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Bayerischer Kunstgewerbe-Verein [Hrsg.]
Kunst und Handwerk: Zeitschrift für Kunstgewerbe und Kunsthandwerk seit 1851 — 64.1913-1914

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Bernhart, Max: Moderne Medaillenkunst
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https://doi.org/10.11588/diglit.8767#0165

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Zeichnung von Zcin Wysocki

(Abb. S. \63,75) hätte doch wohl dem vorbilde in
der Natur gemäß nicht vier-, sondern sechsgeteilt
gezeichnet werden sollen. Im übrigen wirkt diese
Arbeit äußerst stimmungsvoll. Humorvoll sind die
sing- und trinkfrohen Bären Hans Hemmers-
d o r f e r s (Abb. S. t6H, 78 u. 79). Ich möchte es
hier in Anbetracht der Darstellung fast für vorteil-
haft halten, daß der Künstler auf jede Art der
Andeutung einer Horizontalen verzichtet. Alfred
Späths Hexentänze (Abb. S. \ 59,30 u. 3H) sind
in Romposition und Zeichnung vortrefflich; ebenso
verrät seine Medaille mit dem sympathischen weib-
lichen Ropf (Abb. S. t§4,86) einen gut auffassen-
den und der Materie mächtigen Künstler. Das
nämliche gilt von einer ausgezeichneten, nur auf
das Eharakteriftische eingehenden und auf jede
Künstelei verzichtenden Porträtmedaille Michael
preisingers (Abb. 5. \63,68).
weniger bekannt, als sie es verdienen, sind die wert-
vollen Arbeiten unserer beiden Münchner Medail-
leure Alois B ö r s ch und Karl <8 0 e tz. Ihre Me-
daillen nehmen insofern eine Sonderstellung ein
und verlangen gesondert behandelt zu werden, als
es sich hier um Arbeiten handelt, die von den beiden
Künstlern — wenigstens größtenteils — negativ

in Stahl geschnitten sind und uns somit die künst-
lerische Individualität direkt wiedergeben. Eine
inhaltlich wie künstlerisch hervorragende Leistung ist
Karl Götz's Medaille auf die Landung des deutschen
Luftschiffes 2 XVI in Luneville (Abb. S. l6§,8tu.82).
Es ist erfreulich, daß sich Künstler finden, welche
die wertvolle und interessante Tradition der sati-
rischen Medaille weiterpflegen, und doppelt erfreu-
lich, daß sich Künstler ersten Ranges auf diesem
Gebiete betätigen, wie reizend ist die metallene
Neujahrskarte des Künstlers (Abb S. \62,6o). Eine
hier in Abbildung wiedergegebene Gußmedaille
(Abb. S. \63,67) des hiesigen Kgl. Medailleurs
Alois Börsch — die Veröffentlichung der reichen
Serie seiner Prägemedaillen möchte ich auf eine
spätere Abhandlung über die Entwicklung der Münch-
ner Medaille aufsparen — zeigt, daß Börsch sich
auch mit der Gußmedaille nüt bestem Gelingen be-
schäftigt.

Line Reihe von Medaillen und Plaketten, die zum
heurigen Wettbewerb eingesandt wurden, sind
vom Kgl. Münzkabinett angekauft worden, so Ar-
beiten von Alois Börsch, Karl Götz, Hans Lindl,
Ludwig Gies, Max Olofs, Hans Stängel, E. Mayer,
Alfred Späth, Philipp Gberle und anderen.
 
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