VI. DIE HELLENISCHE KUNST.
Y o r b e m e r k u n g.
Die pelasgische Epoehe Griechenlands lässt, ob auch im Nebel der
Sagengeschichte, mancherlei und zum Tlieil umfassende YöJkerhewegnng
wahrnehmen. Keine war durchgreifender und folgenreieher, als die Ein-
wanderung der Dorier, am Ende des zweiten Jahrtausends v. Chr. Die-
Dorier waren ein nordisches Gebirgsyolk; sie durchzogen die hellenischen
Lande his zur Südspitze des Peloponnes, setzten sich in letzterem fest
und drängten die älteren Stämme ostwärts bis zur kJeinasiatischen Küste
hinaus. Der Glanz der alten Cultur wurde durch sie gehrochen, eine
neue, occidentalische Cultur, welche fortan den bedeutungsvollen Gegen-
satz gegen alles iihrige volkstliümliche Wesen des Alterthums ausmacht,
hegriindet. Der liiemit in die Geschichte eintretende Dorismus ist es vor
Allem, was das Griechentlium zur Kraft eines selbständigen Bewusstseins
erweckte. Ihm gegenüber bildet sich als zweiter Kernpunkt grieclnscher
Art und griechischen Sinnes der Ionismus aus, eine Yerjüngung des alten
pelasgischen Elementes, aber zugleicli eine lebenvollere Umwandlung des-
selben, wie solche sich in steter Reibung mit der Weise der dorischen
Stämme ergeben musste. Die sonstigen StammunterscJiiede der Griechen
gehen mehr oder weniger in diese beide Hauptelemente auf; Sprache,
Sitten, Gebräuche prägen sich nach ihrem beiderseitigen Charakter aus,
und das Allgemeinste des volksthiimlichen Ausdruckes, — die Baukunst,
— nimmt, noch entscheidender als alles Uebrige, zwei bezeiclmende Haupt-
formen an, die der dorischen und der ionischen Bauweise.
Yorbereitende Epoche.
Primitiv Dorisches.
Die neue Entwickelung des griechischen Lebens, die Gestaltung einer
neuen und eigenthümlichen Kunst konnte aber nur selir allmählig erfolgen.
Die nationaien Schwankungen, deren Einfluss sich weithin gen Westen
und Csten erstreckte, erscheinen als sehr bedeutende und längere Zeit
andauernde. Die doxdschen Stämme brachten keine, sclion irgendwie höher
ausgebildete Cultur mit; die Entfaltung einer solchen konnte erst nach
Y o r b e m e r k u n g.
Die pelasgische Epoehe Griechenlands lässt, ob auch im Nebel der
Sagengeschichte, mancherlei und zum Tlieil umfassende YöJkerhewegnng
wahrnehmen. Keine war durchgreifender und folgenreieher, als die Ein-
wanderung der Dorier, am Ende des zweiten Jahrtausends v. Chr. Die-
Dorier waren ein nordisches Gebirgsyolk; sie durchzogen die hellenischen
Lande his zur Südspitze des Peloponnes, setzten sich in letzterem fest
und drängten die älteren Stämme ostwärts bis zur kJeinasiatischen Küste
hinaus. Der Glanz der alten Cultur wurde durch sie gehrochen, eine
neue, occidentalische Cultur, welche fortan den bedeutungsvollen Gegen-
satz gegen alles iihrige volkstliümliche Wesen des Alterthums ausmacht,
hegriindet. Der liiemit in die Geschichte eintretende Dorismus ist es vor
Allem, was das Griechentlium zur Kraft eines selbständigen Bewusstseins
erweckte. Ihm gegenüber bildet sich als zweiter Kernpunkt grieclnscher
Art und griechischen Sinnes der Ionismus aus, eine Yerjüngung des alten
pelasgischen Elementes, aber zugleicli eine lebenvollere Umwandlung des-
selben, wie solche sich in steter Reibung mit der Weise der dorischen
Stämme ergeben musste. Die sonstigen StammunterscJiiede der Griechen
gehen mehr oder weniger in diese beide Hauptelemente auf; Sprache,
Sitten, Gebräuche prägen sich nach ihrem beiderseitigen Charakter aus,
und das Allgemeinste des volksthiimlichen Ausdruckes, — die Baukunst,
— nimmt, noch entscheidender als alles Uebrige, zwei bezeiclmende Haupt-
formen an, die der dorischen und der ionischen Bauweise.
Yorbereitende Epoche.
Primitiv Dorisches.
Die neue Entwickelung des griechischen Lebens, die Gestaltung einer
neuen und eigenthümlichen Kunst konnte aber nur selir allmählig erfolgen.
Die nationaien Schwankungen, deren Einfluss sich weithin gen Westen
und Csten erstreckte, erscheinen als sehr bedeutende und längere Zeit
andauernde. Die doxdschen Stämme brachten keine, sclion irgendwie höher
ausgebildete Cultur mit; die Entfaltung einer solchen konnte erst nach