gines, et varie formare vultus , respicientes suspfcicn-
tesque, et despicientes. Articulis etiam membra distin-
xit, venas protulit, praeterque in veste et rugas et -sinus
invenit. Man hat bisher das Wort nardypocCpu allge-
mein für Profilzeichnung genommen,, jedoch hat schon
Bvttiger gezweifelt, ob es an dieser Stelle nicht etwas
anderes bedeuten könne, ohne jedoch eine bestimmte Er-
klärung abzugeben. Die Deutung ans Profilzcichnung hat
in des Plinius kleberfetznng, obliques imagines, selbst ihre
Stütze gefunden, indem man damit die Stelle C. 36. 14.
verglich, wo von Apclles gesagt wird: Pinxit et Anti-
goni regis imaginem altero lumine orbam , primus ex-
cogitata ratione vilia condendi: ob li quam namque
fecit, ut quod corpori deerat, picturae potius deesse vi-
dcretur, tantumque cam partem e facie ostendit, quam
totam poterat ostendere. Vergl. Quinct. Instilt II, I/, :
Apelles tarnen imaginem Antigoni latere tantum allero
ostendit, ut amissi oculi deformitas lateret. Hier ist
freplich offenbar Von einem Profilbildniß die Rede; dar-
aus folgt aber nicht, daß obliqua imago immer eine Pro-
silfigur bedeute, es könnte wohl überhaupt eine gewen-
dete, in gewendeter Stellung gezeichnete Fi-
gur anzeigcn. Ferner ist nicht erweislich, daß das latei-
nische obliques de» Sinn des griechischen Hu-ciypxCpoq
völlig erschöpfe. Das Wort Karocypcitpeiv scheint im All-
gemeinen zu bedeuten: etwas innerhalb seines
Umfangs auszeichnen oder ausmalen, wie
Athenaus IX, S. 387 vom Perlhuhn: sagt uocTocypixCpov
tos rspl to vutov, es sei) auf dem Rücken gezeichnet,
gesprenkelt. In demselben Sinne braucht das Wort
Catull XXV. 7. x*-txypo!.(pu. wären demnach Figuren, an
welchen nicht blos der Umriß, sondern auch das Innere
mit Linien gezeichnet ist. Fing man aber einmal an auf'
die Ausführung innerhalb des Umrisses vorzüglich bedacht
zu fern, so gelangte man leicht zu dem Fortschritte, die
Köpfe und Gestalten nicht mehr blos von der Seite, son-
dern von vorn gesehen zu zeichnen. Hierdurch wurde die
einförmige Prvfilirung aufgehoben und die Möglichkeit ge-
geben, die Figuren unter den mannichfaltigsten Stellun-
gen und Wendungen barznstellen. Das Wort ypx-
Oov mochte daher zulezt gerade das Gegentheil von Prosik-,
d. h. en fa5e, eine von vorne gesehene Figur, ein Voll-
gcsicht, bedeuten; wenigstens braucht in diesem Sinne
offenbar Plato {Symp. nj den Ausdruck H«r»ypet(pri
als einen terminus lecbnicus: TTe.p Ot EV tCUQ
■ XxTKypc'.(p7] enTETVTCU[i.evoi, hux.-nETtpKrp.EVOi Hutix
rdq pTva; ysyovore.c- „wie diejenige, die man auf den
GrabreliefS von vorne dargestellt sieht, an den Rasen ver-
stümmelt sind," denn die Verstümmelung der Rase ist
ganz gewöhnlich bep Neliefköpfen dagegen bep
Profilköpfen eher die Schläfe und Wangen durch Ver-
letzung leiden können. Der wichtige Fortschritt, den die
griechische Malerei) durch Cimvn von Cleona machte, wäre
demnach gewesen, daß ihr die Fertigkeit zu Theil wurde,
die Figuren auch von vorne gesehen darzn-
stellen. Welche Frepheit der Auffassung, welche Man-
nichfaltigkeit der Darstellung aus diesem Fortschritte her-
vorging, ja wie dadurch erst das eigentlich malerische
Prinzip in der Kunst eingcführt wurde, ist schon in dem
angedeutet, was Plinius von Cimon weiter sagt: er habe
die Gestalten sich umschauend und auf - und abwärts se-
hend, gezeichnet, die Glieder durch Gelenke unterschieden,
sogar die Adern angezeigt, und in den Gewändern Falten
und Böschungen ausgedrückt. In der That findet sich
auf keinem Vasengemälde altern Stpls eine Figur mit
nach vorne gewandtem Angesicht; erst auf denen von spa-
terem Styl, wie auf der Pomatowskpvase und allen,
welche an dieser zierlichen Art behandelt sind, nimmt man
auch Köpfe en face wahr. In den von Stackelberg ge-
zeichneten Gemälden eines griechisch- etrurischen Grabes
bep Cvrneto befindet sich nur eine einzige Figttr, deren
Gesicht und Stellung nach vorne gewendet ist, und diese
. gibt deutlich zu erkennen, sowohl, daß be» Entstehung dieser
Werke die Katagrapha noch etwas Seltenes waren, als
auch, daß dieselben noch in der Monochromenmalcrey an-
gebracht wurden, wie auch Plinius berichtet. Denn auf
solche Art, in mannichfaltiger Stellung und Gruppirung,
aber noch monochromatisch, d. h. ohne Schatten und Licht
haben wohl Pvlpgnot und Paranus ihre weitläufigen
Werke vollendet, da nach, Plinius und Plutarchs ausdrück-
lichem Jeugniß erst Apollvdor von Athen die Ab-
stufungen des Lichtes und Schattens in die Malerei) ein-
geführt, mithin die Rundung, so wie das Hervor - und
Znrücktrcten der Figuren bewirkt hatt
Der Vf. möge unö diese Abschweifung zu Dnte hal-
ten, zu der uns nur der Wunsch verleiten konnte, ihm
selbst unsre Ansicht zur Prüfung vorznlegen. Wir folgen
nun feinem Vortrage über etruskische Kunst, den er in
der vierten Vorlesung eröffnet. Nachdem er zuerst die
Wahrscheinlichkeit eines sehr innigen Zusammenhangs der
etrurischen Bildung mit der griechischen aus der Aehn-
lichkeit der Sprache und aus den Vorstellungen auf den
Denkmälern nachgewiefen hat, schildert er den allgemeinen
Charakter des etrurischen Volkes und seiner Kunst, und
vergleicht die leztere mit der griechischen und egvptischen.
Wenn er mit Recht das Kräftige, Starke, ja Uebcrtrie-
bene als Hauptcharakter der etrurischen Kunst anerkennt,
so möchten wir noch ein allgemeines Merkmal hinzufügcn,
welches die etrurischen Arbeiten, ständen sie auch im kle-
brigen auf ganz gleicher Stufe des Verdienstes, überall
haarscharf von den griechischen unterscheidet, wir meynen
die Geschmacklosigkeit. Daß der etrurische Künstler
tesque, et despicientes. Articulis etiam membra distin-
xit, venas protulit, praeterque in veste et rugas et -sinus
invenit. Man hat bisher das Wort nardypocCpu allge-
mein für Profilzeichnung genommen,, jedoch hat schon
Bvttiger gezweifelt, ob es an dieser Stelle nicht etwas
anderes bedeuten könne, ohne jedoch eine bestimmte Er-
klärung abzugeben. Die Deutung ans Profilzcichnung hat
in des Plinius kleberfetznng, obliques imagines, selbst ihre
Stütze gefunden, indem man damit die Stelle C. 36. 14.
verglich, wo von Apclles gesagt wird: Pinxit et Anti-
goni regis imaginem altero lumine orbam , primus ex-
cogitata ratione vilia condendi: ob li quam namque
fecit, ut quod corpori deerat, picturae potius deesse vi-
dcretur, tantumque cam partem e facie ostendit, quam
totam poterat ostendere. Vergl. Quinct. Instilt II, I/, :
Apelles tarnen imaginem Antigoni latere tantum allero
ostendit, ut amissi oculi deformitas lateret. Hier ist
freplich offenbar Von einem Profilbildniß die Rede; dar-
aus folgt aber nicht, daß obliqua imago immer eine Pro-
silfigur bedeute, es könnte wohl überhaupt eine gewen-
dete, in gewendeter Stellung gezeichnete Fi-
gur anzeigcn. Ferner ist nicht erweislich, daß das latei-
nische obliques de» Sinn des griechischen Hu-ciypxCpoq
völlig erschöpfe. Das Wort Karocypcitpeiv scheint im All-
gemeinen zu bedeuten: etwas innerhalb seines
Umfangs auszeichnen oder ausmalen, wie
Athenaus IX, S. 387 vom Perlhuhn: sagt uocTocypixCpov
tos rspl to vutov, es sei) auf dem Rücken gezeichnet,
gesprenkelt. In demselben Sinne braucht das Wort
Catull XXV. 7. x*-txypo!.(pu. wären demnach Figuren, an
welchen nicht blos der Umriß, sondern auch das Innere
mit Linien gezeichnet ist. Fing man aber einmal an auf'
die Ausführung innerhalb des Umrisses vorzüglich bedacht
zu fern, so gelangte man leicht zu dem Fortschritte, die
Köpfe und Gestalten nicht mehr blos von der Seite, son-
dern von vorn gesehen zu zeichnen. Hierdurch wurde die
einförmige Prvfilirung aufgehoben und die Möglichkeit ge-
geben, die Figuren unter den mannichfaltigsten Stellun-
gen und Wendungen barznstellen. Das Wort ypx-
Oov mochte daher zulezt gerade das Gegentheil von Prosik-,
d. h. en fa5e, eine von vorne gesehene Figur, ein Voll-
gcsicht, bedeuten; wenigstens braucht in diesem Sinne
offenbar Plato {Symp. nj den Ausdruck H«r»ypet(pri
als einen terminus lecbnicus: TTe.p Ot EV tCUQ
■ XxTKypc'.(p7] enTETVTCU[i.evoi, hux.-nETtpKrp.EVOi Hutix
rdq pTva; ysyovore.c- „wie diejenige, die man auf den
GrabreliefS von vorne dargestellt sieht, an den Rasen ver-
stümmelt sind," denn die Verstümmelung der Rase ist
ganz gewöhnlich bep Neliefköpfen dagegen bep
Profilköpfen eher die Schläfe und Wangen durch Ver-
letzung leiden können. Der wichtige Fortschritt, den die
griechische Malerei) durch Cimvn von Cleona machte, wäre
demnach gewesen, daß ihr die Fertigkeit zu Theil wurde,
die Figuren auch von vorne gesehen darzn-
stellen. Welche Frepheit der Auffassung, welche Man-
nichfaltigkeit der Darstellung aus diesem Fortschritte her-
vorging, ja wie dadurch erst das eigentlich malerische
Prinzip in der Kunst eingcführt wurde, ist schon in dem
angedeutet, was Plinius von Cimon weiter sagt: er habe
die Gestalten sich umschauend und auf - und abwärts se-
hend, gezeichnet, die Glieder durch Gelenke unterschieden,
sogar die Adern angezeigt, und in den Gewändern Falten
und Böschungen ausgedrückt. In der That findet sich
auf keinem Vasengemälde altern Stpls eine Figur mit
nach vorne gewandtem Angesicht; erst auf denen von spa-
terem Styl, wie auf der Pomatowskpvase und allen,
welche an dieser zierlichen Art behandelt sind, nimmt man
auch Köpfe en face wahr. In den von Stackelberg ge-
zeichneten Gemälden eines griechisch- etrurischen Grabes
bep Cvrneto befindet sich nur eine einzige Figttr, deren
Gesicht und Stellung nach vorne gewendet ist, und diese
. gibt deutlich zu erkennen, sowohl, daß be» Entstehung dieser
Werke die Katagrapha noch etwas Seltenes waren, als
auch, daß dieselben noch in der Monochromenmalcrey an-
gebracht wurden, wie auch Plinius berichtet. Denn auf
solche Art, in mannichfaltiger Stellung und Gruppirung,
aber noch monochromatisch, d. h. ohne Schatten und Licht
haben wohl Pvlpgnot und Paranus ihre weitläufigen
Werke vollendet, da nach, Plinius und Plutarchs ausdrück-
lichem Jeugniß erst Apollvdor von Athen die Ab-
stufungen des Lichtes und Schattens in die Malerei) ein-
geführt, mithin die Rundung, so wie das Hervor - und
Znrücktrcten der Figuren bewirkt hatt
Der Vf. möge unö diese Abschweifung zu Dnte hal-
ten, zu der uns nur der Wunsch verleiten konnte, ihm
selbst unsre Ansicht zur Prüfung vorznlegen. Wir folgen
nun feinem Vortrage über etruskische Kunst, den er in
der vierten Vorlesung eröffnet. Nachdem er zuerst die
Wahrscheinlichkeit eines sehr innigen Zusammenhangs der
etrurischen Bildung mit der griechischen aus der Aehn-
lichkeit der Sprache und aus den Vorstellungen auf den
Denkmälern nachgewiefen hat, schildert er den allgemeinen
Charakter des etrurischen Volkes und seiner Kunst, und
vergleicht die leztere mit der griechischen und egvptischen.
Wenn er mit Recht das Kräftige, Starke, ja Uebcrtrie-
bene als Hauptcharakter der etrurischen Kunst anerkennt,
so möchten wir noch ein allgemeines Merkmal hinzufügcn,
welches die etrurischen Arbeiten, ständen sie auch im kle-
brigen auf ganz gleicher Stufe des Verdienstes, überall
haarscharf von den griechischen unterscheidet, wir meynen
die Geschmacklosigkeit. Daß der etrurische Künstler