ERSTES KAPITEL.
DIE MODERNE ARCHITEKTUR BIS GEBEN DAS ENDE DES ACHTZEHNTEN
JAHRHUNDERTS.
§. 1. Vorbemerkung.
Die moderne Architektur1 beruht, wie im Vorigen bereits an-
gedeutet worden, auf der Wiederaufnahme der antiken und zwar
der römischen Bauformen, welche sich der erwachenden historisch
wissenschaftlichen Richtung zunächst darboten und welche mit den
Bedürfnissen der neueren Zeit vorzugsweise übereinstimmen mussten,
während man mit den Formen der griechischen Architektur erst seit
wenigen Jahrzehnten näher bekannt geworden ist, diese auch, in ihrer
einfachen Bestimmtheit, im Ganzen ungleich weniger anwendbar sein
konnten. Die moderne Architektur steht demnach (bis auf die Aus-
nahmen der jüngsten Zeit) ziemlich auf gleicher Stufe mit der rö-
mischen. das heisst: sie entäusserte sich aller derjenigen Vorzüge,
welche in der romanischen und in der gothischen Periode durch
das Streben nach einer gesetzmässig organischen Durchbildung des
1 Vgl. Quatremere de Quincy, Geschickte der berühmtesten Architekten und
ihrer Werke, etc. (ein bequemes Handbuch für die Geschichte der modernen
Architektur, obgleich in der einseitigen klassischen Richtung befangen, auch
keineswegs erschöpfend genug, namentlich nicht in Bezug auf die italienische
Architektur des 15. Jahrhunderts. — J. Burckkardt, Cicerone. Dqss. Verfassers
Geschichte der italienischen Renaissance (IV. Bd. zu Kugler’s Gesch. der Bau-
kunst). — Dann eine grosse Reihe von Kupferwerken, welche die Monumente
der italienischen Architektur, behufs des praktischen Studiums von Seiten der
Baumeister behandeln: Grandjean de Montigny et Famin, architecture toscane;
Gnauth, Förster und Paulus, die Bauwerke d. Renaiss. in Toscana (nur 2 Hefte);
— Le fabbriche piü cospicue di Venezia; — Letarouilly, edifices de Rome mo-
derne; Percier et Fontaine, palais, maisons et autres edifices modernes, dess.
a Rome; — Dieselben, choix des plus celebres maisons de plaisance de Rome
et de ses environs; — Gauthier, les plus beaux edifices de la ville de Genes et
de ses environs; — F. Cassina, le fabbriche di Milano; — Gicognara, le fab-
briche di Venezia; — u. a. m. — Handliche Uebersicht bei Peyer im Hof, die
Ren. Archit. Italiens.
DIE MODERNE ARCHITEKTUR BIS GEBEN DAS ENDE DES ACHTZEHNTEN
JAHRHUNDERTS.
§. 1. Vorbemerkung.
Die moderne Architektur1 beruht, wie im Vorigen bereits an-
gedeutet worden, auf der Wiederaufnahme der antiken und zwar
der römischen Bauformen, welche sich der erwachenden historisch
wissenschaftlichen Richtung zunächst darboten und welche mit den
Bedürfnissen der neueren Zeit vorzugsweise übereinstimmen mussten,
während man mit den Formen der griechischen Architektur erst seit
wenigen Jahrzehnten näher bekannt geworden ist, diese auch, in ihrer
einfachen Bestimmtheit, im Ganzen ungleich weniger anwendbar sein
konnten. Die moderne Architektur steht demnach (bis auf die Aus-
nahmen der jüngsten Zeit) ziemlich auf gleicher Stufe mit der rö-
mischen. das heisst: sie entäusserte sich aller derjenigen Vorzüge,
welche in der romanischen und in der gothischen Periode durch
das Streben nach einer gesetzmässig organischen Durchbildung des
1 Vgl. Quatremere de Quincy, Geschickte der berühmtesten Architekten und
ihrer Werke, etc. (ein bequemes Handbuch für die Geschichte der modernen
Architektur, obgleich in der einseitigen klassischen Richtung befangen, auch
keineswegs erschöpfend genug, namentlich nicht in Bezug auf die italienische
Architektur des 15. Jahrhunderts. — J. Burckkardt, Cicerone. Dqss. Verfassers
Geschichte der italienischen Renaissance (IV. Bd. zu Kugler’s Gesch. der Bau-
kunst). — Dann eine grosse Reihe von Kupferwerken, welche die Monumente
der italienischen Architektur, behufs des praktischen Studiums von Seiten der
Baumeister behandeln: Grandjean de Montigny et Famin, architecture toscane;
Gnauth, Förster und Paulus, die Bauwerke d. Renaiss. in Toscana (nur 2 Hefte);
— Le fabbriche piü cospicue di Venezia; — Letarouilly, edifices de Rome mo-
derne; Percier et Fontaine, palais, maisons et autres edifices modernes, dess.
a Rome; — Dieselben, choix des plus celebres maisons de plaisance de Rome
et de ses environs; — Gauthier, les plus beaux edifices de la ville de Genes et
de ses environs; — F. Cassina, le fabbriche di Milano; — Gicognara, le fab-
briche di Venezia; — u. a. m. — Handliche Uebersicht bei Peyer im Hof, die
Ren. Archit. Italiens.