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Bayerischer Kunstgewerbe-Verein [Hrsg.]
Kunst und Handwerk: Zeitschrift für Kunstgewerbe und Kunsthandwerk seit 1851 — 64.1913-1914

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Wettbewerb zur Erlangung von Entwürfen für die Amsketten der beiden Bürgermeister, der Magistratsräte und der Gemeindebevollmächtigten in München
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https://doi.org/10.11588/diglit.8767#0085

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Neujahrskarten von prof. Ignatius Taschner.

wird. Der Vorteil, einen solchen Gebrauchs- und
Schmuckgegenstand gleich ad oculos zu demon-
strieren, liegt auf der Lsand, besonders wenn in
der Jury neben Künstlern auch kunstverständige
Laien sitzen; mag auch die effektvolle Auf-
machung der Zeichnung den Laien oft mehr be-
sticht als das solid ausgeführte, aber in seinen
edlen Formen oft sehr einfach wirkende Werkstück,
wo aber auch die Zeichnung nichts anderes an-
strebt als nur das darzustellen, worauf es auch
bei der Ausführung ankommt, da erkennen wir
im Gegensatz zur „Aufmachung" die „w erk -
Zeichnung"! Auch die hier abgebildeten Mo-
delle haben das gleiche Ziel einer werkgemäßen
Lösung im Auge. Die vielen versuche und Be-
mühungen in Zeichnungen und Modellen lassen
erkennen, daß es gar nicht so leicht war, das Ketten-
motiv im Sinne einer Amtskette neu zu vari-
ieren und der gestellten Aufgabe gerecht zu wer-
den. Ls lag sehr nahe, durch Anmut und Reichtum
in der Erfindung vor allem den repräsentativen
Ansprüchen Genüge zu tun; wobei sich natürlich
wieder sogleich der gewöhnliche Konflikt zwischen
der künstlerischen Vorstellung und den gegebenen
realen Bedingungen und der Ausführungssumme
ergab. Und doch brachten es einige Konkurrenzteil-
nehmer fertig, in den Grenzen des Möglichen zu
bleiben und sogar, wie die Arbeiten von Adolf

von Mayerhofer und Heiden zeigen, durch Origi-
nalität und Ansehen zu glänzen, wenn trotzdem
ein erster Preis für „die A m t s k e t t e" nicht
verliehen werden konnte, so lag das mit in den
gegenwärtigen einander drängenden und mitein-
ander ringenden Bestrebungen im Kunstgewerbe,
wie differenziert und wie ungleich der Geschmack
in solchen Zeiten des Übergangs ist, ersah man auch
aus der Zusammenstellung der Entwürfe: neben
puritanischer Einfachheit und Nüchternheit des
reinen Sachstils die dekorative Üppigkeit prunk-
voller Ausstattungsstücke.

Zweifellos hat aber dieser Wettbewerb doch das
Richtige zutage gefördert. Die Jury konnte vier
Arbeiten, darunter zwei von Heidens fänden,
eine von Adolf von Mayerhofer und einen Ent-
wurf von Georg Lindner und Franz Mederer,
dem Magistrat zur Auswahl vorschlagen. Und,
wie wir eben hören, wird auch ein Entwurf
von Theodor Heiden ausgeführt werden, von
den vielen guten Arbeiten, die der Wett-
bewerb hervorgebracht hat, haben wir Stücke in
diesen Blättern veröffentlicht, die den hohen
Stand und die Leistungsfähigkeit unserer kunst-
gewerblichen Werkstätten dartun, vor allem solche,
welche die Handwerkstüchtigkeit, Phantasie, Er-
findungsgabe und das Formgefühl unserer Mün-
chener Gold- und Silberschmiede zeigen. alias.

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