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A. Die Kunst des romanischen Styles.
in einer noch alterthümlichen Strenge vom Schlusse des 12. Jahrhunderts,
theils in einer feineren Entwickelung, die auf eine schon vorgeschrittene
Zeit des folgenden deutet. Andre Prachtarbeiten, ehendaselbst, besonders
in St. Ursula und in St. Maria in der Schnurgasse (die letzteren aus St.
Pantaleon stammend.) Zwei prächtige Schreine, der eine noch aus der
Spätzeit des 12. Jahrhunderts, der andre um 1220 entstanden, in den Schätzen
des Münsters zu Aachen.1 — Sodann, unter den Werken der Art,
welche die Pfarrkirche zu Siegburg bewahrt, der Schrein des h. Anno;
— eine grosse reichgeschmückte Reliquientafel in St. Matthias bei Trier;2
— ein Reliquienschrein zu Mettlach,3 (der Styl der gravirten Darstel-
lungen dem der eben genannten Tafel entspreehend;) — der grosse Schrein
des h. Eleutherius in der Kathedrale zu Tournay vom Jahr 1247 (ohne
Zweifel gleichfalls ein niederrheinisches "Werk), mit zum Theil moderni-
sirten Sculpturen, und ebenda der Marienschrein, mit kleinen Reliefdar-
stellungen aus dem Leben Christi, vom J. 1214;4 endlich der schon eini-
germaassen gothisirende Schrein des h. Suitbert in der Kirche von Kai-
serswerth vom J. 1264. — Andre an andern Orten.5
Die namhaften Arbeiten ähnlicher Art in Frankreich6 — in der
Kathedrale und imMuseum von Rouen, in der Kathedrale vonEvreux,
zu Coudray-St. Gtermer (Oise), zu Jouarre, Mozac in der Au-
vergne, u. s. w., — scheinen vorzugsweise schon dem Uebergange in die
Formen des gothischen Styles anzugehören. Ein wundersames Glanzwerk
romanischer Kunst scheint das in derselben Technik gearbeitete Grabmal
des Graf'en der Champagne, Heinrich I. (gest. 1180,) gewesen zu sein,
das sich in St. Etienne zu Troyes befand, einem Altare ähnlich, mit
durchbrochenen Arkaden an den Seitenwandungen und mit dem Bilde
des Bestatteten im Innern. Die erhaltene Abbildung 7 lässt die Spätfor-
men des Styles erkennen.
1 Stylgetreue Darstellungen bei E. aus’m Weertli, Denkmäler, Abth. I. Bd. 2.
— 2 Clir. W. Sclimidt, Kirchenmöbel und Utensilien aus dem Mittelalter etc.,
Liefg. 1. — 3 Zeitsclirift für christl. Archäologie und Kunst, I, S. 230. — 4 Kaeh
einer Kotiz des Ilrn. Du Mortier von einem Meister Kicolaus von Yerdun
gefertigt, der doeh wohl niclit mit dem gleichnamigen Meister des 33 Jahre früher
gearbeiteten Antependiums von Kloster-Keuburg (vgl. S. 187) zu identificiren ist.
W. L. — 5 Z. B. im Dome von Osnabrück. Yergl. Lübke, die mittelalterl.
Kunst in Westphalen, S. 406. — 6 Schnaase, Gesch. d. bild. Künste, Y, I, S. 801.
De Caumont, Abecedaire, arch. rel. p. 439. — 7 De Caumont, a. a. 0., p. 230.
A. Die Kunst des romanischen Styles.
in einer noch alterthümlichen Strenge vom Schlusse des 12. Jahrhunderts,
theils in einer feineren Entwickelung, die auf eine schon vorgeschrittene
Zeit des folgenden deutet. Andre Prachtarbeiten, ehendaselbst, besonders
in St. Ursula und in St. Maria in der Schnurgasse (die letzteren aus St.
Pantaleon stammend.) Zwei prächtige Schreine, der eine noch aus der
Spätzeit des 12. Jahrhunderts, der andre um 1220 entstanden, in den Schätzen
des Münsters zu Aachen.1 — Sodann, unter den Werken der Art,
welche die Pfarrkirche zu Siegburg bewahrt, der Schrein des h. Anno;
— eine grosse reichgeschmückte Reliquientafel in St. Matthias bei Trier;2
— ein Reliquienschrein zu Mettlach,3 (der Styl der gravirten Darstel-
lungen dem der eben genannten Tafel entspreehend;) — der grosse Schrein
des h. Eleutherius in der Kathedrale zu Tournay vom Jahr 1247 (ohne
Zweifel gleichfalls ein niederrheinisches "Werk), mit zum Theil moderni-
sirten Sculpturen, und ebenda der Marienschrein, mit kleinen Reliefdar-
stellungen aus dem Leben Christi, vom J. 1214;4 endlich der schon eini-
germaassen gothisirende Schrein des h. Suitbert in der Kirche von Kai-
serswerth vom J. 1264. — Andre an andern Orten.5
Die namhaften Arbeiten ähnlicher Art in Frankreich6 — in der
Kathedrale und imMuseum von Rouen, in der Kathedrale vonEvreux,
zu Coudray-St. Gtermer (Oise), zu Jouarre, Mozac in der Au-
vergne, u. s. w., — scheinen vorzugsweise schon dem Uebergange in die
Formen des gothischen Styles anzugehören. Ein wundersames Glanzwerk
romanischer Kunst scheint das in derselben Technik gearbeitete Grabmal
des Graf'en der Champagne, Heinrich I. (gest. 1180,) gewesen zu sein,
das sich in St. Etienne zu Troyes befand, einem Altare ähnlich, mit
durchbrochenen Arkaden an den Seitenwandungen und mit dem Bilde
des Bestatteten im Innern. Die erhaltene Abbildung 7 lässt die Spätfor-
men des Styles erkennen.
1 Stylgetreue Darstellungen bei E. aus’m Weertli, Denkmäler, Abth. I. Bd. 2.
— 2 Clir. W. Sclimidt, Kirchenmöbel und Utensilien aus dem Mittelalter etc.,
Liefg. 1. — 3 Zeitsclirift für christl. Archäologie und Kunst, I, S. 230. — 4 Kaeh
einer Kotiz des Ilrn. Du Mortier von einem Meister Kicolaus von Yerdun
gefertigt, der doeh wohl niclit mit dem gleichnamigen Meister des 33 Jahre früher
gearbeiteten Antependiums von Kloster-Keuburg (vgl. S. 187) zu identificiren ist.
W. L. — 5 Z. B. im Dome von Osnabrück. Yergl. Lübke, die mittelalterl.
Kunst in Westphalen, S. 406. — 6 Schnaase, Gesch. d. bild. Künste, Y, I, S. 801.
De Caumont, Abecedaire, arch. rel. p. 439. — 7 De Caumont, a. a. 0., p. 230.