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„Composition / richtige Zeichnung und schönes Colvrit
„aus." Ist hiemit etwas von Cornelius Eigenthümlich'-
keit bejeichnet. Und warum sind gar keine Werke von
ihm genannt? Ein anderes Beispiel: „Wjach, Carl,
„Historien- und Porträtmaler zu Berlin, hat eine rich-
„tige Zeichnung, hübsche Composition und schönes Colo-
„rit." Oder: „David, Jakob Ludwig, einer der be-
lasten französischen Historienmaler neuerer Zeit, Gründer
„der jetzigen Schule. Er stellte gern Scenen aus der rö-
mischen und vaterländischen Geschichte dar, faßte die
„Natur genau auf; in seinen Werken herrscht Leben und
„Bewegung; seine Zeiclmung ist richtig; doch wirft man
„ihm Mangel im Colorit und im Ausdrucke vor. Geb.
,»zu Paris 1748, ff zu Brüssel 1825." — Solche Artikel
könnte man aufs Gerathewohl oder vom Hörensagen schrei-
ben; der Vf. hätte doch wenigstens sagen sollen, welches
denn der Charakter von Davids Werken und der von ihm
gegründeten Schule sey? Gerade die Hauptsache, die
Nachahmung der antiken Plastik, die er in die Malerei
eingeführt, ist übergangen.

Auch das Unbefriedigende hat diese neuere Ausgabe
mit der älteren gemein, daß nirgends die Werke der
Maler genannt sind. Freilich läßt sich dies nicht bei sol-
chen verlangen, welche nur Staffeleigemälde und Bilder
untergeordneten Inhalts geliefert haben, wohl aber bei
Meistern, deren Werke von großer Ausdehnung und Ce-
lebrität sind, wie Rafael, Mich. Angclo rc. Hierin hätte
Ticozzi's kurzes Lerikon zum Muster dienen können,
welches dieser Forderung fast durchgängig auf eine sehr
verständige Weise entspricht. Wäre auch der Band da-
durch noch einmal so stark geworden, die Verlagshandlung
und das Publikum hätte sich dabei wohl befunden.

Auf neuere Forschungen ist ebenfalls nicht überall
Rücksicht genommen; so ist bei Martin Schön ohne
weiteres angegeben: Geb. zu Kolmar um 1420, f 1484,
während das Geburtsjahr zweifelhaft, und durch die In-
schrift des von Bartsch bekannt gemachten,.jetzt in Schleiß-
heim befindlichen Bildnisses das I. 1499 als Schongauers
Sterbejahr anerkannt ist.

Fragt man endlich, welche Vollständigkeit das Werk
in der neuen Ausgabe erhalten habe, so läßt sich darauf
auch nichts Tröstliches antworten. Zwar sind manche neuere
Künstler hinzugefugt, aber bei weitem nicht alle wichtigen
undausgezeichneten. So fehlt Johann Jakob Dor-
ne r, (während von dessen Vater Jakob fälschlich ange-
geben ist: er lebe noch als Direktor der Akademie in
München), ferner: Pe t er und Hein r ich Heß, Ro-
bert von Lang er, L e» b o l d . die beiden O liv i e r,
Schick, Seele, Wä chter, I. M. Wagner u. A.
Selbst unter den älteren vermißt man noch viele Bedeu-
tende. Sehen wir aufs Gerathewohl unter G. nach, so

! fehlen hier allein an Italienern, um nur die vorzüglichsten
zu nennen: Gaddi, Gambara, Rafaellino de!
Garbo, Deila Ga tta, B er nar do G atti, G e ng a,
Ghezzi, Ridolfo Ghielandajo, Gimignani,
Odeeigi da Gubbio, Fermv Gnisoni u. A.,
die eben so gut wie Grevennbrock, Griffier, Grimäldi,
Grimmer rc. hätten genannt werden müssen.

Die Monogramme, die in der ersten Ausgabe als
Anhang gegeben waren, hat Hr. H. zur größer» Bequem-
lichkeit des Lesers in den Tert ausgenommen. Der Druck
ist nicht fehlerfrei. So steht: Laverenc e, statt La-
wrence; Gaisborough, statt Gainsborough;
Rhonberg, statt Rhomberg; Peruzino, statt Pe-
rus ins. — Dergleichen findet sich öfter, sollte aber in
einem Buche nicht Vorkommen, welches nicht in Eile>
wie eine Zeitschrift, gedruckt zu werden braucht.

S.

Neue Kunstsachen.

Baaden, 24. Äug. 1830.

Unter den Tausenden von Fremden, welche diesen rei-
zenden Kurort jährlich besuchen, zählt man gewöhnlich auch
eine Menge von Künstlern und Dilettanten. Zwei fran-
zösische Maler, Laurent und Pingret, erregten in
diesem Sommer große Aufmerksamkeit. Der erste ist
Landschafter; er saßt die Natur mit sinniger Treue auf;
seine Produkten sind zwar nur leicht ausgeführt, aber mit
Geist und Geschmack. Auch haben seine, Formen mehr
Bestimmtheit und Charakter, als man in den landschaft-
lichen Arbeiten seiner Landsleute gewöhnlich zu finden
pflegt. Er hat sich ausserdem als Schriftsteller ausgezeich-
net, und sein Cours de la peinturc, von welchem zwei
Hefte erschienen sind, welche die Linear- und Luftperspek-
tive enthalten, ist ein vortreffliches Werk und verdiente
auch in Deutschland bekannt zu werden.

Pingret ist Porträtmaler. Seine Köpfe haben meist
nur die Dimension eines Miniaturbildes, aber es ist Leben
und Ausdruck darin und die Aehnlichkeit gelingt ihm oft
bis zur Täuschung. Er liebt es, ganze Figuren zu ma-
len, die er bisweilen, besonders bei Kinderporträten, gar
anmnthig zu gruppiren weiß. Pingret ist ein wackrer
Zeichner und wohl in der Perspektive erfahren, wie an
seinen meist landschaftlichen Beiwerken sich zeigt. Nur
scheinen uns seine Bilder, in einzelnen Theilen, zu sehr
tockirt, was, bei dem geringen Umfange desselben, keine
gute Wirkung macht; ausserdem hat sein Colorit Kraft
und Harmonie und ist frisch und blühend. Beide Künstler
fanden in Baaden volle Beschäftigung, da sie ihre Preise
sehr billig stellten.
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