Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Bayerischer Kunstgewerbe-Verein [Hrsg.]
Kunst und Handwerk: Zeitschrift für Kunstgewerbe und Kunsthandwerk seit 1851 — 64.1913-1914

DOI Artikel:
Vom Büchertisch
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.8767#0275

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
eines systematischen Führers durch die ganze Kunst-
entwicklung, der das Kunstwerk zuerst reden läßt,
abzuhelfen. Dies soll zunächst angestrebt werden
durch die Möglichkeit das Wesentliche ganzer Kunst-
pochen in Bildern so gruppiert zu finden, daß dem-
Beschauer die Entwicklungslinien der künstlerischen
Ausdrucksweise sich möglichst klar einprägen und doch
dabei die Künstlerindividualitäten sich scharf von
einander abheben. Dem durch das Bildermaterial
zur Anschauung gebrachten Gedanken sollte sich auch
der Text möglichst anpassen, insoferne der Schwer-
punkt nicht so sehr auf die äußere Entstehungsge-
schichte der Werke, dürre Daten und trockene Lebens-
umstände gelegt wird, als vielmehr auf das Ein-
fühlen in das Kunstwerk, das Einleben in den seeli-
schen Gehalt der alten Kunst, den Geist der Zeit, in
der es entstanden und die stetig fortschreitende Kunst-
und Kulturentwicklung. Zeder Band umfaßt 200
Vollbilder in meist sehr guten Reproduktionen. Be-
sonders wertvoll empfindet man, daß auch seltener
gesehene und selbst in Photographien schwer erhält-
liche Werke gut vertreten sind wie unter dem Alt-
deutschen Meister Francke, Konrad Witz, Hans pollack
oder Wolf Huber, bei den Italienern Iacopo del
Sellaio, Francesco Botticini, Marco Melloni, Lorenzo
Vecchietta, Bernardo Parentino. Schon aus diesen
Namen mag man die Gründlichkeit und die Fein-
sinnigkeit der Erläuterungen Heidrichs und Hamanns
erkennen. Der niedrige Preis der Einzelbände er-
möglicht die weiteste Verbreitung. Die ganze Samm-
lung, wie die Durchführung des Programms läßt
erwarten, daß „die Kunst in Bildern" zu jenen
Schöpfungen gerechnet werden wird, um die uns
das Ausland beneiden muß. H.

Sucherer, Dr. Hans Theodor, Die Mineral-,
Pflanzen- und Teerfarben. Ihre Darstellung,
Verwendung, Erkennung und Echtheitsprüsung.
Mit % Tafeln. Leipzig, Verlag von Veit &
Lomp.

Das umfangreiche Thema im Rahmen eines
Schriftchens von nur J30 Seiten zu behandeln, ist
an und für sich ein gewagtes Unternehmen. Dieser
Schwierigkeit war sich der Verfasser wohl bewußt.
Indes, ihin war es nicht darum zu tun, etwa de-
taillierte Schilderungen zu bieten, der Zweck war
vielmehr, das Interesse weiterer Kreise auf das Ge-
biet der Farbenindustrie zu lenken, „damit die Chemie
nicht länger eine terra mcoAvita bleibt, von der man
in fremden Zungen reden muß, wenn man von
ihren Wundern berichten will."

Nach kurzer Behandlung der verhältnismäßig
geringen Zahl von natürlichen Farbstoffen, ferner

der Mineralfarben kommt der Verfasser auf sein
Spezialgebiet: die Teerfarben, die den Hauptabschnitt
des Buches ausmachen. Wir werden da kurz in die
Kenntnis der Ausgangsmaterialien, der Fabrikation
und Fertigstellung der künstlichen Farbstoffe eingeführt;
wir ahnen, welche Summe wissenschaftlichen Könnens
und technischer Beharrlichkeit notwendig war, um
unsere deutsche Teerfarbenindustrie auf jene von
keiner anderen Nation erreichte Höhe zu bringen,
auf der sie heute steht. Wir lernen aber auch mehr
Vertrauen gewinnen und die Vorurteile überwinden,
die gerade gegen die Teerfarben bestanden haben
und da und dort leider immer noch bestehen.
Gerade mit Bezug darauf sei dem Laien das
Schlußkapitel ans Herz gelegt, wo die Echtheit der
Farbstoffe und die Methoden ihrer Prüfung behandelt
werden. Immer wieder nämlich wird vergessen, daß
ein Farbstoff von bestinmrtem Ton und bestimmten
Färbeeigenschaften nur einem mehr oder minder eng-
begrenzten Kreis von Zwecken dienen kann, daß aber
andrerseits die Teerfarbenindustrie heutigentags im-
stande ist, fürjedenZweck diegeeigneteWare
zur Verfügung zu stellen, wofern sich der Laie
nur die Mühe nehmen wollte, sich mit den geeigneten
Stellen persönlich in Verbindung zu setzen.

Gerade in diesem Sinn sei das Werkchen allen
Interessenten warni empfohlen. Vr. E. G.

Lautenbach, <kü.,Aur Kunstschriftbewegung. Kunft-
schriftverlag Mariendorf bei Berlin. Preis 3 M.
Diese Publikation enthält acht Tafeln im Format
ca. 20 zu 28 cm. Das kurze geschriebene Geleitwort
ist typisch. Ein paar Sätze daraus mögen dartun
inwieferne. Auch hier soll es sich um Selbststudium
handeln. „Jedermann soll es hiernach möglich
sein, sich das schöne Schriftschreiben ohne Vor-
kenntnisse zu eigen zu machen, natürlich unter
der Voraussetzung, daß die gegebenen Winke auch
strikte befolgt werden. Die gezeigten Griginalalphabete
sollen selbstverständlich nur zur Einprägung der
harmonischen Buchstabenformen dienen. Keineswegs
soll der Lernende die Alphabete nachahmen, denn
durch dieses nutzlose Kopieren ist der Zweck, eine
eigenartige individuelle Schrift zu schreiben, niemals
zu erreichen. <Db nun der Anfänger einzelne Buch-
staben oder ganze Schriftsätze schreiben lernt, muß
in sein Belieben gestellt sein." — Weiterhin ist ge-
sagt daß die „neuzeitliche Schreibkunst noch zu jung
sei, als daß sie schon heute abgeschlossene und gänzlich
einwandfreie Instruktionen zum Selbststudium des
Schriftschreibens geben könnte." ^Es muß „Jeder-
mann freigestellt bleiben, nach welcher Methode er
sein Ziel erreichen will." Typisch an diesen Sätzen

257
 
Annotationen