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104 —

landschaftliche Darstellungen nur auf den gemüthvollen
Menschen bleibende Eindrücke Hervorbringen. Bei Be-
trachtung derselben entsteht in ihm das wehmüthige Ge-
fühl der Trennung von der Natur durch das Leben, ein
Wunsch der Rückkehr, oder er versinkt in ihre geheimniß
vollen Tiefen. Jene Sehnsucht wird aber in uns durch
stille, einfache Scenereien, wie wir sie bei Ruisdael, Swa-
neveldt rc. finden, weit stärker angeregt, als durch den
Anblick reicher Gegenden, in welchen neben der Natur,
zugleich die thatize, ordnende Hand des Menschen her-
vorscheint.

Das vorliegende Blatt enthält eine Lieblingsidee
Ruisdaels. Aus einem Walde stürzt ein Bergstrom
herab, der den ganzen Vordergrund einnimmt. Im Hin-
tergründe erheben sich gewaltige Felsen mir einer Rikter-
burg. Der Kupferstich ist von herrlicher Vollendung und
Ruisdael's Art und Weise vortrefflich darin ausgedrückt.
Wenige Stecher haben das Wasser mit solcher Wahrheit
zu behandeln gewußt; es wogt, rinnt, rauscht, schäumt
und die dunkeln Granitblöcke und Baumstämme, zwischen
denen es sich Bahn macht, kontrastiren schön mit dem
Spiele der Lichter und den zart hingehauchten Halbschat-
ten auf den mannichfach zerbrochenen Wellen. Die Ab-
stufung .der Töne ist mit großer Einsicht beobachtet und
das Bild gewinnt dadurch eine Haltung, welche man an
gesperrten Landschaften, welche keinen Blick in die Ferne
gewähren und in allen Theilen dem Auge nahe gerückt
sind, gar häufig vermißt. Ueberhaupt möchten wir dieses
Blatt für des Künstlers Meisterwerk erklären und jeder
Kunstfreund wird ihm Muße und Gesundheit wünschen,
um das angekündigte Seitenstück eben so würdig vollenden
zu können. —

— b c r.

Kupferstich- und Holzschnittkunde.
Zusätze zu Joseph Hellers Leben und Werke Albrccht
Dürers.

Holzschnitte.

(Fortsetzung.)

H. No. 159. Das Rhinoccrvs.

Von diesem schönen Holzschnitte liegen mir mehrere
Abdrücke vor, unter welchen der älteste von der Beschreib
bnng des ersten Abdrucks, die Heller gibt, abweicht, und
ihm den Rang des ersten Abdrucks streitig machen
dürfte. Die Ueberschrift besteht aus fünf Zeilen, wovon
jedoch die lezte nicht ganz vollständig ist. Sie fängt an:
Nach Christie gebürt rc.

und endigt:

Das der Rhinocerus Schnell fraptig und
auch Lustig sep.

, • /

. Im Allgemeinen ist die Unterschrift mit der von Hel-
ler angeführten übereinstimmend, denn sie weicht nur in
der Schreibart einzelner Worte und in der Absetzung der
Zeilen davon ab.

Welcher Abdruck der ältere ist," kann ich nicht bestim-
men, indem mir ein von Heller beschriebener erster Abd.
nicht vorliegt.

Sehr irrig hält man die Helldunkel-Abdrücke, welche
von diesem Blatte eristiren, für sehr alt, denn H. Hon-
dius oder ein noch späterer Besitzer der Platte fügte erst
die Tonplatte hinzu.

Dies erhellet aus Folgendem: Man bemerkt in den
ältesten Abdrücken links an den Hinterfüßen des Rhino-
ceros einen Sprung in der Platte, welcher, vom ersten
Abdrucke anfangend, sich immer weiter nach rechts zieht.
In dem Abdruck mit holländischer Schrift reicht er schon
bis in die Vorderfüße und in den Helldunkel-Abdrücken
geht er sogar durch die Schnautze des Thiers, folglich
durch das ganze Blatt. Ueberhaupt sind in den leztern
Abdrücken die Schrafsirungen schon etwas stumpf, und an
den Stellen, wo viele feine nahe bei einander liegen, floß
die Schwärze zusammen.

So z. B. der untere Theil der Schnantze, welcher
in allen andern Abdrücken zwar stark schattirt, aber nicht
unklar ist, zeigt sich wie ein schwarzer Flecken, durch den
nur wenige Lichtpunkte hervortreten.

Verkleinerte, gegenseitige Copie in Kupferstich, ohne
Ueberschrift. Der Name Rhinocerus, Dürers Zeichen und
die Jahrzahl sind oben links. Am Kopfe des Thiers steht
ein ü, welches wahrscheinlich auf irgend eine Beschreibung
Bezug hat, zu der der Stich gehört.

Länge 8 Zoll 8 Linien, Höhe 5 Zoll 6 Linien.

H. No. 140. Der Triumphwagen des Kaisers
'Marimilkan I.

Die erste Ausgabe erschien im Jahr 1522, ohne An-
gabe des Privilegiums.

Die zweite Ausgabe erschien in demselben Jahr 1522,
welches auf einigen Abdrücken mit Buchstaben, auf an-
dern mit Ziffern angegeben ist. Unter der Schlußschrift
auf dem lezten Blatte befindet sich das kaiserliche Privile-
gium beigedruckt:

Cum Gratia et Priuilegio Eesaree Maje-
stät is.

Die von Bartsch und Heller beschriebene erste Aus- -
gäbe hatte dies Privilegium noch nicht, denn beide er-
wähnen desselben nicht bei Anführung der Schlußschrist.
Es ist daher diese Ausgabe mit Privilegium als die zweite
anzusehen. Sie hat, wie die erste, deutsche Erklärungs-
schrift. ! : •, :

(Die Fortsetzung folgt.) -
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