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Bayerischer Kunstgewerbe-Verein [Hrsg.]
Kunst und Handwerk: Zeitschrift für Kunstgewerbe und Kunsthandwerk seit 1851 — 64.1913-1914

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Heilmeyer, Alexander: Geschäfts-, Weihnachts-, Neujahrs- und Künstlergrußkarten
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https://doi.org/10.11588/diglit.8767#0082

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nachbarlichem Verkehr und mündlicher Empfeh-
lung von Haus zu Haus. Ls entwickelte sich nach
und nach ein gewisser Wetteifer in der Erfindung
und Ausgabe origineller Karten. Ls wäre schade,
wenn diese anmutige Sitte, zu deren Anregung
unter den Münchener Geschäftshäusern hauptsäch-
lich Lbenböck beigetragen hat, bald wieder ver-
schwände. Denn gegenüber den früheren ge-
schmacklosen Reklamekarten steckt in diesen Mün-
chener Geschäfts- und Wunschkarten soviel gute
bürgerliche Hauskultur und soviel graphische Kunst,
daß sie als bemerkenswerter Beitrag zu moderner
Graphik angesehen werden können.

Entgegen den Geschäfts- und Reklamekarten zeigen
die Künstlergrußkarten einen mehr persönlichen,
familiären Charakter. Sie sind auch nicht wie die
Geschäftskarten und die Einladungen zu Weih-
nachtsausstellungen für die Öffentlichkeit bestimmt.
Der Künstler denkt dabei an nahestehende freunde
und Bekannte, die er mit einem Neujahrsgruß
erfreuen oder ihnen Mitteilung von freudigen Er-
eignissen in der Familie machen will. Darum
muten auch solche Karten gegenüber der absichts-
volleren, beziehungsreichen Gegenständlichkeit der
Geschäftskarten mehr als zwanglose künstlerische
Mitteilung mit Pinsel und Stift an. Ls sind
mehr zeichnerische Improvisationen, die in bewuß-
tem Gegensatz zu der auf Maschinendruck und
große Auslagen berechneten Werbekunst stehen.
Aber gerade hierin liegt auch ihr besonderer Reiz.
Diese, wenn auch graphisch ausgeführten Zeich-
nungen zeigen uns die Handschrift des Künstlers
— und damit auch die ganze Frische, Ursprünglich-
keit und Fröhlichkeit seines Geistes. Der gute, ge-
scheite Einfall, der packende Humor seiner Dar-
stellung ersteht vor uns, wie er in der guten Stunde
gekommen ist. Man sehe daraufhin nur Bradls
und Taschners Karten an. Zu den Darstellungen
des ersten Künstlers gehören auch noch die Verse
und weisen, die nicht weniger originell sind als die
Zeichnungen. Bilder und Worte sind Gelegenheits-
dichtungen im Goetheschen Sinne.

Aber im Augenblick, für den Augenblick entstanden,
sind sie auch meist schon wieder mit dem Augen-
blick verloren, wenn man sie nicht doch an den
Spiegel steckt oder einem Album einverleibt.
Um ihres künstlerischen wertes willen sollte man
sie aber doch höher achten und sammeln. Sam-
meln sollte man auch alle die guten Plakate,
Geschäftskarten und Drucksachen, die das Jahr
über entstehen. Eine solche Sammlung hätte
überdies auch zuzeiten vorbildlichen wert.

A. H eilm ey e r.
 
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