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Bayerischer Kunstgewerbe-Verein [Hrsg.]
Kunst und Handwerk: Zeitschrift für Kunstgewerbe und Kunsthandwerk seit 1851 — 64.1913-1914

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Chronik des Bayerischen Kunstgewerbevereins
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https://doi.org/10.11588/diglit.8767#0116

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Der Abend des 25. N o v e m b e r war dem Gedächtnis eines
großen Toten geweiht. Der Verein hatte die Ehre, einen in-
timen Freund und Renner der Runst Gabriel von Seidls über
sein Werk sprechen zu hören. Mit eindringendem Verständnis,
mit Begeisterung und Wärme brachte der Vortragende, fferr
Rgl. Rat JosephRittervonSchmädel, uns Gabriel
von Seidls Schöpfungen durch Wort und Bild unmittelbar
nahe. Reicher Beifall lohnte den verehrten Redner.

Am 2. Dezember sahen die Mitglieder des Vereins eine
Frau auf der Rednerkanzel. Frau Professor Scher-
mann hatte die Liebenswürdigkeit, über ihre reichen Be-
obachtungen im „Frauenleben und Frauenarbeit in Birma",
die sie als Begleiterin ihres Mannes, fferrn Prof. Luzian
Schermann, während ihrer gemeinsamen Reise sammeln
konnte, an der ffand vieler Lichtbilder und kunstgewerblicher
Gegenstände, als Teppiche u. dgl. überaus anregend und
interessant vorzutragen.

Tin anderer bekannter Reisender, fferr Professor vr.
Erich Jugmeier, teilte am 9. Dezember aus seinen
Beobachtungen und Erlebnissen auf seiner Reise in Balutschistan
frische, unmittelbar erlebte Züge mit. Reiches Lichtbilder-
material und einige Gegenstände aus dem einer uralten Tra-
dition folgenden Runstgewerbe Balutschistans illustrierten
trefflich das gesprochene Wort.

Der t6. D e z e m b e r war als stimmungsvolle Einleitung zum
weihnachtsfest gedacht. Lin beliebter und bekannter Vor-
tragender im Verein, fferr Professor vr. M. ff a l m,
hatte es übernommen, „Weihnachten in der bildenden Runst"
zu schildern. Infolge plötzlicher Erkrankung wurde fferr Pro-
fessor vr. ffalm leider verhindert, seinen schönen Plan selbst
auszuführen und an seiner Stelle hielt nach dem Manuskript
des fferrn Professors ffalm, fferr vr. Riehl den Vortrag, der
mit seinen reichen Weihnachtsbildern echte Weihnachtsstim-
mung verbreitete.

Am Mittwoch, den \7. Dezember wurde dem Runst-
gewerbe-verein die hohe Ehre und große Freude zuteil, seinen
königlichen Protektor Se. Majestät Rönig Ludwig III. in den
Räumen seiner Ausstellungshalle begrüßen zu dürfen. Aus
diesem Anlasse hatte sich die vorstandschaff und der Ausschuß
vollzählig eingefunden.

Der Rönig kam gegen tl Uhr in Begleitung des Freiherrn
von der Tann und war sichtlich erfreut über das reizvolle deko-
rative Arrangement: die königliche Büste inmitten Blumen
mit Lorbeerbäumen, das gegenüber dem Eingang ausgemacht
war. Der erste Vorsitzende, fferr Professor E. Pfeifer, begrüßte
Se. Majestät mit folgenden Worten:

„Eure Majestät als Rönig und allergnädigster Protektor zum
ersten Male im Verein begrüßen zu dürfen, würdigt der
verein als allerhöchste Auszeichnung und erfüllt ihn mit tief-
en,pfundenem Danke.

Eure Majestät allerhuldvollster Besuch gereicht uns zu um so
größerer Freude, als er unserer Ausstellungshalle gilt, welche
ein Bild geben soll von dem Schaffen und von der Leistungs-
fähigkeit unserer Meister im Runsthandwerk.

Ein empfehlendes Bild ffeilich nur, denn das Schaffen unserer
Meister erschöpft sich nicht in den Arbeiten, die hier zur Schau
gestellt sind: vielmehr gehen aus ihren Werkstätten hohe bedeut-
same werte hinaus, die Bayerns und Münchens Ruf und
Wohlstand zum guten Teil mit begründen Helsen und weit
über Deutschlands Grenzen hinaus Bewunderung und Wert-
schätzung genießen.

Immer wird auf diese werktätige Rraft der Vereinsmitglieder
besonderer wert gelegt werden müssen: denn nur durch die
werktätige ffand können die künstlerischen Ideen in die Er-
scheinung treten, die nach dem vornehmsten Vereinszweck in
gemeinsamer Arbeit von Rraft und Technik dem ffandwerk
als unentbehrlich übermittelt werden sollen.

Solange es aber gelingt, in gegenseitiger rechter Wertschätzung
solche Zusammenarbeit durchzuführen, solange wird der Verein
eine wertvolle Stützkraft unseres Runsthandwcrkes bleiben
und wird sich damit der Allerhöchsten Auszeichnung wert
zeigen können, seinen erlauchten Rönig als allergnädigsten
Protektor begrüßen zu dürfen in unwandelbarer Treue und
Ergebenheit."

Der Rönig dankte dem Vorsitzenden und unternahm hierauf
in Begleitung der Vorstandschaft und des Ausschusses einen
Rundgang durch die Ausstellungshalle, verweilte bei einzelnen
Gegenständen und ließ sich ihre Schöpfer und Verfertiger
vorstellen.

Vereinsnachrichten

Lehrlingsprüfung und Stipendien

Die fferren Lehrmeister werden darauf aufmerksam gemacht,
daß die Anmeldungen zur Bewerbung um Lehrlingspreise
und Geleitsbriefe in der nächsten Zeit zu betätigen sind.

Die hierfür geltenden allgemeinen Bestimmungen und An-
meldeformulare werden auf verlangen vom Vereins-
sekretariate verabfolgt.

Auch Heuer steht von seiten des Vereins wieder ein Betrag
fürzwei Stipendien zur Verfügung, welche an solche
Gehilfen zur Verteilung gelangen sollen, die ihre Lehrlings-
prüfung in unserem Verein mir Erfolg bestanden haben.
Zugleich wird an die Freiherr!, v. Rastsche Ge-
werbe st ipendienstiftnng erinnert, die alljährlich
größere Beträge an junge ffandwerksgehilsen und Lehrlinge
zu weiterer fachlicher Ausbildung zur Verteilung bringt und
würden Vorschläge und Empfehlungen durch unseren Verein
besonders gerne gesehen und berücksichtigt werden. Unser
Sekretariat ist zu allen weiteren Auskünften in Fragen der
Bewerbungsgesuche und den dazu nötigen Beilagen gerne
bereit.

Reihenfolge der Veranstaltungen im Januar und Zebruar

\3. Januar: Vortrag des fferrn Prof. vr. Voll „M e n z e l
als Illustrato r".

20. Januar: Vortrag des fferrn ffofgoldschmied Theodor
ffeiden „Uber Trinkgeschirr e".

27. Januar: Vortrag des fferrn Prof. vr. Rarl Traut-
mann „Jakob Sandtners ffolzmodell der Stadt
München (1.572) und seine baugeschichtliche Erschließung;
verbunden mit einer Ausstellung von Zeichnungen des
fferrn Architekten ff. Steinlein".

3. Februar: Vortrag des fferrn Professor vr. Freiherrn
v. B i s s i n g „A Itmesopotamische Plast! k".
tO. Februar: Vortrag des fferrn Schiffsoffizier Rränzlin
(Nordd. Lloyd) „Nach dem sonnigen Al-
ge r i e n".

l7. Februar: Vortrag des fferrn Professor Goldbacher,
Wien, „Alt-Steyer" mit ca. \oo Lichtbildern.

3. März: Vortrag des fferrn Professor vr. ffalm „Altes
und Neues von bayerischer Marmor-
plastik des Mittelalter s".

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Percmtro. Redakteur (ausgenommen Tlnjeigeteil): Alexander hetlrneyer. — tzerausgegeben vorn Bayer. Aunstgewerbeuerein. — Druck und Verlag

von R. Dldenbourg, München.
 
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