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Bayerischer Kunstgewerbe-Verein [Hrsg.]
Kunst und Handwerk: Zeitschrift für Kunstgewerbe und Kunsthandwerk seit 1851 — 64.1913-1914

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Chronik des Bayerischen Kunstgewerbevereins
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https://doi.org/10.11588/diglit.8767#0092

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Heil dem König! hört' ich sagen
Durch das Land in diesen Tagen.
Heil dem König! ruft auch Ihr,
Die Euch habt versammelt hier,
Daß die Kunst und das Gewerke
Allzeit sei des Landes Stärke.

Ist's ein König, der gekommen
Allen auch zu Nutz und Frommen?
Dürft Ihr fragen voll Begehr
Und die Antwort ist nicht schwer!
Mit dem Volke aufgezogen,

Selbst mit Arbeit unentwogen
Schaffend eine Lebenszeit
Er das Bayerland erfreut.

Lin Protektor aller Dingen,

Die nach Hohem, Hehren ringen
Aber auch fürs täglich Brot
Gab ihn uns ein güt'ger Gott.

Nicht gekommen zum Genießen,
Freut ihn vielmehr das Lrsprießen,
Sei es nun des Landmanns Saat,^
Sei's der Arbeit frische Tat.

Sei's der Kunst veredelnd Können,
Der Erziehung liebend Gönnen,
Sei's der Wissenschaft Erregen
Oder der Verwaltung wägen.

Er schützt Handel und Verkehr,
wie des Gotteshauses Ehr'.

Und die Grdnung aller Dinge,

Daß das Ganze froh gelinge. "

Hoher Rechtsinn wird entscheiden
wollen sich die Rechte streiten.

Freies Wort und offen Tat
Trauen seinem weisen Rat.

Aber auch mit starker Hand
Schirmt als Kriegsherr er das Land.
Steht zu Kaiser und zu Reich
Seinen hohen Ahnen gleich

Kinder streuet Blumen nun!

Heil des Königs edlem Tun
Und mit uns in treuem Sinn
Denket auch der Königin.

Denkt der Kinder in dem Haus,
Segen gehe davon aus.

Tun sie doch zu aller Zeit
Werke der Barmherzigkeit.

Nicht in Kleinmut allerwegen
Lieget aller Arbeit Segen,
vielmehr die Begeisterung
Macht Idee und Werke jung.

Drum sollt Ihr dem König geben,
was Ihr selbst verlangtim Leben,
wenn ein Werk Ihr habt vollendet
Man Euch Lohn und Beifall spendet.

„Heil dem König'." soll's erklingen,
Kunstgewerbe will heut' bringen
Ihm des Herzens frohen Sang:

Heil dem König lebenslang!"

arrangierten Blumengruß überreichen, der ebenfalls hnld-
vollst entgegengenommen wurde.

Das Antworttelegramm, das am selben Tage an den I. Vor-
sitzenden des Vereins, Herrn Prof. <E. Pfeifer, gerichtet, ein-
lief, lautet:

Aufrichtig erfreut danke ich herzlich für die treuempfundene

Huldigung und die Segenswünsche.

Der Runstgewerbe-Verein darf meines steten regen Inter-
esses versichert fein.

Die Rönigin dankt herzlich für die prächtigen Blumen.

Ludwig.

Die Feier. Den stimmungsvollen Rahmen für die Festfeier
bildete der von den Bildhauern Düll und Pezold ausgeführte
dekorative Schmuck des Saales. Wundervoll stimmten in
dem warmen Lichterglanz des Abends der Akkord von Grün,
Rot und Gold mit der Grundmelodie des warmen braunen
Holztones der Täfelung und mit der Vergoldung des Decken-
schmuckes des Saales zusammen. Die Fensterseite des Saales
war zur „grünen Wand" umgestaltet. Sie bildete den ruhigen
Hintergrund für die prächtige bewegte Szenerie des Huldi-
gungsaktes. In der Mitte der Wand stand die von Prof.
Bernauer modellierte Rönigsbüste in Hermenform. Darüber
wölbte sich ein prächtiger Baldachin aus rotem mit Gold ver-
brämten Stoff. Jur linken und rechten Seite des Baldachins
standen Rariatyden mit großen Blumenkörben.

Diese festlich gestimmte, prächtige und imposante Dekoration
bildete den glänzenden Mittelpunkt des Saales, nach dem
sich auch das Hufeisen der Tafel öffnete, damit alle Teilneh-
mer den Blick nach der Mitte frei hatten. Von den übrigen
Saalwänden bildete die mit der festlich geschmückten Nische
und Büste von Millers wieder einen dekorativen Fixpunkt;
grüne Tannengewinde mit weiß-blauen Bandschleifen ließen
die Dekoration nach dem Hintergründe zu ausklingen. Auch
die schwarzbefrackten Herren an den mit Blumen bestandenen
weißen Tischen trugen zur farbigen Belebung des Gesamt-
bildes bei.

Die Huldigung vor der Aönigsbüste gestaltete sich zu einer
überaus stimmungs- und eindrucksvollen Feier. Lingeleitet
wurde sie durch ein Largo von Händel für Harfe und die
Begrüßungsansprache des I. Vorsitzenden, Herrn Professor
Pfeifer. Mit Bedauern wurde vernommen, daß die Rgl.
Hofschauspielerin Frl. E. Berndl leider durch Unwohlsein ver-
hindert war, den von Herrn Hofgoldschmied Th. Heiden ver-
faßten Prolog zu sprechen. An ihrer Stelle trug nun der
Verfasser selbst die Verse vor:

Majestät des eig'nen Herzens,

Uns verklärt der Drangsal Joch.

Heil der Majestät des Landes,

„Unser König lebe hoch!"

Bei den Worten: „Rinder streuet Blumen nun". . . . zog
eine Schar weißgekleideter Mädchen mit weißblauen Bän-
dern im offenen Haar und Blumenkörbchen in den Händen
in den Saal und bestreute die Stufen, welche zur Rönigsbüste
hinan führten, mit Rosen. Die blumenstreuenden Mädchen
stellten ein rührend prächtiges Bild dar — eine so feinsinnige
Huldigung, wie sie eben nur Rünstler ersinnen und ausführen
können.

Im Verlauf des Abends wurde an Se. Majestät folgendes
Huldigungstelegramm abgeschickt:

Die zu festlicher Feier der Thronbesteigung Eurer Majestät
versammelten Mitglieder des Bayerischen Runstgewerbe-
Vereins bringen Eurer Majestät, dem Allerdurchlauchtigsten
Protektor und erhabensten Förderer des Vereins und Ihrer
Majestät der Rönigin in unwandelbarer Treue und Er-
gebenheit die allerehrfurchtsvollste Huldigung dar.

Im Aufträge: Der I. Vorsitzende L. Pfeifer.

Der erste Vorsitzende des Vereins, Herr Prof. L. Pfeifer, er-
hielt am folgenden Tage nachstehendes Danktelegramm:
Aufrichtig erfreut über die treuempfundene Huldigung sagen
die Rönigin und ich den Mitgliedern des Bayerischen Runst-
gewerbe-vereins von Herzen besten Dank. Ludwig.

Musikalische und gesangliche Vorträge vom Rirchenchor Neu-
hausen unter trefflicher Leitung seines Lhordirektors Hild
verschönten den Abend. Besonders erfreute in späterer Abend-
stunde der Vortrag einiger Volksliederweisen, an dem sich
sogar ein Ehrenmitglied des Vereins als Sänger beteiligte.
Auch die rein musikalischen Darbietungen der Mitglieder des
Tonkünstlerorchesters waren vortrefflich.

Fröhliches Beisammensein bis in die späte Nacht beschloß die
überaus würdige, festlich stimmungsvolle Feier, um deren
Zustandekommen außer den schon Genannten die Vorstand-
schaft, der Gesamtausschuß, die III. Rommission, und in ganz
besonderer weise sich die Herren Bildhauer Düll und pezold,
Herr Hofgoldschmied Theodor Heiden und Herr Bildhauer
Franz Ringer verdient gemacht, und sich aufs neue wieder
den herzlichsten Dank des Vereins erworben haben.

Vereinsnachrichten

Reihenfolge Ser Veranstaltungen im Dezember, Januar unS
Zebruar.

t6. Dezember: Vortrag des Herrn Prof. vr. Halm, „Weih-
nachten in der bildenden Runst".

12. Januar: Vortrag des Herrn Prof. vr. Voll, „Menzel
als Illustrator".

20. Januar: Vortrag des Herrn vr. Paulus, Thema noch
unbekannt.

27. Januar: Vortrag des Herrn Prof. vr. Rarl Trant-
mann, „Jakob Sandtners Holzmodell der Stadt Mün-
chen ({572) und seine baugeschichtliche Erschließung; ver-
bunden mit einer Ausstellung von Zeichnungen des Herrn
Architekten H. Steinlein."

2. Februar: Vortrag des Herrn Prof. vr. Freiherrn von
B i s s i n g , „Altmesopotamische Plastik".

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verantw. Redakteur (ausgenommen Anzeigeteil): Alexander Heilmeyer. — Herausgegeben vom Bayer. Kunstgewerbeverein. — Druck und Verlag

von R. Gldenbo urg, München.
 
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