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dirt ist, da hingegen das größere in Hrn. v. N. Samm-
lung in der Art dcr Vollendung dem von Nro. i. fast
ganz gleichet.

Frenzel.

Die Bulla am Halse des 9?cro, ein numisma-
tisches Anomalem.

Ein Tadel, welchen Eckhel in seiner Doctrina
num. vet. über Vaillant ausgesprochen, daß er die
Vorseiten der Kaisermünzen vernachläßigt, entspricht je-
ner Erfahrung im Allgemeinen , daß uns ein wiederhol-
ter. prüfender Blick auf Münzen immer, noch zu neuen
Wahrnehmungen führen kann; sepen sie, von welcher Art
sie wollen, nichts ist klein, was uns neues Licht in das
ehrwürdige Dunkel der Vorwclt trägt.

Zwei Münzen des Nero ->), deren Rückseite, in aus-
serwesentlicher Beziehung auf das Individuum, zu den
stereotypen Münzformen gehört :

1) Schreitende Siegesgöttin, in der Rechten einen
Schild mit 8. ?. tz. R. Erz 2.

2) Securitas. Augusti- S. C. Sitzende Franenflgur,
in dem aufgehobenen rechten Arme das Haupt wiegend,
Erz 1.

zeichnen dadurch sich ans, daß auf der Hauptseite vom
Halse des Imperators, eine Bulla in vollkommen sphäri-
scher Form herabbängt b). Ein Eremplar der xrsten in
hiesigem herzoglichen Kabinet, und ein zweites, welches
Referent besizt, lassen dem Auge keinen Zweifel; auf ei-
nem dritten, ebenfalls in Ref. Besitze, verliert sie sich
wegen der Tiefe ihres Platzes unter dem Münzrande.
Mit gleicher Deutlichkeit tritt auf der zweiten die frag-
liche Bulla hervor. Aehnlicbes ist -Ref. nie auf Münzen
anderer Imperatoren zu Gesicht gekommen; auch ist ihm
.bekannt, daß diese Anomalie von einem Münzkundigen,
selbst den so hcllblickenden Eckel nicht ausgenommen c),
bemerkt worden. Woher nun diese Bulla? Warum ein-
zig, und so selten auf den Münzen deö Nero?.

Ref. will die Frage, so gut er vermag, zu lösen suchen.
Die von den Etruskern entlehnte Bulla (Bulla aurea),
eine hohle goldene Kugel, ward, wie bekannt, von dem
Triumphator zu eben dem Zwecke am Halse getragen, zu
welchem man seit den Zeiten des ersten Tarquins die
Kinder ans guten Häusern damit schmückte. Man ver-
schloß nämlich in dieselbe einen Talisman gegen die bösen
Besprechungen des Neides und der Zauberei, welcher,
sonderbar genug! für Kinder- in obscönen Gegenständen
bestand, die man als Gegengifte betrachtete. Ne quid

obsit bonae scaevae causa — V 1 r r 0 L. L. VI. 5.
Macrob. satu.rn. I. 6. Plin. hist, n a t. XXXII, i*

verglichen mit xxvill. 4. Wie wenn unser Impe-
rator in dieser Lässt! Miniaturbildchen bei sich
trug, welches er einst von einem Unbekannten erhielt,
ein erprobtes Mittel gegen jede Verschwörung wähnte,
und täglich mit dreien Opfern verehrte. Sueton, in
Neron. 5G? <]). Hierdurch würde unsere Münze zu be-
sondcrm historischen Interesse gesteigert werden. Noch
bliebe die zweite Frage ja lösen: Hatte Nero vielleicht
gerade zu der Zeit, als man sie prägte, jenes Idol erhal-
ten? und wollte der Senat «) hierdurch seinem Wahne
schmeicheln, daß daü fragliche Idol ihm untrüglichen Blick
in die Zukunft gewähre? Möglich, daß die Idee nicht
den Beifall des Herrschers fand, und so ließ man sie
in der Folge auf immer fallen. Weiter getraut sich Ref.
nicht zu gehen, aber die Zetten sind ja auch bei uns vor-
über, wo man so lange an den philosophischen und ar-
chäologischen Nüssen knackte, bis es dem Beißer die Zähne
gekostet hatte.

a) Ob es deren mehrere gibt, unterwirft Ref. dem
Ausspruch kundigerer Numismatiker. Sein Freund, der
würdige Doktor Stieglitz in Leipzig, will sich erinnern,
den fraglichen Typus irgendwo noch auf einer Kaiser-
münze gefunden zu haben, allein er konnte Oief. nichts
bestimmt Befriedigendes hierüber mittheilen.

b) ' Die Form ist sonach entschieden. Einige haben
die eines Herzens angenommen aus einer mißverstandener
Stelle beim v« r r o a m nachher a n g. O.

c) Sie würde in dem Kapitel: De cultu ca-
pitis A.ugustorum ctr. Vol, VIII. Obs. gen.
eine Stelle gefunden haben.

ä) Man erlaube der Erzählung ihrer Charakteristik
wegen hier einen Platz.

„Religionum usquequaquc contemptor praeter unius
Deae Syriae. Iianc mox ita sprevit , ut urina conta-
minaret, alia superstitione caplus, in qua sola pertina-
cissime haesit. Siquidem icunculam pucüarem , cum
quasi remedium insidiarum a plebeio quodara et ignoto
muneri accepisset, detccta confcstim coniuratione pro
suromo numine trinisque in die sacrificiis colere per«
severavit, solebatque credi monitione eius futura praa-
noscere.“

C) Eherne Münzen zu prägen war, wie bekannt,
dem Senate von den Kaisern Vorbehalten, daher das 8. C.
(senatus consultum) mit Geprägen dieses Metalles.
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