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Bund Deutscher Kunsterzieher [Hrsg.]
Kunst und Jugend — 3.1909

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Heft II (Februar 1909)
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Ratschläge für Bauten in ländlichen Ortschaften
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https://doi.org/10.11588/diglit.33469#0033

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werden und wo besondere Vorschriften über die Höhe der Bauten und die Licht-
zuführung geboten sind, ist die Anwendung flacher Dächer in Holzzement, Zinkblech
oder Dachpappe meistenteils begründet. In ländlichen Ortschaften haben die flachen
Dächer keine Berechtigung und ein einziges flaches Dach ist im stände, das Bild
einer Ortschaft dauernd zu beeinträchtigen. Es werden daher für die ländlichen
Ortschaften die altbewährten steilen Satteldächer in erster Stelle in Frage kommen.
Als Dachdeckung dienen namentlich gebrannte Dachziegel in Form von Hohlziegeln
oder Plattziegeln. Auch das Falzziegeldach kann zur Anwendung kommen, sofern
es nicht flacher als ein sogenanntes Winkeldach gelegt wird. Bei der Eindeckung
mit Schiefer empfiehlt sich die sogenannte deutsche Deckung. Durch Abwalmung der
Satteldächer und durch Erkerbauten lassen sich die Dachformen sehr wechselnd gestalten.

Abbildung 2.


Anstatt der Hofmauern, die in Verbindung mit hohen Torbauten den Eindruck
sicherer Abgeschlossenheit hervorrufen, wird in ländlichen Ortschaften vielfach das
bei städtischen Bauten vorgeschriebene Eisengitter zur Anwendung gebracht. Auch
hierdurch wird eine Störung der ländlichen Bauweise verursacht, die leicht ver-
mieden werden kann. Erscheint die Hofmauer zu teuer, so wähle man einen
Lattenzaun zwischen Mauerpfeilern. Auch ein gewöhnlicher Zinseizaun fügt sich
besser in das Bild einer ländlichen Ortschaft ein, als das eiserne Gitter, dessen
Herstellung nicht etwa billiger ist als eine Hofmauer, die vom einheimischen Maurer
aus Natursteinen hergestellt werden kann.
Werden erst mehrfach Bauten in der früher üblichen Bauweise unter Ver-
wertung der neuen durch die fortgeschrittene Technik gebotenen Hilfsmitteln errichtet
sein, so wird sich ergeben, dass diese Bauten nicht unwesentlich billiger herzustellen
gewesen sind, als die bisherigen Eindringlinge im städtischen Gewände, und es
steht dann zu hoffen, dass die Bewohner der ländlichen Ortschaften selbst den Wunsch
haben werden, die Bauweise ihrer Vorfahren weiter gepflegt und gefördert zu sehen.
 
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