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Kramer, Ernst
Kreuzweg und Kalvarienberg: historische und baugeschichtliche Untersuchung — Studien zur deutschen Kunstgeschichte, Band 313: Kehl, Straßburg: Verlag Librairie Heitz/​Editions Heitz, 1957

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https://doi.org/10.11588/diglit.65675#0114
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108
Buchberger: Kirchliches Handlexicon, Bd 2. 1912.
Bergner: Kirchliche Kunstaltertümer in Deutschland. Leipzig 1903.
Frydek-Mistek (Böhmen)
Diese im Beskidenvorland gelegene Anlage stellt eine bedeutsame Stationsreihe im Stile der
osteuropäischen Anlagen dar.
Fulda
Im Jahre 1475 wurde durch die Bürgerin Röder (sicher der 1451 in Fulda gegründeten Bruderschaft
vom Leiden Christi angehörig) ein Leidensweg angenommen; die Pfarrkirche betrachtete sie als
Richthaus des Pilatus, die mittlere Judengasse (heute Mittelstraße) war ihr die jüdische Haupt-
stadt, das Löhertor das Stadttor von Jerusalem und der davor fließende Stadtgraben der Bach
Cedron. Sie berechnete, daß es von hier aus noch 275 Schritte bis Golgatha seien und errichtete
an der dann festgestellten Stelle eine Kreuzkapelle. Diese Kapelle wurde 1537 nach dem da-
mals neu angelegten Friedhof vor dem Peterstor verlegt, wo sie sich noch heute befindet.
Pfeiffer: Fuldas Totenhöfe in alter und neuer Zeit. (= Buchenblätter, Beilage zur Fuldaer
Zeitung 1936 S. 112).
Kramer: "Kreuzweg" (= Fuldaer Volkszeitung).
Kramer: Alte Fuldaer Passionswege, (= Fuldaer Zeitung, Karfreitag 1954).
An der Klostermauer des Frauenbergs befinden sich Reliefs auf Pfeilern aus dem Jahre 1679, die
zu einem Weg der Fußfallandacht gehören. Ursprünglich begann der Weg bereits am Stadttor,
die Bildstöcke wurden später (nach 1826) weggenommen und an der Klostermauer zusammenge-
drängt aufgestellt. Vier Bildwerke sind dort noch erhalten, das fünfte ist im Innern des Kloster-
gartens in die Mauer eingelassen. Alle fünf stellen Fälle Christi dar, es sind achteckige Pfeiler-
säulen mit einem mit Akanthusschnörkel versehenen Knauf, darüber Flachrelieftafel in Giebel-
dachform, Gesamthöhe der Bildstöcke etwa 2 m. Erhalten sind die Tafeln Simon, Veronika,
Frauen, 2 Fälle, Möglicherweise galt das Stadttor als erster Fall, die Wallfahrtskirche auf dem Berg
als siebter. Die Szenen ähneln den bekannten Passionsreliefs, sind jedoch figurenärmer. Sicher
nach graphischen Vorlagen entstanden, läßt die Ausarbeitung der Figuren auf einen anspruchs-
losen Künstler schließen. Inmitten der alten Fußfallreihe wird 1826 noch von einer gleichzeitig
errichteten Geißelsäule berichtet.
Schmitt: Geschichte und Topographie des Freuenbergs bei Fulda (= Buchonia 1826, S. 64).
Bihl: Geschichte des Franziskanerklosters Frauenberg. Fulda 1907, S. 177.
Bihl: De historia viae crucis. (= Archivum Franziscanorum historiarum 1908, S. 58).
Kramer: a. a.O.
Der Fuldaer Kreuzweg der 14 Stationen führt vom Kloster Frauenberg nach dem benachbart ge-
legenen Kalvarienberghügel. Er ist in den Jahren 1735/38 entstanden, nachdem 1736 Hofrat
Güth ein Grundkapital dafür vererbt hatte und der Guardian des Klosters, P. Angelinus Brinkmann
OFM, die Errichtung der Anlage gefördert hatte, ja sogar den Fuldaer Fürstabt dafür gewann, der
selbst die Plätze für die Stationspavillons ausgesucht haben soll. Die Anlage ist als Barockstati -
onsweg recht bedeutsam. Sie besteht aus Kapellen mit quadratischem Grundriß, vorn eine rund-
bogig überwölbte breite Torbogenöffnung, im Innern (ältere Fresken verdeckend), naturalistische
Halb- und Ganzreliefszenen, bunt bemalt. Die Architektur der Kapellchen erinnert an den For-
menschatz des damaligen fuldischen Bauinspektors Andreas Gallasini. Den Stationskapellchen,
die mit einem Doppelkreuz (das Fulda führte) gekrönt sind, geht ein Armeseelenkapellchen vor -
aus, ähnlich der Passion Dürers, wo auch der Schmerzensmann vorausgeschickt wird. Dieses Ka-
pellchen steht auf den Fundamenten des alten "Danzigers" des Klosters, der einst mit einer Brük-
ke dem Kloster verbunden war. Hofkanzler von Kaiser soll Vorschläge für die Gestaltung dieses
Kapellchens gemacht haben, Christus gebunden, lebensgroße bemalte Figur, umgeben von Flam-
men und "Armeseelen". Die Kosten des Kapellenwegs sollen 1500 fl betragen haben, von denen
 
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