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Bund Deutscher Kunsterzieher [Editor]
Kunst und Jugend — 3.1909

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Heft XI (November 1909)
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https://doi.org/10.11588/diglit.33469#0177

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153

milians“ von Albrecht Dürer, die heute noch
nach vierhundert Jahren ganz „modern“
wirken. Also nochmals, der Kalender sei als
bester dieser Art warm empfohlen. G. Kolb.
Bilderbücher. „Grossstadt-Bilder-
buch“ von Sophus Hansen. VerlagR. Voigt-
länder-Leipzig. Dieses vorzügliche Bilder-
buch ist das Produkt eines Preisausschreibens,
veranstaltet von der Hamburger Lehrer-
vereinigung für die Pflege der künstlerischen
Bildung zusammen mit R.Voigtländers Verlag.
Den Bildern, die selbst keine Worte tragen,
„denn aus eigener Kraft soll das Kind sich
in die Bilder versenken und dem Auge allein
als Führer folgen“, ist eine feinsinnige, päda-
gogisch wertvolle Einleitung vorgedruckt.
Bei den Zeichnungen ist absichtlich jede Kari-
katur vermieden und eine „gewisse ideale
Schönheit“ angestrebt; denn „das Kind will
lachen, aber die Komik muss im Stoff, nicht
in der Zeichnung liegen“. Zum Lachen ist
allerdings nicht gerade viel in dem Bilder-
buch, aber die Bilder sind überaus feinfühlig
in Form und Farbe und bieten trefflich ge-
schilderte Vorgänge des Grossstadtlebens.
Wir wünschen deshalb dem Buch eine weite
Verbreitung. — Eine andere Note schlägt mit
nicht weniger Glück Arpad Schmi dh am m er
bei seinen Zeichnungen für Bilderbücher an,
wie wir aus drei Proben aus dem Verlag von
Jos. Scholz-Mainz entnehmen. Er sucht
sein Ziel mit ausdruckvolleren, oft drastischen
Mitteln zu erreichen. Der Anreiz zum Lachen
liegt bei ihm in Stoff und Zeichnung zugleich
und man muss lachen beim Ansehen dieser
Bilder: ob alt oder jung; auch die Farbe ist
bei A. Schmidhammer auf drastische Wirkung
berechnet. Die primären Farben herrschen vor.
Auf diese Weise illustrierte der Künstler das
Buch „Lustige Märchen“ von Wilhelm
Kotzde und „Eio popeio“ (für die ganz
Kleinen), sowie die „Himmelfahrt des
Heinz Sausebraus“ (der köstliche Text von
C. Ferdinands schildert den Traum eines
Knaben, der im Kornfeld die Schule ver-
schläft und eine Himmelfahrt mit dem Zep-
pelin’schen Luftschiff unternimmt). — Dass
der Verlag von J. Scholz im Bilderbuch
eine führende Rolle spielt und sich immer
um das Beste bemüht, beweisen auch die
andern uns vorliegenden Bilderbücher. Vor
allem „Sonnensch einchens er ste Reise“.
Die reizend erfundene Erzählung von Klara
Hepner ist ebenso gelungen als die fri-
schen Zeichnungen von Hans Schrödter.
Gut in Farbe und Zeichnung sind auch
die „Tierbilder“ von Eugen Osswald.
Auch die Reime dazu von Gustav Falke
sind gelungen. — Sehr glücklich in der
Wahl der künstlerischen Ausdrucksmittelfinde
ich auch die Zeichnungen von Lena Bauern-
feind zu dem Bilderbuch „Die Herzen
auf“, das Gedichte von Hoffmann von Fallers-
leben illustriert. Zum Schluss seien noch die
anmutigen Zeichnungen von Hans Schrödter
hervorgehoben, die den heiteren Geist Ludwig
von Volkmanns Kinderkunst atmen. Die
Verse von Robert Rei nick finden hier eine
treffliche kongeniale Illustrierung. Diesen
Proben entnehmen wir, dass der Verlag auch

bestrebt ist, literarisch Wertvolles zu bieten.
Wir können deshalb seine Publikation ohne
Einschränkung bestens empfehlen. — Noch em
kleines Bilderbuch ,,K leine Sippschaft“
sei hier empfehlend erwähnt, das in L ö w e s
Verlag Ferdinand Carl in Stuttgart
erschienen ist und zu den beliebten Kinder-
versen ganz hübsche Zeichnungen enthält.
Spiel. Die Spielwarenfabrik Müller &
P f e i y e r in Ludwigsburg gibt eine Auswahl
von Lehr- und Gesellschaftsspielen heraus,
die für unsere Leser von Interesse sind. Das
uns vorliegende Spiel „Der Triumph des
zwanzigsten Jahrhunderts“ nützt die Zeppelin-
begeisterung geschickt aus. Auch die künst-
lerische Wirkung der Zeichnung ist lobens-
wert. G. K o 1 b.
„Kinder- und Hausmärehen“, gesammelt
durch die Brüder Grimm. Jubiläumsausgabe,
erschienen im Turm-Verlag Leipzig. Preis
des vorliegenden Bandes Mk. 6.—. Schon
voriges Jahr hatten wir Gelegenheit, einen
Band dieses ausgezeichnet illustrierten Werkes
zu beurteilen. Wir halten das dort Gesagte
auch für diesen Band in seinem ganzen Um-
fang aufrecht. Otto Uebbelohde, der die
Märchen illustrierte, istgewiss einedermarkan-
testen.Persönlichkeiten im Reich der Schwarz-
Weisskunst. Seine Kunst wurzelt fest in der
Mutter Erde und speziell in demHeimatboden
des Künstlers. Seme Menschen sindin Gestalt
und Tracht meist hessische Bauernkinder und
die Vorbilder zu seinen Landschaften, Dörfern,
Städten, Burgen und Kirchen sind ganz gewiss
ebenfalls im Hessenlande zu suchen.
Wenn ein derartiger Vergleich heutzutage
nicht allzu banal wäre, würde ich Uebbelohde
einen echt deutschen Künstler nennen, denn
die Herbheit seiner Ausdrucksweise, die uns
diese besonders schmackhaft macht, paart
sich mit scharfer Charakterisierung und ausser-
ordentlicher Tiefe undFrische der Empfindung.
Obwohl wir an jedem Blatt die Handschrift
des Künstlers erkennen und sofort unter
1000 Blättern anderer Künstler den Uebbe-
lohde herausfinden würden, kann man doch
nicht sagen, dass er einer sich gleichbleiben-
den Manier huldigte oder gar manieriert wäre;
denn das ist es gerade, was uns diesen Künstler
so besonders wertvoll erscheinen lässt, dass
seine Darstellung aufs engste mit dem Stoff
und der künstlerischen Idee verknüpft ist;
eben darum weil bei jedem Werk die Form
aus dem Inhalt geboren ist. Ein derartiger
Künstler steht nicht stille, sondern entwickelt
sich immer weiter und seine Freunde dürfen
mit Recht jedes neue Werk mit grösseren
Erwartungen begrüssen. Unserem Künstler
stehen alle Stimmungsmöglichkeiten zur Ver-
fügung, aber das Schrecken- und Grausen-
erregende scheint ihm besonders zu liegen:
hier reisst er den Beschauer mit, dass er,
würde ers noch nicht gelernt haben, das
„Gruseln“ gewiss erlernen würde. Bilder
wie die auf Seite 249 besitzen eine Kraft
und Kühnheit der Charakterisierung, die wir
nur bei ganz grossen Künstlern wie Goya
oder Rembrandt wiederfinden.
Alles in allem: auch dieser zweite Band
hat mich davon überzeugt, dass die im Turm-
 
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