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Bayerischer Kunstgewerbe-Verein [Hrsg.]
Kunst und Handwerk: Zeitschrift für Kunstgewerbe und Kunsthandwerk seit 1851 — 64.1913-1914

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Bimler, Kurt: Deutscher Eisenkunstguß
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https://doi.org/10.11588/diglit.8767#0109

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könnten wir auch bei diesen Ofen- und Grabplatten
erwarten, bewiesen ist sie in Deutschland weder
durch erhaltene Stücke noch durch die Überliefe-
rung. Die vorhandenen Eisenplatten des Ger-
manischen und Märkischen Museums gehen über
das Ende des \7. Jahrhunderts nicht hinaus,
entstammen am zahlreichsten dem J.8. Jahrhundert
und verdanken ihren Ursprung den Eisengießereien
des Harzes, der Mark, Thüringens und Süd-
deutschlands. (Dgl. die abgebildeten datierten Ofen-
platten aus der Kgl. Bayerischen Eisengießerei
Obereichstätt.)

Don diesem älteren Reliesplattenguß sticht die
zweite Stufe der Eisenplastik ganz erheblich ab.
Im letzten viertel des Iahrhunderts vollzieht
sich der Übergang zum Guß von Rundfiguren.
Medaille und Schmuck vermitteln den Aufschwung
der neueren Lisenplastik.

Unter englisch-französischem Einfluß erreicht die
Mode des gräzisierenden Lisenschmuckes im Aus-
gang des >.8. Jahrhunderts allgemeine Beliebtheit.
In England kam die Sitte auf, in Eisen gegossene

antike Kameen in Silbereinfassung als Anhänger
und Broschen zu tragen oder sie durch silberne
Glieder zur Hals- und Armkette zu verbinden.
In Deutschland greift der schwunghaft betriebene
Gemmenguß auf das Gebiet der Schaumünze
über. Die Porträtdarstellung der antiken Gemme
läßt die Freude des Renaissancemenschen an der
Gußmedaille wieder aufleben, die dem Kultus
ausgezeichneter Persönlichkeiten gewidmet ist. Na-
poleons Bildnis gibt den Medailleuren Gelegen-
heit, dem lebhaften Interesse aller Kreise und
Völker durch zahlreiche Schöpfungen entgegenzu-
kommen. Die Bilder der Landesfürsten und aus-
gezeichneter geistiger Größen folgen, und die
Verallgemeinerung der Porträtierung macht täg-
lich sichtliche Fortschritte. wie man seinen Schatten-
riß schneiden ließ, so bestellte man sein plastisches
Wachsporträt und davon in der Gießerei die ge-
wünschte Anzahl von Abgüssen. Die Unglücksjahre
und die Befreinngszeit bereicherten durch ihre
glänzenden und allgemein verehrten Persönlich-
keiten den Umfang der Schaumünze ganz außer-

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