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Er, der von früher Jugend an für des gemeinsamen Va-
terlandes Wohl und Ehre glühte, den als Herrscher, Krie-
ger und Dichter Lorbeern und Eichenkränze schmücken,
Er ist es werty, die Bilder, gleichsam die Geister der
größten teutschen Fürsten, Feldherrn, Weisen, Künstler
und Gelehrten in einer prächtigen Walhalla, wie in ei-
nem Wohnsitze der Seligen, zu vereinen.

„Es war in den Tagen der tiefsten Erniedri-
gung Teutschlands, zu Anfang des Jahres 1807 — wo
das tcutsche Reich nach gerade tausendjähriger Dauer,
mehr noch durch innere unheilbare Mängel, als durch
äußere Gewalt zusammen gebrochen und dessen einzelne
Trümmer allmählig unterjocht wurden; — in dieser Lü-
stern Zeit war es, als der Kronprinz von Bayern, da-
mals ein zwanzigjähriger Jüngling, den Entschluß faßte,
dem teutschen Ruhme ein Denkmal zu stiften, mit ah-
nungsvoller, vom Erfolge nicht getäuschter Seele vorher-
schauend, daß derselbe nur augenblicklich verdunkelt, nicht
erlosch.en sep und daß aus den Trümmern des veralteten
Reicbsverbandcs dereinst, nach heldenmüthiger Befreiung,
ein kräftig verjüngter Staaten-Bund entstehen würde.

„Mit jugendlichem Feuer ergriff der Prinz die be-
geisternde Idee, mit männlicher Beharrlichkeit pflegte er
sie und verfolgte ihre Ausführung. Umsichtig und streng
wurde die Wahl der für Walhalla bestimmten Namen mit
selbst großen Männern bcrathen, sinnvoll der Ort ausge-
sucht, und schon waren viele Brustbilder, — alle aus weis-
sem Marmor und alle das Werk von Künstlern teutscher
Zunge, — vollendet, als der Kronprinz im Jahre 1821
die Ausführung des Gebäudes, welches alle diese Bilder
aufnehmen sollte, nach einem von ihm genehmigten Plane
dem trefflichen Baukünstler Leo von Klenze übertrug. Noch
in dem nämlichen Jahre wurde die Ausführung der ein-
zelnen Theile in den Marmorbrüchen des Untersberges,
eines Eigenthnmes Seiner Majestät des Königs, begon-
nen, und diese Vorarbeiten sind nunmehr so weit gedie-
hen, daß heute, — am siebzehnten Jahrestage der Leip-
ziger Schlacht, am Tage eines glorreichen, ächt teutschen
Sieges, — der Grundstein Walhalla's gelegt, und dieselbe
in sechs Jahren vollendet feyn kann.

„Ueberspringen wir mit geistigem Auge die Jabre bis
zu Walhalla's Vollendung und denken wir uns das Ge-
bäude prangend auf dieser Hohe in seiner ganzen Maje-
stät, welch' ein Anblick wird den Wanderer, der sich dem
Ufer der Donau naht, — den Schiffer, der sie durchse-
gelt, hier überraschen! Er gewahrt auf dem Gipfel dieses
Berges einen großartigen Tempel, von weißem Marmor,
würdige Halle der Verklärten, ruhend auf mächtigen dori-
schen Säulen, umgeben am Abhänge des Berges von cyclo-
pischen Mauern und bis tief hinab von prächtigen, nach
beiden Seiten auslaufenden steinernen Treppen, in deren.
Mitte sich die für die Brustbilder der noch Lebenden be-
stimmte Halle der Erwartung befindet.

„Der Wanderer geht jene Stufen hinauf, von den
Giebelfeldern des Tempels leuchten ihm Bildwerke in run-
der Arbeit entgegen, dem Andenken der Besiegung der Rö-
mer durch die Cherusker und des jüngsten Befreiungs-
Krieges gewidmet. Er tritt in den Tempel und sein er-
ster Blick fällt auf ein die Wände umlaufendes Fries,
darstellend der teutschen Urbewohner Einwanderung, Re-
ligion, Sitten und Gebräuche, Krieg und Verkehr bis auf
Wittekinds und seiner Sachsen Taufe, die Teutschlands
christliche Umgestaltung, geschlossen. Und unter diesem Fries
umringen den Wanderer die Bilder und Namen großer
Männer, die unser herrliches Vaterland, das Herz von
Europa, in allen öffentlichen Verhältnissen, in allen
Zweigen des Wissens und Könnens hervorgebracht hat.

„Die Reihe dieser Großen beginnt mit jenen alte»
Helden, an deren Urkraft zuerst die römische Weltmacht
sich gebrochen; ihnen folgt der Stamm Pipins von He-
ristal, einziges Beispiel einer vier Generationen hindurch
fortdauernden Geistesgröße; dann, nachdem diese Größe
in Karls Nachkommen allmählich erloschen, die Reihe der
edelsten und kräftigsten Kaiser aus sächsischem und fränki-
schem Geschlechte, die Hohenstaufen mit ihrem weit über
ihr Reich und weit über ihre Zeit hinaus ragenden Stre-
ben; endlich die Habsburger, vor allen der friedenbringende
Rudolph, der erste Marimilian, mit Recht der letzte Rit-
ter genannt, und die größte der Frauen, welche je geherrscht,
Maria Theresia. An diese Reihenfolge der Kaiser schlies-
sen sich die großen und guten Fürsten, die nicht dem ge-
lammten Reiche, sondern nur ihrem eigenen Lande, oder,
in Teutschland geboren, fremden Völkern vorgestanden in
verhängnisvoller Zeit mit bleibendem 'Ruhm, wie Bayerns
Otto und Marimilian, Hessens Amalia, Zweybrückens Karl
auf dem schwedischen, Wilhelm von Oranien auf dem eng-
lischen Throne, Preuffens einziger Friedlich, Anhalts
Katharina als Selbstyerrscherin der Neuffen.

„Alle diese Fürstenhäupter sind umgeben von den
größten Männern, die mit ihnen für Glauben und Wahr-
heit, für Ruhm und Freiheit, für Wissenschaft und Kunst
gelebt, gekämpft, gestorben. Feldherren, von dem Che-,
rusker Herrmann, der die Römer, — bis auf Schwarzen-
berg und Blücher, die heute vor siebzehn Jahren das fran-
zösische Kaiserthum besiegten; — ^ Glaubensmänner, wie
Nikolaus von der Flüe und Thomas von Kempis; —
Weise, .wie Leibnitz.und Haller; — Teutschlqnds erste
Dichter von dem Verfasser des gewaltigen Nibelungenliedes'
bis auf Schiller (möge Göthe noch lange in der Halle der
Erwartung verweilen!) — die Heroen der teutschen bil-
denden Kunst, der unser König neues Leben eingehaucht,
von den ältesten Meistern bis auf Mengs — endlich die
erhabenen Dioskurcu der teutschen Tonkunst, Gluck und
Mozart. .

„Die Geister all dieser großen Teutschen scheinen in

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