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Zeit, zwischen alter Krieg - und Schlachtenführung und
neuer; aber in der Kunst gilt es überall, die Entscheidung
vor's Auge zu stellen, (sep's durch einen Einzelnen oder
durch die Masse) in einem Moment das Ganze — mit
Anfang und Fortgang — zu geben, und die That her-
vvrzuheben. Was har nun die Schlacht von Leipzig, von
Belle-Alliance, die Einnahme des Paffes Strub, der Un-
tergang von Missvlunghi u. A. mit einer Dorfschenke, ei-
nem -Hühnermarkt, einer pissenden Kuh gemein, das entschei-
dender wäre, als die Begriffsverwandtschaft mit der Schlacht
des Darius, oder der am trasimenischen See n. A.?

Hier handelt cs sich sogleich um Werth und Bedeu-
tung der Kunst selbst. Unter den Künstlern ist man leicht
einverstanden, daß eine Aufgabe, bei welcher man nicht
an Kleider, Kostüme, bei welcher man überhaupt nicht
gebunden ist, die erfreulichere sep, und man wird sich
desto mehr für eine Zeit interessiren, je weiter sie zurück-
liegt *). Allein dieß trennt keine Kunstgattungen. Der
Kunst freilich, als Priesterin der Schönheit, ist
Anwendung und Weiterbildung gewisser als schön
anerkannter Formen und Verhältnisse, Aufgabe, und die
Ausbildung eines feineren Geschmacks, eines richtigen,
ästhetischen Urtheils, Zweck und Verdienst. Geschmack
bleibt hier das Losungswort, und ihm vorzüglich verdanken
die größten Genien ihren weit verbreiteten Künstlerruhm
und die Welt die feinste sinnliche Speise **).

Hier bewegt sich die Kunst im Gebiete der Schön-
heit vom Gefälligen, Reizenden bis zum Starken und
Grandiosen, und ihre Heimath ist das Alretthum mit
seiner großartigen Einfachheit in jedweder Erscheinung des
Lebens, unverfälscht der Zögling der Natur, mit natur-
gemäßem Bedürsniß und naturgemäßer Befriedigung ***).
Wie schwindet in dieser Beziehung die Menschheit von

«)Ei» anerkannt großer-, moderner Schlachtenmaler in M. sprach
sich in eben diesem Sinne über das Uniforincnwesen aus,
ohne daß ihm durch das Geschmacklose desselben die Aufgabe
verleidet worben wäre. Geist wird überall das Ueber-
gcwicht zu behalten wissen.

**) Keinem, der sich öfters unter der gebildeten Menge
in Kunstsälen befunden, kann es entgangen seyn, wie
wenig im Allgemeinen der Sinn für richtige Auf-
fassung im Kunstwerk erschlossen ist, und wie da-
gegen die Schönheit der Gestalten, Anmnth oder Kraft
der Bewegung, geschmackvolle Anordnung der Gewänder,
endlich auch wohl Reinheit und Großartigkeit der Formen
am meisten Aufmerksamkeit und Bewunderung erregen.

»»") Der Vielfinn des Wortes Natur ist so bekannt, daß
ich cs hier brauche, in der Gewißheit, man werde es
nicht für identisch nehmen mir obiger „Natürlichkeit."

Jahrhundert zu Jahrhundert, wie hat sie sich zur partia-
len und totalen Geschmacklosigkeit der Gegenwart ver-
flacht! —

(Der Beschluß folgt.)

Versteigerung von K u n st g c g e n st ä n d c n
aus dem Nachlaß der verstorbenen Kupferstecher
I. G. v. Müller und Friederich Müller in
Stuttgart ■*).

Diese Versteigerung, welche auf den 20. September
d. I. augcsetzt ist, verdient mehr Beachtung als der sehr
mäßige Katalog auf den ersten Anblick möchte erwarten
lassen. — Es kommen hier Kupferstiche, meist von
neueren Meistern, zum Verkauf, die zwar nicht selten
sind, wohl aber selten in so vollkommenen Abdrücken sich
vvrfinden möchten, da beide vortreffliche Künstler ohne
Zweifel die meisten durch Geschenk oder Tausch von ihren
zahlreichen Schülern und Kunstgenvffen erhalten haben;—
ferner die für Künstler und Kenner höchst interessante
Folge von Abdrücken ihrer eigenen Platten, vom ersten
Probedruck bis zum ganz vollendeten Abdruck, und meh-
rere der lezteren von einer Schönheit, wie sie bei der nach-
herigen starken Benutzung oder später erfolgten Ueberar-
beitung der Platten jetzt, nur zu sehr hohen Preisen, zu
finden ist. So namentlich von I. G. v. Müllers Ma-
donna della Sedia, Schlacht bei Bunkershill, Ludwig XVI.
und Madonna nach L. Spada; dann von Friedr. Müllers
Madonna die S. Sisto, Johannes, Adam und Eva u. s. w.
Aeußerst anziehend sind auch die Handzeichnungen beider
Künstler, meist Studien zu ihren Platten. Die geistreiche
und zugleich durchaus vollendete, fleißige Ausführung, wel-
che beiden Meistern eigen war, weist diesenBlättern, auch
abgesehen von dem Werth, den sie als Dokumente der
Bildnngsgeschichte ihrer Verfertiger haben, einen ausge-
zeichueten Rang an. Die 50 Portraits ausgezeichneter
Männer neuerer Zeit, waren die lezte Beschäftigung
des arbeitsamen Mannes, dem auch im höchsten Alter noch
die tägliche Uebung seiner Kunst Bedürsniß geblieben ist.
Endlich sind für den Kunsthaudel die gestochenen Platten
zu berücksichtigen, welche mehrere der ausgezeichnetsten
und noch jezt gesuchten Werke beider Meister enthalten.

*) Vergleiche die vorläufige Notiz in Nro» 6g.
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