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Bayerischer Kunstgewerbe-Verein [Hrsg.]
Kunst und Handwerk: Zeitschrift für Kunstgewerbe und Kunsthandwerk seit 1851 — 64.1913-1914

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Bayerische Fachschulen, [ 1]: Zwiesel
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https://doi.org/10.11588/diglit.8767#0266

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Ehemie werden behandelt: einfache prüsungs-
inethoden und Untersuchungen von Materialien
der Glasindustrie; Herstellung von Kristall- und
Farbgläsern, von Glasrnalerflüssen und Glasmaler-
farben, von Lüstern, von Gelb- und Rotsätzen von
Reduktionssarben u. dgl.; Verzierung von Glas mit
Metallüberzügen auf galvanischem Wege und durch
Produktionsflüssigkeiten und sämtliche Atztechniken.
Die praktische Ausbildung in der kunstgewerblichen
Fachschule in Zwiesel verfolgt den Zweck, durch
Erteilung eines systematisch gegliederten und prak-
tischen Unterrichts Glasmaler, Glasgraveure, Glas-
schleifer, Musterzeichner für die Glasindustrie aus-
zubilden. Zur Ausführung gelangen in all diesen
Kursen nur Gegenstände und Dekore nach Original-
entwürfen der Schule.

Die Entwürfe werden nach streng künstlerischen
Prinzipien angefertigt; nicht nur technische Fertig-
keiten aller Art, sondern auch sicheres Gefühl für
Form und Farbe wie ein künstlerischer Geschmack
sollen im allgemeinen gebildet werden.

Im einzelnen sehen die Lehrpläne vor in den Mal-
klassen: Aufklärung über die Technik des Malens,
Schmelzfarben, Lmailmalen, Mischen der Farben-
emaile, Transemail mit Übungen und Ausfüh-
rungen von Email-, Transemail- und Relief-
dekoren, Flachfarbenmalerei, Flachgold- und Relief-
goldmalerei, Schrift, Lasuren, Atzung und Umdruck-
verfahren; praktische Arbeiten in der heraldischen
Malerei; Figürliches; möglichst selbständiges Ar-
beiten nach eigenen Entwürfen und in verschie-
denen Techniken.

Lehrgang in der Gravierklasse: Behandlung der
Werkzeuge und praktische Versuche mit denselben;
Gravierung einfacher Schnittformen, wie Kugeln
und Gvalschnitte, Strichmuster, Stern und Rosette;

EX UBRIS

Sophie 4 Gustav
STREUN

Bernhard wenig, München

Bernhard wenig, München

Anwendung dieser ornamentalen Zierformen auf
das Glas. Arbeiten mit der Reifelmaschine. Orga-
nische Verzierungen der Glasformen; größere orna-
mentale Arbeiten, Teller mit reichen Dekoren,
Pokale usw. Monogrammschnitt. Übungen am
Graveur- und Schleiserwerkzeug mit Kraftbetrieb,
llbergangsschlisf. Verbindung von Schliff mit Gra-
vierung als Verzierung des Glases und in der
letzten Stufe selbständiges Arbeiten, Ausführung
eigener Entwürfe; Wappenschnitt; Tiefgravierung,
figürliches Arbeiten.

Diesem praktischen Lehrgang entspricht auch der
Zeichenunterricht während eines dreijährigen Fach-
schulbesuches im Körper-, Linear-, Schnittzeichnen;
Zeichnen mit Verwendung von Pinsel und Farbe.
Zeichnen und Malen nach Natur, Pflanzenstudien;
Versuche im Stilisieren. Kunstgewerbliches Fach-
zeichnen — Projektionszeichnen. Kunstgewerbliches
Entwerfen für Maler, Graveure und Schleifer.
Entwerfen von Gefäßformen und Dekorationen
unter besonderer Berücksichtigung der Industrie des
Bayerischen Waldes.

Liegt somit der Aufbau der Lehrtätigkeit auch in
großen Zügen fest, so ist doch innerhalb dieser all-
gemeinen Begrenzung für die künstlerische Erzie-
hung der weiteste Spielraum gelassen, in der ganz
richtigen Erkenntnis, daß der Künstler als Lehrer
nicht nach theoretisch festgelegten Lehrplänen sein
Ziel erreichen wird, sondern durch die lebendige
Anregmig, die von ihm als entwerfender und sein
Handwerk ausübender Künstler ausgeht.

Die Schüler werden in diesen Lehrwerkstätten und
Kursen möglichst vielseitig ausgebildet; sie lernen
alle Techniken ihres Berufes kennen und sie werden
möglichst bald zu selbständiger gewerblicher und

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