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Arbeit zu schließen, blos vom Nucken zu sehen war. Die
Arr, wie diese Bildsäule mit dem Pferde verbunden war,
wag etwa die geweseu sevn, wie der Jüngling an des
Pferdes linker Seite steht und mit der Rechten den Zügel
faßt, im Begriff, sich auf dasselbe zu schwingen, in wel-
chem Augenblick ihn das verderbliche Geschoß erreicht.
Sein Blick ist gegen die zürnende Gottheit empvrgerich-
tet. Die Vorderseite dieser Bildsäule, welche dem Pferde
zugekehrt war, ist daher weniger anSgcführt, weil er durch
das Pferd, mit dem er eine Gruppe ausmachte, größten-
theils verdeckt ward. Seine ganze übrige Stellung scheint
gleichfalls diese Vermuthnng zu bestätigen. — Mit jenem
Pferde auf der andern Seite, d. i. zur Linken der Mut-
ier, vereinige ich den andern Sohn (No. VI.), so zwar,
daß er mit dem ausgestreckten linken Arm das Pferd halt,
dem er den Rücken zukehrt, auf welche Weise er eine
ähnliche Gruppe bilden wird, wie sein Bruder (No. Ix.)
zur Rechten. Nur mit dem Unterschied, daß jener von
der Rückseite, dieser aber von vorn zu sehen ist. Sein
nach vorn ausgestrecktcr linker Arm, her mit dem Man-
tel umwunden, ist größtentheils neu und darf daher nie-
mand irre machen. — Dies wären nun diejenigen Bild-
säulen, welche meiner Meinung nach die hinterste Reihe
der in Form eines Halbkreises aufgestellten Gruppe zu
bilden hätten. Doch muß ich hier bemerken, daß man
sich hierbei keinen regulären Halbkreis denken darf; auch
keine Bildsäulen, die in einer Reihe uebenander stehen,
sondern etwas mehr oder weniger gewendet, vor- oder
zurückgerückt, so wie es der gute Geschmack, die Bewegung
und der Ausdruck einer jeden Bildsäule insbesondere er-
fodert. Dieses Mehr oder Weniger läßt sich aber, ohne
den Versuch mit den Bildsäulen selbst zu machen, vor der
Hand nicht so genau bestimmen; auch soll das hier Ge-
sagte blos dazu dienen, eine ungefähre Idee von der ur-
sprünglichen Aufstellung dieser Bildsäulen im Allgemeinen
zu geben.

In dem Mittelraum dieses Halbkreises nun, den die
bereits angegebenen Bildsäulen nach der hier vorgeschrie-
bencn Ordnung bilden, hätten sodann diejenigen, welche
von allen Seiten gleichmäßig ausgearbeitet sind, ihren
Platz zu nehmen, nämlich: der anügestreckt liegende Sohn
(No. VII.), welchem ich in geringer Entfernung vor der
ältesten Tochter (No. II.) seine Stelle angewiesen. — Die-
sem gegenüber, etwa vor der Tochter (No. III.) sehe ich
den kniend Sterbenden. (No. VIII.) — 2» der Mitte des
Halbkreises aber, ganz nach vorn, könnten die beiden
Ringer, wenn man anders dieselben wieder unter die
Niobiden aufzunehmen gedächte, am-zweckmäßigsten aufge-
stellt werden, so daß solche mit dem Apollo und der
Diana, welche zu beiden Seiten die Gruppe schließen, in
eine fast gleiche Linie zu stehen kämen. Doch können auch

diese füglich weggelaffen werden, ohne daß dadurch das
Ganze im geringsten gestört würde, so wie ich überhaupt
bei Zusammenstellung dieser Bildsäulen keine sonderliche
Rücksicht auf diese und andere oben angeführte Bildwerke
genommen habe, bei denen nicht absolut erwiesen werden
kann, daß sie bestimmt zu dieser Gruppe gehörten. Blos
mit den Pferden machte ich eine Ausnahme, um den bei-
den Söhnen (No. VI. und No. IX.), deren Stellungen
sonst nicht wohl zu erklären, einige Bedeutung und der
ganzen Gruppe dadurch etwas mehr Mannigfaltigkeit und
Gehalt zu geben. — Zwar wäre noch Raum genug für
jene obenerwähnten Iär) und wahrscheinlich zu unsrer
Gruppe gehörigen Bildsäulen zu finden gewesen, allein ich
unterließ den Versuch, um nicht die Zahl der Söhne all-
zusehr zu vermehren, wodurch, wenn man anders auch
eine gleiche Zahl der Töchter annehmen will, der fehlen-
den weiblichen Bildsäulen zu viel würden, während durch
deren Ergänzung die Gruppe eine allzu willkührliche Aus-
dehnung erhielte. Ich beschränkte mich daher blos auf den
nothwendigen Zusatz einer Tochter, um ihre Zahl der der
Söhne gleich zu halten; dann einer Amme zum Gegensatz
des Pädagogen und zweier Pferde zur besseren Gruppi-
rung der beiden Söhne. Unterdessen wird, so wahrschein-
lich sich auch diese Art von Aufstellung erweisen läßt, jede
Anordnung oder Zusammenstellung, die man mit diesen
Bildsäulen insbesondere treffen mag, wohl auch fer-
nerhin noch eine Hypothese bleiben, bis wir nicht etwa
durch künftige Entdeckungen sicherere Beweise über die
wahre Zahl dieser Bildsäulen und somit auch nähere Auf-
klärung über die eigentliche Zusammenstellung der Grup-
pen erhalten werden.

(Die Fortsetzung folgt.)

"-) Hieher gehören vorzüglich jene zwei Bildsäulen i»
kniender Stellung, wovon der eine in der Sammlung zu
Florenz ist als Narciffns bekannt. Siebe oben I. Ab-
schnitt. IV. Cap. No. III. — Die andere im Besitze Sr.
Königlichen Hoheit des Kronprinzen von Bayern, von
welcher ebenfalls oben I. Abschnitt IV. Cap. No. V. ist
gehandelt worden.

Nekrolog.

Hr. Contan, ein ausgezeichneter Künstler und Be-
sitzer einer schönen Sammlung von Gemälden der neuern
Schule, ist im Februar zu Paris gestorben.

Berichtigung.

Im Kunstblatt No. 58. muß die Ueberschrist des lczten
Artikels, welcher eine Nachricht von Kellers Verzeichniß der
in Rom wohnenden Künstler enthält, statt London „Rom"
heißen.
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