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Bayerischer Kunstgewerbe-Verein [Hrsg.]
Kunst und Handwerk: Zeitschrift für Kunstgewerbe und Kunsthandwerk seit 1851 — 64.1913-1914

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Chronik des Bayerischen Kunstgewerbevereins
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https://doi.org/10.11588/diglit.8767#0196

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Phil ä", das St. Simeonskloster in der Lybischen Wüste, die
Vase Fajum und der Mörissee-, alle diese herrlichen Schön-
heiten des Landes, dann aber auch die Tempelruinen,
an denen Ägypten so reich ist, zogen in ausgezeichneten Licht-
bildern vorüber. Reicher Beifall lohnte den Redner für seine
interessanten Ausführungen und schönen Darbietungen.
Dienstag, den 24. März, Abschiedsabend für Professor Jakob
Bradl. Eine große Anzahl von Mitgliedern und Ehrenmit-
gliedern des Kunstgewerbevereins vereinigten sich zu einem
gemütlichen herzlichen Abschied für den zum Direktor der Vber-
ammergauer Schnitzschule berufenen Professor Jakob Bradl.
Ein echter und rechter Bradl-Abend konnte natürlich nur
zustande kommen — wenn er selbst dabei mitwirkte. Deshalb
hieß es auch in der von Redakteur Alex. Peilmeyer reimweis
verfaßten Ansprache:

„Nun, da die Freude unser perz beschwingt,

Gebieten wir der Schar der lustigen Geister,

Und, daß das Fest am Ende recht gelingt,

— Tu selber mit und hilf uns, Meister!"

Um auch einmal den Künstler Bradl in der Mannigfaltigkeit
und Vielseitigkeit seines Schaffens zu zeigen, führte Peilmeyer
eine große Anzahl seiner Werke in Lichtbildern vor. Es gab
manche Überraschungen. Aus in der Werkstatt verborgenen
Skizzenbüchern, Skizzen und plastischen Modellen trat beifällig
begrüßt viel Neues und Griginelles aus dem Schaffen Bradls
zutage. (Uber dieses künstlerische Schaffen berichtet eingehend
der vorstehende größere Artikel.) Der t- Vorstand des Vereins,
Prof. Pfeifer, dankte Prof. Bradl für sein stetes Interesse
und seine rege Mitarbeit und Treue für den Verein. Ritter
v. Schmädel gedachte der Gattin des Künstlers, und pofgold-
schmied Pelden feierte in herzlicher Rede den Menschen Bradl
mit dem goldenen Perzen, den pumoristen und den poetisch
gestimmten Künstler. In echt „heidnischer Art" reihte sich
daran eine reizende puldigung für Bradl! Kasperl Larifari
(Kunstmaler Roßmann) trat, von vier Genien begleitet, auf
und überreichte einen köstlich duftenden Leberkäs und den
von den dankbaren pörern im Verein gestifteten silbernen
Becher. Kunstmaler Roßmann und Ringer ergötzten durch
lustige Weisen, Anekdoten und Geschichten das frohgestimmte
Publikum; Dialektdichter Dusch trug wirkungsvoll gesprochene
eigene Sachen vor und Permann Roth einen rasch improvi-
sierten Trinkspruch. Dazu spielte unermüdlich das zur paus-
kapelle umgewandelte Steinickenquartett lustige Weisen, sang
köstliche Lieder, daß die Stimmung in immer herzlichere
Fröhlichkeit überging. Frl. Arois trug mit gewohnter Meister-
schaft einige Bradlsche Lieblingsstücke am Klavier vor. Kein
Wunder, wenn so dem Gefeierten der Abschied schwer wurde.
„Aber es geht ja nicht aus der Welt, sondern nur nach Ammer-
gau", sagte Bradl selber, und wirklich erschien auch schon eine
Deputation echter Ammergauer samt „Reserve-Ehristus" unter
der Türe, um ihren neuen Direktor abzuholen. Der ließ sich
aber nicht stören, sondern, nachdem er sich eben als witziger
Redner vernehmen ließ, erfreute er gleich wieder durch den
Vortrag Auzingerscher Dialektdichtungen und nun stand er
auch schon wieder in Mitte der Kapelle und spielte auf dem
Trumscheit oder der besoffenen Nachtigall. Uber die perkunft,
die Vorzüge dieses Instrumentes gab Bradl köstliche Auskunft,
und Prof. Max Peilmaier, der mit Prof. Schiestl eigens von
Nürnberg her zu dieser Feier gekommen war, erzählte peiteres
und Ernstes aus der gemeinsam mit Bradl verlebten Jugend-
zeit, aus der Werkstätte des Vaters Bradl. So gestaltete sich
der Abend nach übereinstimmenden Berichten nicht nur zu einer

Ehrung für den abschiednehmenden Prof. Bradl, sondern
auch zu einer Art familiären Feier im Verein und zu einem
jener intimen Künstlerabende und -feste, wie man sie eben
im Münchener Kunstgewerbeverein zu feiern versteht.

Für den 5\. März stand auf der Tagesordnung „Besprechung
der schwebenden Münchener Kunstgewerbefragen".
Die „Nur-Mitgliederversammlung" nahm, vom Vorstand
begrüßt, Kenntnis von dem Bericht an die perren Landtags-
abgeordneten des besonderen VII, Ausschusses zur 202. Sitzung
der Kammer der Abgeordneten vom *9. Dezember der

an die Kritik, welche dort im Referate über den Kunstgewerbe-
verein geübt wurde, anknüpste und die Sachlage in aufklären-
der Weise richtigzustellen versucht. Der Vorstand knüpfte
,d.aran, wie auch schon in dem Bericht geschehen, Erörterungen
über die in der Presse schwebenden kunstgewerblichen Fragen
und stellte verschiedene Punkte aus dem Bericht zur Diskussion,
perr Schöpflich erhob einen Protest gegen die Abfassung eines
Berichtes, den er gar nicht kenne, da derselbe innerhalb des
Ausschusses ausgearbeitet worden sei. Vergeblich aufgefordert,
sich näher dazu zu äußern, mußte er sich von Seite verschie-
dener Ausschußmitglieder über die Kompetenzen des Aus-
schusses belehren lassen.

perr Lincke erinnert die Mitglieder an den Zweck der Ver-
sammlung und spricht sein Befremden darüber aus, daß es
den Anschein habe, nachdem bereits alles an die große Glocke
gehängt worden wäre, bliebe hier nichts mehr zu sagen übrig,
was er sehr bedauere. Er regt an, daß im nächsten Winterseme-
ster von Zeit zu Zeit Diskussionsabende stattfinden sollten,
wobei den Mitgliedern reichlich Gelegenheit gegeben wäre,
ihre Ansichten, Meinungen, Wünsche und Beschwerden zum
Ausdruck zu bringen, eine Anregung, der die Vorstandschaft
nachzukommen versprach. Redakteur Peilmeyer äußerte sich
dann über die Ausgestaltung der Vortragsabende und ermun-
terte zur Abhaltung weiterer Fachabende, wie sie schon im
Vorjahre über Zinn, Buchschmuck und Heuer über Trinkgeschirre
stattgefunden haben.

perr Goldschmied Bauer meinte wie perr Lincke, daß an den
Vereinsabenden neben der Pflege der schöngeistigen und
idealen Bestrebungen doch auch immer wieder die wirtschaft-
lichen Interessen betont werden müßten; er regt an, die Idee
eines Ausstellerverbandes zu realisieren, perr Kommerzienrat
Leser kam dann auf die Palle zu sprechen und insbesondere auf
die Tätigkeit der Pallenjury, der er ein möglichst konziliantes
Vorgehen empfahl. Zu der Frage des Umsatzes in der Palle
und die Möglichkeiten einer Erhöhung äußerte sich auch noch
perr Lincke, worauf perr Konservator Bogenschütz sich über
Pallenfragen im allgemeinen aussprach, perr peiden ließ in
längeren Ausführungen Streiftichter auf den Verein, seine
Mitglieder, die Tätigkeit des Ausschusses, der Vorstandschaft
und der Zeitschrift spielen, perr Baurat Bertsch gab die An-
regung, den Gedanken einer Münchener Messe dem Ausschuß
zu eingehender Würdigung zu empfehlen. Gegen Schluß der
Versammlung wurde noch in temperamentvoller Weise durch
die perren Wilhelm und Ringer an die bisher geleistete Arbeit
der Vorstandschaft und des Ausschusses erinnert, perr Prof.
Pfeifer, der den Abend leitete und auch das Referat über den
Bericht und die Presse führte, gab eingehende Erläuterungen
zu den einzelnen in der Diskussion angeschnittenen oder ausge-
führten Punkten, wobei er dem Wunsche Ausdruck gab, daß
auch solche Aussprachen dazu führen möchten, die Meinungen
unter den Mitgliedern zu klären und sie zu reger Mitarbeit
im Verein anzuspornen.

28. April: Ordentliche Generalversammlung.

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Verantrv. Redakteur (ausgenommen Anzeigeteil): Alexander Heil meyer. — Herausgegeben vom Bayer. Aunstgewerbeverein. — Druck und Verlag

von R. D I d en b o u rg, München.
 
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