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Bayerischer Kunstgewerbe-Verein [Hrsg.]
Kunst und Handwerk: Zeitschrift für Kunstgewerbe und Kunsthandwerk seit 1851 — 64.1913-1914

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Baule, Emil Werner: Julius Diez und seine Monumentalmalerei in Hannover
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https://doi.org/10.11588/diglit.8767#0054

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Trennungen spielend zu überwinden, sie sür das
Auge fast unrnerklich zu machen und den „Z u g
des Handwerks" wirklich als durchgehenden
Zug zu bilden. Alle Gestalten sind lebendig im
Ausdruck und in der Lharakterisierung: wahre
Prachtkerle Diezscher Gestaltungskraft. Ls stören
keine Gewaltsamkeiten, denn diese solide Kunst
braucht dergleichen nicht. Neben podlers speku-
lierender Art, die bei aller äußerlichen Genialität
ein Stück Gberlehrertum in sich birgt, also
eigentlich ein ganz unkünstlerisches Element,

Raume dienend eingliedern zu müssen, Rück-
sicht nehmend auf die Umgebung und auf den
Raumgedanken und dabei doch künstlerisch frei
zu bleiben.

Diese Fähigkeiten besitzt Diez in ungewöhnlicher
weise. Er hat Rücksicht genommen auf alle Be-
dingungen, ohne die nun einmal eine zufrieden-
stellende Tätigkeit des dekorativen Malers nicht zu
denken ist, und er hat doch kein Zota aufgegeben
von seiner persönlichen Eigenart. Künstler dieses
Schlages, die einer Zweckidee dienen wollen und

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wirkt Diezens Darstellung in ungekünstelter Na-
türlichkeit, obgleich eine höchst persönliche Note
ihr eigen.

Bei podler wie bei Lrler merkt man die Ab-
sicht, monumental sein zu wollen,
Diez ist es einfach, ohne es durch unpas-
sende, auf die Umgebung keine Rücksicht nehmende
Maßsteigerung in den Figuren gewaltsam er-
reichen zu wollen, podler ist ja schon lange als
Monumentalmaler ausgerufen worden, weil seine
cherolde Staffeleibilder großen Maßstabes, mit den
Allüren der Wandmalerei sich gebend, für Monu-
mentalmalereien hielten. Aber es ist doch etwas
anderes, statt bequem im Atelier eine selbst ge-
stellte Aufgabe als Staffeleimaler zu erledigen,
aller hemmenden Schranken frei, sich einem

vor allen Dingen dienen können, sind nicht
sehr dicht gesät. Um so höher wird der verständige
Architekt die Verdienste des Müncheners schätzen,
dek auch in dem Saale der Hannoverschen Keks-
fabrik eine schöne Probe seines Könnens gab.
Hier hat ihm der Architekt Karl Siebrecht die
Aufgabe wesentlich erleichtert. Er hielt die Ge-
samtstimmung des Saales so, daß Diez seine deko-
rativen Malereien als Bijou dem Ganzen nur ein-
zufügen brauchte. Die Umgebung spielt eine leise
Begleitung zu seiner Schöpfung, die die höchste
farbige Steigerung im Raum bedeutet,
vor einiger Zeit waren in diesem Saale moderne
Bilder ausgestellt, solche, die in offenkundiger Ab-
sicht auf dekorative Wirkungen ausgingen. Aber
ihre modische dekorative Haltung wirkte doch fast

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