiert, kann also
nur in der Ersetzung eines älteren Lettners durch einen
neuen bestanden haben. Der ältere muß niedriger gewesen
sein, so daß er das spätromanische Fresko der sieben Heiligen
auf der Ostwand des nördlichen Seitenschiffs freiließ
(s. Wienecke a.a.O.). Die Ansetzung des späteren Lettners
auf die Mitte des 15. Jh. ist, nadi der alten Innenaufnahme
(Abb. 3) zu urteilen, sehr viel wahrscheinlicher, als dieDatie-
rung auf 1330: die Bögen des Lettners besaßen korbbogige
Form, die bei einem Lettner des 14. Jh. völlig isoliert wäre.

6. Auf der Nordseite ist diese kleine Türöffnung erhalten,
sie zeigt eine spätromanische Profilierung durch zwei ein-
gelegte Rundstäbe und eine Kehle.

7. Vgl. M. Huggler. Die romanische Kirche in Einsiedeln.
AnzSchwAlt. 1934, S. 180 ff.

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