Zweite Periode.
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die mehrfach erneuerte Kirche S. Giacometto di Kialto) noch dem
11* Jahrhundcrt zugehört, muss dahingestellt hleiben.
Einige kleine Kuppelbauten ausserhalb Venedigs scheinen dagegen
noch aus dieser Epoche herzurühren. So das Baptisterium von Con-
cordia bei Portogruaro, und in Istrien die Kirche S. Caterina bei
Pola, vielleicht auch die Baptisterien von Rovigno und von Pir.ano.
Mehrere kleinere Bauten in Dalmatien1 verrathen in Anlage und
Construction byzantinische Einflüsse. Die Grundform des griechischen
Kreuzes, verbunden mit einer centralen Kuppel, findet man an S. Croce
und, mit absidenartig ausgebildeten Sclienkeln, an S. Mccolö zu Nona.
Auch S. ö ito zu Zara wird als verwandter Kuppelbau geschildert. An-
deren kleinen Kirchen dieser Gegend liegt die Basilikenform zu Grunde,
jedoch mit Tonnengewölben über dem Mittelschiff und bisweilen auch in
den Seitenschiffen. So S. Martino (die jetzige S. Barbara) in Traü, wo
die Seitenschiffe flache Gratgewölbe haben, und das Tonnengewölbe des
Mittelschiffs Verstärkungsgurte auf Pilastern hat, die von den Kapitälen
der antiken Granitsäulen aufsteigen. Verwandt ist S. Eufemia in Spa-
lato, auch gleich der vorigen und mehreren dieser kleinen Bauten mit
quadratischem Chore, dazu jedoch auf dem Kreuzschiff mit einer koni-
schen Kuppel versehen. Aehnlich scheint auch S. Domenica in Zara
zu sein, die als byzantinische Basilika bezeichnet wird.
In den iibrigen oberitalischen Districten erscheinen verschieden-
artige Versuche baulicher Construction, zum Theil ebenfalls von eigen-
thümlicher Energie. So der „alte Dom‘{ zu Brescia,2 ein mächtiger
Kuppelbau iiber kreisrunder Grundfläche, der, im Innern erneuert, am
Aeussern seines Untertheils ein einfach massenhaftes Gepräge, am Ober-
theil jedoch schon die Eonnen jüngerer Zeit hat. — So in dem Gebäude-
complex von S. Stefano zu Bologna, der zwölfeckige Bau von S. Se-
polcro, 1019 erbaut und 1141 erneut mit sclilichten Säulen im Innern,
deren flach rohe Kapitäle auf die erste Anlage deuten, während der
Obertheil wiederum der jüngeren Epoehe entspricht. — So der im Jahre
1107 geweihte Dom S. Evasio zu Casale Monferrato in Piemont, ein
fünfschiffiges Gebäude von verschiedenen Schiffhöhen, grösstentheils in
moderner Umwandelung, doch in der Vorhalle an die ursprüngliche An-
lage mahnend und hier, im Innern, einen so kühnen wie unbehülflichen
Versuch zur Ausführung einer complicirten Gewölbeconstruction zeigend,
während das Detail theils antike Reminiscenzen, theils phantastische De-
korationen enthält. — So der Dom von Kovara, dessen fiinfschiffiger
Langbau (die Chorpartie ist später) ein System von durchgebildeter Ent-
wickelung zeigt, mit Benutzung spät römischer Details, in der Hauptsache
jedoch im nahen Anschluss an nordische Motive und Behandlung, im
Eacadenbau schwerfällig, aber durch einen Vorhof, der die Kirche mit
einem gegenüberliegenden Baptisterium verbindet, von malerischer Wir-
kung. — Endlich gehört in diese Epoche die inschriftlich im J. 1065 ei-
1 Vgl. R. v. Eitelberger im V.
mission zu "VVien. — 2 Aufgenommen
"Werke.
Bde. des Jahrbuchs der k. k. Centr.-Com-
von Hühsch in seinem melirfach citirten
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die mehrfach erneuerte Kirche S. Giacometto di Kialto) noch dem
11* Jahrhundcrt zugehört, muss dahingestellt hleiben.
Einige kleine Kuppelbauten ausserhalb Venedigs scheinen dagegen
noch aus dieser Epoche herzurühren. So das Baptisterium von Con-
cordia bei Portogruaro, und in Istrien die Kirche S. Caterina bei
Pola, vielleicht auch die Baptisterien von Rovigno und von Pir.ano.
Mehrere kleinere Bauten in Dalmatien1 verrathen in Anlage und
Construction byzantinische Einflüsse. Die Grundform des griechischen
Kreuzes, verbunden mit einer centralen Kuppel, findet man an S. Croce
und, mit absidenartig ausgebildeten Sclienkeln, an S. Mccolö zu Nona.
Auch S. ö ito zu Zara wird als verwandter Kuppelbau geschildert. An-
deren kleinen Kirchen dieser Gegend liegt die Basilikenform zu Grunde,
jedoch mit Tonnengewölben über dem Mittelschiff und bisweilen auch in
den Seitenschiffen. So S. Martino (die jetzige S. Barbara) in Traü, wo
die Seitenschiffe flache Gratgewölbe haben, und das Tonnengewölbe des
Mittelschiffs Verstärkungsgurte auf Pilastern hat, die von den Kapitälen
der antiken Granitsäulen aufsteigen. Verwandt ist S. Eufemia in Spa-
lato, auch gleich der vorigen und mehreren dieser kleinen Bauten mit
quadratischem Chore, dazu jedoch auf dem Kreuzschiff mit einer koni-
schen Kuppel versehen. Aehnlich scheint auch S. Domenica in Zara
zu sein, die als byzantinische Basilika bezeichnet wird.
In den iibrigen oberitalischen Districten erscheinen verschieden-
artige Versuche baulicher Construction, zum Theil ebenfalls von eigen-
thümlicher Energie. So der „alte Dom‘{ zu Brescia,2 ein mächtiger
Kuppelbau iiber kreisrunder Grundfläche, der, im Innern erneuert, am
Aeussern seines Untertheils ein einfach massenhaftes Gepräge, am Ober-
theil jedoch schon die Eonnen jüngerer Zeit hat. — So in dem Gebäude-
complex von S. Stefano zu Bologna, der zwölfeckige Bau von S. Se-
polcro, 1019 erbaut und 1141 erneut mit sclilichten Säulen im Innern,
deren flach rohe Kapitäle auf die erste Anlage deuten, während der
Obertheil wiederum der jüngeren Epoehe entspricht. — So der im Jahre
1107 geweihte Dom S. Evasio zu Casale Monferrato in Piemont, ein
fünfschiffiges Gebäude von verschiedenen Schiffhöhen, grösstentheils in
moderner Umwandelung, doch in der Vorhalle an die ursprüngliche An-
lage mahnend und hier, im Innern, einen so kühnen wie unbehülflichen
Versuch zur Ausführung einer complicirten Gewölbeconstruction zeigend,
während das Detail theils antike Reminiscenzen, theils phantastische De-
korationen enthält. — So der Dom von Kovara, dessen fiinfschiffiger
Langbau (die Chorpartie ist später) ein System von durchgebildeter Ent-
wickelung zeigt, mit Benutzung spät römischer Details, in der Hauptsache
jedoch im nahen Anschluss an nordische Motive und Behandlung, im
Eacadenbau schwerfällig, aber durch einen Vorhof, der die Kirche mit
einem gegenüberliegenden Baptisterium verbindet, von malerischer Wir-
kung. — Endlich gehört in diese Epoche die inschriftlich im J. 1065 ei-
1 Vgl. R. v. Eitelberger im V.
mission zu "VVien. — 2 Aufgenommen
"Werke.
Bde. des Jahrbuchs der k. k. Centr.-Com-
von Hühsch in seinem melirfach citirten