John Cowper Powys: Wolf
S o 1 e n t, Roman. 3 Bände. Deutsch
von Rudolf Hoffmann, bei Paul Zsol-
nay, Verlag, Wien.
Auch dies Buch befestigt in mir die
Meinung, daß die Bewohner der bri-
tischen Inseln zu der freiesten und
menschlichsten Nation heranreifen.
Ihre Gegenwartsliteratur ist führend.
Unter ihren Schriftstellern finden sich
Männer mit ganz großem Atem und
lügenlosem Empfinden,
Die Fabel des Romanes ist eine
Skandalgeschichte, wenn man sie durch
eine verkleinernde Brille betrachtet.
Eine hymnische Bejahung des Lebens,
wenn man sich soweit von genormten
Gefühlen befreit, daß man in die Ver-
suchung kommt, den Kopf auf die
nackte Erde zu legen, oder sich
pitschnaß regnen zu lassen, ohne Nöti-
gung. Man kann eine Muschel ans
Ohr halten. Und man hört einen ver-
stärkten Ton des eigenen Blutes. Das
ist hier getan. Ein verstärkter Gesang
des Fleisches, Und der Landschaft,
Was für eine Verherrlichung der Land-
schaft! Der Heimat, Der mit allen
Makeln belasteten eigenen Rasse, Wann
ist soviel schlackenlose und unschul-
dige Gewöhnlichkeit beschrieben wor-
den? Ähnliches ist in unserer eigenen
gehemmten, in Paragraphen verstrick-
ten Literatur selten geworden, wird
bald ganz verschwunden sein.
Neben den Ereignissen, den Ge-
schichten und Abläufen findet sich eine
grandiose Darstellung der männlichen
Eifersucht. Die begründete Eifersucht
eines Mannes, der sich nicht als Skla-
venhalter der Frau fühlt, für den die
oft umfangene unverändert „ein Mäd-
chen weiß wie eine Wand entrindeter
Weiden ist".
Fast übergründlich werden Visionen
der Landschaft, des Fleisches und des
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