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IV. PHÖNICIEN UND ISRAEL.

Allgemeines.

Die Phönicier erscheinen hereits im zweiten Jahrtansend y. Chr. als
ein Yolk von geschichtlicher Bedeutung; aber nicht als ein Volk, das
im eigenen Erbe sich ausdehnt, andre Yölker durch Eroberung in sich
aufgehen macht und innerhalb gemessener Grenzen seine eigenthümliche
Cultur entwickelt; sondern als ein Volk des Handels, welches an fern
entlegene Küsten seine Colonieen hinaussendet und, nach Erwerb begierig,
für das grosse Tauschgeschäft der Cultur thätig ist. Ueber die Kunst
der Phönicier1 haben wir mancherlei Nachricht, doch wenig näher be-
stimmte; Yon sicheren Kesten derselben ist auch nur wenig auf unsre
Zeit gekommen. ’Wir können daraus gleichwohl mit Zuversicht entneh-
men, dass sie selbst, ihrer ganzen historischen Aufgabe gemäss, wenig
eigenen Kunstsinn besassen; dass, was sie davon hatten, einer völlig pri-
mitiven Stufe angehört; dass sie hiemit, als einen fremdartigen Luxus,
künstlerische Elemente verbanden, die von den höher gebildeten Mittel-
asiaten herübergenommen waren, und dass sie bei solcher Uebertragung
sich allerdings wohl ein namhaftes kunsthandwerkliches Geschick aneig-
nen mochten. In ’Wechselbezug zu ihnen stand das ihnen benachbarte
Yolk der Hebräer, das seinen künstlerischen Bedarf vorzugsweise durch
ihre Yermittelung empfing und dessen schriftliche Kachrichten hierüber
ein helleres Licht gewähren. Die Blüthe beider gehört der Zeit um das
Jahr 1000 v. Chr. an. Der Glanz der phönicischen Colonialstädte geht
zum Theil in eine erheblich spätere Zeit hinab.

Architektur.

Mancherlei rohe Steindenkmäler in phönicischen Colonielanden, z. B„
im Gebiete von Ivarthago, liaben geradehin den Charakter der urthüm-
lichen Monumente des europäischen Kordens. — Die Keste einiger Hei-
ligthümer auf den Inseln Malta (Hadjar-Chem genannt, bei Casal Crendi)
und Gozzo (Giganteia genannt) zeigen das Bild einer eigenthümlichen

1 Gerhard, üher die Kunst der Phönicier (Abli. der Akad. der Wissenschaf-
ten zu Berlin, 1846. S. 37 9 ff.)
 
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