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A. DIE KUNST DES ROMANISCHEN STYLES.

Yorbemerkung.

Die Kunst des romanischen Styles fäilt in die Epoche des Kaiser-
thums als weltbewegender Macht, vom Eintritt des sächsischen Herrscher-
geschlechts his zum Ausgange des hohenstauffischen. Ruhevolle Majestät,
festes Maass, gedankenhafte Entwickelung bilden, im Erstrebten wie im
Erreicliten, die Grundzüge dieses Styles, während die Phantasie zum
Theil gebunden erscheint, zum Theil ihre Schätze verschwenderisch aus-
breitet, und unter ihrem Geleit jene Fülle nationaler Unterschiede Gestalt
gewinnt. Eine Reihe von Entwickelungsstufen, in Wechselwirkung mit
den allgemein geschichtlichen Yerliältnissen, führt den Styl von seinen
ersten Anfängen, die im zehnten Jahrhundert aus der älteren Tradition
hervorgehen, bis zu seiner glanzvollsten Entwickelung und zu den Mo-
menten der Entartung, welche sich ergeben mussten, als ein andres welt-
geschichtliches Beaürfniss eine andre Kunstform nöthig gemacht hatte.
Sein Ende ist je nach den verschiedenen Nationen verschieden; in Nord-
frankreich, wo der abweichenden Richtung zuerst die Bahn bereitet ward,
fängt er schon um die Mitte des zwölften Jahrhunderts zu erlöschen an;
in andern Landen aauert er, zum Theil noch in sehr bedeutender Be-
währung, bis tief in das dreizehnte Jahrhundert hinab, in einzelnen Fäl-
len selbst noch über dessen Grenzen hinaus.

E r s t e P e r i o d e.

Das zehnte Jahrhundert, soweit wir aus wenigen vereinzelten Nach-
richten und aus einer nicht erheblichen AnzaM erhaltener Reste eine An-
schauung gewinnen können, erscheint als die Yorstufe des romanischen
Styles. Es sind noch die älteren Formen, mehr oder weniger roh nach-
gebildet, zum Theil auf ihre ursprünglichen Elemente zurückgeführt, aber
mit erneuter Frische des Sinnes aufgefasst, in neuen Combinationen ver-
wandt; es ist noch der überlieferte Gehalt, aber in manchen Fällen schon
mit den Anzeichen einer eigenthümlichen Grösse des Sinnes wiedergege-
ben. Das hervorstechend Bedeutende dieser Epoche gehört Deutschland
an, das sich durch die grossen Regenten des sächsischen Kaiserhauses,
durch ihre Stiftungen, durch die Kacheiferung, weiche diese fanden, eines
 
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