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Ankang. Monumente in Kleinasien.

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lich von diesen, bei dem Dorfe Euyuk.1 Bei dem erstgenannten Dorfe
sind es die Ueberreste einer ausgedehnten Stadt, Pterium oder Tavia, —
die mächtigen Mauern in der kyklopischen Bauweise der (später zu be-
sprechenden) pelasgischen Yölker ausgefülirt. Ein Thor, an dessen Pfosten
streng alterthümliche Löwenköpfe vorspringen, hatte eine halbrunde, aus
einem Steine gearbeitete Ueberwölbung; ein Marmorthron hat zu den
Seiten zwei ebenfalls sehr alterthiimliche und zugleich fast nach ninivi-
tischer Art angeordnete Löwen. Die Grundlagen eii|es Tempels oder Pal-
lastes, aus kolossalen, sorgfältig bearbeiteten Blöcken bestehend, umfassen
einen Raum von 140 Fuss Breite und 200 Fuss Länge ; sie deuten auf
Gemächer und Gänge, die einen Hofraum umgaben. Yor Allem merk-
würdig aber sind die in der Aähe befindlichen Felsreliefs, welche die
'NYände eines von Felsen umschlossenen Raumes, Yasili-Ivaia genannt, er-
füllen. Es scheint, dem Hauptinlialte nach, die mit mancherlei mythisch-
symbolischer Zuthat versehene bildliche Urkunde eines Yölkerbiindnisses
zu sein. Zwei Ziige, von der Rechten und von der Linken, begegnen
einander, mit den Fiihrern an der Spitze. Die zur Linken, zumeist kurz-
gewandet, haben in Kostüm und künstlerischem Styl einen gewissen ägyp-
tisirenden Typus, doeh in freierer, derberer, naiverer Behandlimg; sie er-
innern mehrfach an das eben besprochene Relief von Nymphio; die zur
Rechten, langgewandet, tragen in Erscheinung und Behandlung ein mittel-
asiatisches Gepräge. Es ist nicht unmöglicli, dass diese Arbeiten in eine
frühe Zeit asiatischer Cultur zurückgehen; das erwähnte ägyptisirende
Element dürfte dabei, seinem Ursprunge nacli, wiederum auf die Epoche
Ramses II., d. h. etwa auf die ägyptischen Colonieen, welche Ramses an
der Iviiste des schwarzen Meeres gegründet hatte2 und in denen sich die
Grundzüge der nationalen Richtung immerhin auf längere Zeit erhalten
haben konnten, zurückdeuten. Die späteste Epoche, welcher die Sculp-
turen angehören möchten, wiirde die der Mederherrschaft sein. — Bei
dem Dorfe Euyuk findet sich ebenfalls kvklopisches Mauerwerk. Merk-
würdig und eigenthümlich sind hier die aus kolossalen Blöcken errichteten
Pfeiler eines Portalbaues, mit vortretenden Thierbildern nach ninivitischer
Art. Diese Thiere haben, an die späteren kleinasiatischen Harpyenbil-
dungen erinnernd, den Körper eines Yogels mit menschlicliem Ilaupt und
Löwenfüssen. Der menschliche Kopf ist hiebei in charakteristisch ägyp-
tischer AVeise behandelt.

Anderweit bemerkenswerth sind die Reste einer grossen baulichen
Anlage zu Tarsos in Cilicien : einHof mit kolossalen viereckigen Cement-
massen, von niäcktigen Mauern umgeben, — vermuthlich Feueraltäre, die
entweder der Epoche der assyrischen oder der der persischen Herrsehaft
angehören.

1 Texiei', a. a. 0. I. p. 209 ff.; pl. 72 ff. Hamilton, Researches in Asia Minor,

Pontus and Armenia, I, p. 382. — 2 Herodot, H, 103—105.
 
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