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Kugler, Franz
Handbuch der Kunstgeschichte (Band 2) — Stuttgart, 1872

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https://doi.org/10.11588/diglit.27230#0215
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Vierte Periode.

203

ähnlicher Richtung ist Ottaviano di Martino Nelli (treffliches Fresco-
bild vom J. 1403 in S. Maria nnova zu Gubbio, wo dieser unge-
mein zarte und liebliche Meister als Lehrer des Gentile betrachtet
wird). — Derber und seihst dem Giotto näher als dem Gentile da
Fabriano, erscheinen die Brüder Lorenzo und Jctcopo di San Seve-
rino. Von Lorenzo, dem älteren und besseren dieser beiden Künst-
ler, ein Altarblatt ehemals in S. Lucia zu Fabriano, jetzt in der
Kat.-Gal. zu London;1 von beiden gemeinschaftlich die sehr tüch-
tigen. durch kräftige Färbung auf schwarzem Grunde und leben-
dige, ausdrucksvolle Köpfe ausgezeichneten Fresken im Oratorium
von S. Giovanni Batt. zu Urbino (1416), und vermuthlich auch
die (sehr übermalten) Fresken in der grossen Kapelle von S. Ni-
cola zu Tolenti no. 2

Endlich sind einige namhafte und nicht unbedeutende Maler
zu nennen, welche im Laufe des 14. Jahrhunderts als Vertreter
des gothischen Styles zu Neapel auftraten: Maestro Simone (zwei
Altartafeln in S. Lorenzo maggiore zu Neapel), und seine Schüler
Stefanone (Altarbild der h. Magdalena in S. Domenico maggiore,
Kap. S. Martino) und Francesco di Maestro Simone (Wandgemälde
einer Madonna und der h. Dreifaltigkeit in S. Chiara, zur linken
Seite des Haupteinganges). — Aron einem berühmten Meister jener
Zeit, Colantonio del Fiore (gest. 1444), ist beinahe nichts Sicheres
(ein Altarbild in S. Antonio del Borgo und ein Lunettengemälde
an S. Angelo a Nilo) auf unsere Zeit gekommen. Nach diesen
Resten zu urtheilen, bildet Colantonio. einen Uebergang zur Kunst-
weise des 15. Jahrhunderts; überdies wrird berichtet, er sei gegen
Ende seines Lebens durch Rene von Anjou, dem temporären König
von Neapel, in die Principien der flandrischen Schule eingeweiht
worden.

Vierte Periode.

V orbemerkung.

Die gothische Architektur in den Ländern ausserhalb Italiens
macht im 15. und beginnenden 16. Jahrhundert noch einmal eine
merkwürdige Entwickelung durch, während Sculptur und Malerei
bereits einem neuen, vom Mittelalter völlig abgewandten Antriebe
folgen, so dass ihre Werke in überwiegendem Maasse (vergl. S. 127)

1 Dies Bild, eine Vermählung der h. Katharina, kann kaum von demselben
Lorenzo sein, da es nicht wohl vor 1480 oder gar 1490 gemalt wurde. Wahr-

scheinlich ist dieser Lorenzo der Sohn des ersteren. — 0. M. — 2 Passavant,
Pvafael von Urbino etc., I, S. 426, ff.
 
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