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Bund Deutscher Kunsterzieher [Hrsg.]
Kunst und Jugend — 3.1909

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Heft II (Februar 1909)
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Löffler, Gottlieb: Die Vorbereitung des Zeichenlehrers: (ein Beitrag zur Regelung der Pflichtstundenzahl der württembergischen Zeichenlehrer)
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https://doi.org/10.11588/diglit.33469#0031

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19

alle von ihm den Eindruck haben, dass er stets weiter arbeitet, dass er sich nicht
für fertig hält. Wer ist fertig in der Kunst? — Dies einige Beispiele von den
mancherlei Möglichkeiten.
Um nun aber auf den Hauptpunkt zu kommen. Man verlangt von jedem
Lehrer mit Hecht, dass er auf dem Laufenden sei mit allem, was sein Fach betrifft.
Der Lehrer soll nicht Automat werden, nicht jahraus, jahrein denselben Stoff in
derselben Weise behandeln. Jeder Lehrer soll sein Gebiet beherrschen. Denken
wir uns einen Zeichenlehrer, der nach dem Schema F unterrichtet. Nun ja, der
braucht keine Vorbereitung, der kann auch 40 Stunden absitzen. Wird aber nie-
mand sagen, dass sein Unterricht gewinnbringend, dass er charakterbildend sei,
dass er zur ästhetischen Genussfähigkeit erziehe, dass er im Unterricht für das

Abbildung 1.


Leben lehre. Man beginnt ja in unserer Zeit mehr und mehr den ausserordentlich
grossen Wert des Zeichen- und Kunstunterrichts zu schätzen. Man wird deshalb
auch bald zu der Ansicht durchdringen, dass es nötig ist, dem diesen Unterricht
erteilenden Lehrer die Zeit zuzugestehen, die er zu seiner eigenen Weiterbildung
eben notwendig braucht in einer Zeit des Suchens und Werdens, des Prüfens und
Ausscheidens. Lässt man ihm keine Zeit zu eigener künstlerischer Betätigung, dann
ist er in kurzer Zeit altes Eisen, dann kann er seinen Unterricht nicht mehr mit
Freuden verrichten. Wie soll er auf dem Laufenden bleiben, nur mit der Technik!
Ein Instrument, das ich nicht gebrauchsfähig erhalte, geht zu Grunde. Wie soll
er sich zu einer ordentlichen Arbeit sammeln, wenn er sich heute eine Stunde und
morgen eine und in einigen Tagen wieder eine daran machen kann! Er kann
seiner Arbeit nicht froh werden. Die innerliche Befriedigung, die nach jeder ge-
lungenen Arbeit uns beseelt, bleibt aus, er wird zum vergeblich Pingenden, bis die
umsonst vergeudete Spannkraft nachlässt und er Maschine ist. Kann der Staat ein
Interesse daran haben, seine Zeichenlehrer zur Maschine herabsinken zu lassen?
 
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